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Minsk, 23. Mai 2021, 12:30 Uhr Ortszeit: Ryanair Flug 4978 von Athen nach Vilnius meldet sich bei der belarussischen Flugsicherung an.
Minsk Control hat keine guten Nachrichten für die Piloten: "Uns liegen Informationen vor, nach denen Sie eine Bombe an Bord haben." Die Flugsicherung bietet sogleich Minsk als Ausweichflughafen zur Notlandung an, wie aus einem von der belarussischen Seite veröffentlichten Auszug aus dem Funkprotokoll hervorgeht.
Die Ryanair-Piloten wollen es genauer wissen, haken nach: "Woher stammt diese Information?" Der Fluglotse druckst zunächst herum - und verweist schließlich auf eine "Email", die bei "mehreren Flughäfen" eingegangen sei.
Tatsächlich ploppte im Posteingang der Airports Vilnius nur wenige Minuten zuvor - um 12:25 Uhr Ortszeit - eine Bombendrohnung der Hamas gegen Ryanair-Flug FR4978 auf, berichten der oppositionelle Informationskanal "Dossier Center", "Der Spiegel" und "Daily Beast" in einer gemeinsamen Recherche unter Berufung auf Quellen vor Ort.
Staatliche Flugzeugentführung
Am Flughafen Minsk ging die Mail - Absender "ahmed_yurlanov1988@protonmail.com" - laut dieser Quellen allerdings erst um 12:57 Uhr Ortszeit - auf dem allgemeinen Kontaktkonto "info@airport.by" ein. Griechenland bestreitet, überhaupt je eine Bombenwarnung für FR4978 erhalten zu haben.
Nur 30 Kilometer vor EU-Luftraum drehte Ryanair-Flug 4978 nach Minsk ab - die Crew wurde mutmaßlich in der Luft von einer belarussischen MiG-29 bedrängt. In Minsk nahmen Polizeikräfte zwei Passagiere - den regimekritischen Journalisten Roman Protassewitsch und seine Lebensgefährtin - fest.
© aero.de | Abb.: Ryanair | 27.05.2021 11:21
Kommentare (8) Zur Startseite
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Was weißrussische Agenten angeht, gab es diesen Verdacht, weil nicht alle Passagiere nach dem Minsk-Aufenthalt eingestiegen sind. Es zeigte sich aber, dass die von Vilnius nach Minsk gebucht hatten und deswegen gleich in Minsk blieben.
Laut bloggenden Piloten ist es ueblich bei Ereignissen wie Bombendrohungen, Begleitflugzeuge zu schicken. Interessanter waeren Funkmitschnitte, die zeigen, dass der Pilot nicht freie Entscheidung hatte, wie Weissrussland sagt. Diese alternativen Funkmitschnitte gibts bisher nicht. Man kann wohl annehmen, dass es sich so abgespielt hat, wie die bisher veroeffentlichten Funkprotokolle sagen.
Auf den Seiten des Dossier.Center, dem Anti-Kreml-Projekt von Chodorkowsky, wurde veroeffentlicht, dass der Flughafen von Litauen die Droh-E-Mail um 12:30 Uhr bekommen hat. Also 5 Minuten bevor das Flugzeug vom ukrainischen in den weissrusssichen Luftraum wechselte.
http://translate.google.de/translate?u=https://dossier.center/bel-hamas/
Das Dossier.Center sagt aber auch, dass es herausgefunden habe, dass der Flughafen in Weissrussland diese E-Mail nicht bekommen habe, aber darauf reagiert hat. Amuesant.
Ich bin in den 90er Jahren sehr viel mit Korean Air von Frankfurt über Russland nach Seoul geflogen. Erst mit B747-300 mit Zwischenstop zum tanken in Moskau, später mit B747-400 nonstop. Damals konnte man ja auch noch ins Cockpit und da habe ich viele Stunden verbracht. Über Russland war es nicht unüblich von Kampfjets begleitet und überprüft zu werden. Die zeigten sich dann erst einmal kurz seitlich vor dem Bug, gingen dann etwas runter und hängen sich hinten an die B747 ran. Die Piloten wussten von der Anwesenheit, von den Passagieren in der Kabine hat die aber nie jemand gesehen. Die Jetpiloten kennen sehr genau die Toten Winkel der Kabinenfenster. Es reicht ja wenn die Cockpit Crew von der Anwesenheit weiß.