Friendly fire
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Schoss eine polnische MiG-29 auf ihren Flügelmann?

Polnische MiG-29
Polnische MiG-29, © Polnisches Verteidigungsministerium

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NADARZYCE - Über dem Trainingsgelände Nadarzyce in Polen soll der Pilot einer MiG-29 der polnischen Luftstreitkräfte versehentlich auf seinen Wingman gefeuert haben. Das melden polnische Medien. Offizielle Stellen sprechen lediglich von einem "Vorfall", bestreiten einen Beschuss aber. Was stimmt?

Zuerst die Fakten: am 14. Mai 2021 flog eine Rotte polnischer MiG-29 von der 41. Eskadra Lotnictwa Taktycznego aus Malbork eine Übungsmission im Luftraum der Woijwodschaft Großpolen.

Über dem Schießplatz Nadarzyce kam es dabei laut dem polnischen Verteidigungsministerium zu einem Zwischenfall, in dessen Folge eine der beiden MiG-29 außerplanmäßig landen musste.

Nach der Landung habe man Schäden im unteren Rumpfbereich des Flugzeuges festgestellt. Was genau geschehen ist, erklärt das Ministerium nicht. Die staatliche Flugunfallkommission habe eine Untersuchung eingeleitet.

Das polnische Internetportal Onet ging in einem Bericht vom Dienstagmorgen tiefer ins Detail. Demnach soll eine der beiden MiGs irrtümlich Schüsse aus der 30-Millimeter-Bordkanone auf die zweite MiG abgefeuert, und diese auch getroffen haben. Onet beruft sich nach eigenen Angaben auf interne Quellen aus Pilotenkreisen.

Nachdem die beschossene MiG-29 gelandet war, habe das Wartungspersonal Löcher in der Außenhaut des Flugzeugs entdeckt. Allerdings sei durch die Schüsse auch die Struktur beschädigt worden. Die Luftwaffe wolle den Kampfjet zwar instandsetzen, es gebe unter den Piloten jedoch "Bedenken, ob der technische Zustand nach der Reparatur gut genug ist, um die MiG sicher zu fliegen", so Onet weiter.

Was geschah wirklich?

Die offiziellen Stellen bestreiten die Darstellung von Onet ausdrücklich. Onet bleibt dagegen bei seiner Version und unterstreicht: "Der Pilot muss [den Beschuss] gespürt haben."

Parallel dazu zitiert Onet den ehemaligen Inspekteur der polnischen Luftwaffe, General Tomasz Drewniak. Dieser führt Defizite bei der Ausbildung der Besatzungen und bei der Anwendung geltender Sicherheitsregeln als Ursache für den Zwischenfall ins Feld.

Außerdem verweist das größte polnische Internetportal auf den schlechten Zustand der MiG-29-Flotte und listet Zwischenfälle der jüngeren Vergangenheit auf - darunter auch den Absturz einer MiG-29 im Juli 2018, bei dem der Pilot ums Leben kam, weil der Ausstieg mit dem Schleudersitz misslang.

Was am 14. Mai über Nadarzyce passierte, ist nicht abschließend geklärt Während die offiziellen Stellen abwiegeln, stützt sich die These vom "Friendly Fire" offenbar auf Informationen direkt aus dem Pilotenkorps. Das heißt nicht, dass diese auch stimmen müssen - die dürftigen Aussagen von Behördenseite entkräftigen den Verdacht jedoch nicht wirklich. Klarheit sollte der Untersuchungsbericht bringen - sofern er veröffentlicht wird.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Polnisches Verteidigungsministerium | 10.06.2021 13:35


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