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Kippt Heinz-Hermann Thiele die Lufthansa-Rettung? Kurz vor der entscheidenden außerordentlichen Hauptversammlung liegen die Nerven bei Lufthansa jedenfalls blank - der Konzern warnte am Mittwoch eindringlich vor einem Scheitern des milliardenschweren Rettungspakets.
"Dies würde bedeuten, dass die Deutsche Lufthansa AG möglicherweise zeitnah zur Hauptversammlung ein insolvenzrechtliches Schutzschirmverfahren beantragen müsste, wenn es dann nicht unverzüglich zu einer anderen Lösung kommt", teilte die Fluggesellschaft mit.
Hintergrund sind Äußerungen des Großaktionärs Heinz Hermann Thiele in einem Interview in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", in denen er offene Kritik an dem Rettungspaket insbesondere an dem geplanten Einstieg des Bundes geäußert hatte.
"Ich glaube, man hätte intensiver verhandeln können", sagte Thiele der Zeitung. Anstelle direkter Staatsbeteiligung könnte der Bund neue Aktien laut Thiele auch indirekt über die staatliche KfW-Bank zeichnen. "Die hält sich zurück und befolgt strikte Regeln."
In einem Telefonat konnte Lufthansa-Chef Carsten Spohr Thiele laut Insidern nicht umstimmen. Nachverhandlungen am staatlichen Rettungsschirm gelten als ausgeschlossen. "Hier ist jeder Spielraum ausgeschöpft", sagte eine mit der Lage vertraute Quelle aero.de.
Lufthansa ruft Aktionäre zur Abstimmung auf
Seit Montag hält der süddeutsche Unternehmer 15 Prozent der Lufthansa-Aktien und könnte den Deal nach Einschätzung der Lufthansa blockieren.
"Der Vorstand geht aktuell davon aus, dass die Präsenz bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni unter 50 Prozent liegen wird", teilte Lufthansa mit.
Angesichts der Äußerungen Thieles halte es der Vorstand für möglich, "dass das Stabilisierungspaket die in diesem Fall erforderliche Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen verfehlen könnte." Bei einer Beteiligung von über 50 Prozent gelte hingegen die einfache Mehrheit - daher ruft Lufthansa alle Aktionäre zur Ausübung des Stimmrechts auf.
Thiele selbst hält sich zu seinen Absichten auf der Hauptversammlung bedeckt. "Sie werden zum jetzigen Zeitpunkt von mir keine Aussage erwarten, wie ich mich entscheide. Ich werde aber sicherlich hier nicht blockieren oder ausbremsen", sagte der Unternehmer, der Hauptaktionär beim Bremsen-Spezialist Knorr-Bremse ist. Er hoffe vielmehr, dass noch zuvor etwas bewirkt und in Bewegung gebracht werden könne.
Thiele sieht in Insolvenz "neue Möglichkeiten"
Die Frage, ob er gegen einen etwaigen Beschluss der Hauptversammlung vorgehen würde, beantwortete der 79-Jährige ebenfalls zurückhaltend. "So weit bin ich noch gar nicht", sagte er. "Ich sehe aber jetzt eine Chance, das Thema noch einmal aufzumachen."
Im Gegenzug für die Hilfe muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben. Spohr will den Anteilseignern zudem ein Sparkonzept präsentieren. Es drohen Stellenabbau und herbe Einschnitte.
Thiele schreckt die Drohkulisse einer Insolvenz offenbar nicht: "Es könnten sich daraus ebenso neue Möglichkeiten ergeben, auch wenn natürlich das Risiko steigt."
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 17.06.2020 11:15
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Festgestellt haben das sicher schon deutlich mehr als hier zugegeben wird. Vielleicht ändert sich die Meinung demnächst wieder mehr nach negativ, wenn CS die Kollekte startet.
Thiele ist der mit Abstand beste Mann in der Situation, er weiß wie man ein Unternehmen erfolgreich saniert
Wäre zu wünschen, aber Unternehmen ist nicht gleich Unternehmen.
Ein Automobil-Zulieferer, also ein reiner Industriebetrieb ohne Endkundenvertrieb, ist etwas völlig anderes als eine Airline, ein Dienstleister, der sein Geld hauptsächlich im Endkundengeschäft verdient.
Die notwendigen bzw die möglichen Optimierungsprozesse sind völlig andere.
Ob er das auch kann muss er erst noch rausbekommen...
So langsam werden einige im Forum feststellen, dass CS doch gar kein so schlechter Vorstandsvorsitzender war, als der er hier immer dargestellt wurde.
Thiele ist der mit Abstand beste Mann in der Situation, er weiß wie man ein Unternehmen erfolgreich saniert
Wäre zu wünschen, aber Unternehmen ist nicht gleich Unternehmen.
Ein Automobil-Zulieferer, also ein reiner Industriebetrieb ohne Endkundenvertrieb, ist etwas völlig anderes als eine Airline, ein Dienstleister, der sein Geld hauptsächlich im Endkundengeschäft verdient.
Die notwendigen bzw die möglichen Optimierungsprozesse sind völlig andere.
Ob er das auch kann muss er erst noch rausbekommen...
Dieser Beitrag wurde am 19.06.2020 07:20 Uhr bearbeitet.