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Kauft die US Air Force doch noch Airbus-Tanker?

Airbus A330 MRTT
Airbus A330 MRTT, © Airbus

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WASHINGTON - Es ist jetzt gut zehn Jahre her, dass Airbus im milliardenschweren Tankerwettbewerb der US Air Force gegen Boeing verlor. Nun könnte das Duell in eine neue Runde gehen. Die Air Force plant wieder einen Wettbewerb - und Airbus wittert zusammen mit Lockheed Martin Morgenluft.

Die Entscheidung war schon damals höchst umstritten: als das Pentagon Anfang 2011 Boeings KC-46A zum Sieger im KC-X-Wettbewerb erklärte, und damit dem US-Hersteller den Zuschlag erteilte, neue Tanker für die US Air Force zu liefern, geschah das keinesfalls kritiklos.

Denn viele Beobachter hielten das Konkurrenzmuster, den Airbus A330 MRTT, schon damals für das bessere Flugzeug. Drei Jahre zuvor hatte Airbus, zusammen mit Northrop-Grumman, die Ausschreibung gar gewonnen. Erst nach Protest von Boeing wurde das Bieterverfahren neu gestartet - mit dem besseren Ergebnis für den zuvor unterlegenen Rivalen.

"Nur im Notfall" einsatztauglich

Für Boeing entpuppte sich der Triumph jedoch als Pyrrhussieg. Nicht nur, dass die KC-46A erst 2019 mit drei Jahren Verspätung in den Dienst eintrat und dem Flugzeugbauer einen Verlust von bis jetzt rund fünf Milliarden US-Dollar einbrachte. Das "Pegasus" genannte Derivat der 767-200ER kämpft nach wie vor mit gravierenden Problemen.

Mittlerweile hat die US Air Force zwar 46 KC-46A übernommen, doch die fliegen nur im zweiten Glied.

Airbus A330 MRTT
Airbus A330 MRTT, © Airbus

David Goldfein, Stabschef der US Air Force, urteilte 2020 gegenüber dem US-Senat, er würde die KC-46A nur im absoluten Notfall als Tankflugzeug heranziehen – etwa dann, wenn es zu einem Krieg mit China oder Russland käme. Für ein Flugzeugprogramm, das antrat, um die veralteten KC-10 und KC-135 zu ersetzen, ein wenig schmeichelhaftes Statement.

Neue Chance für Airbus

Nicht zuletzt deshalb würde mancher Abgeordnete im Repräsentantenhaus die Verträge mit Boeing, die für die Air Force insgesamt 179 KC-46A vorsehen, am liebsten kündigen. Das wird zwar höchstwahrscheinlich nicht geschehen. Doch für Airbus und die A330 MRTT könnte sich bald trotzdem eine neue Chance auftun, bei der US Air Force Fuß zu fassen.

Denn das KC-X-Programm ist auf insgesamt 13 Baulose beschränkt. Die letzte Order wird für 2027 erwartet, mit Auslieferung im Jahr 2029. Die schiere Menge der dann im Dienst stehenden Pegasus-Tanker reicht allerdings nicht aus, um die KC-135 vollumfänglich zu ersetzen - selbst wenn bis dahin alle Kinderkrankheiten der KC-46 ausgeräumt sein sollten.

US Air Force Boeing KC-46A
US Air Force Boeing KC-46A, © Boeing

Deshalb bereitet die US-Luftwaffe aktuell die nächste Phase der Erneuerung der Tankerflotte vor - das Projekt KC-Y. "Die Air Force sucht Unternehmen, die in der Lage sind, kommerzielle Tankflugzeuge zu liefern, um die Tankflugzeugflotte der Air Force am Ende der KC-46A-Produktion zu ergänzen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Konkret geht es um eine Zwischenlösung, um die Zeit bis zu einem zukünftigen, komplett neuen Muster der nächsten Generation zu überbrücken. Die Anforderungen für diese "Brückentanker" werden gerade definiert. Die Air Force plant, die endgültige Ausschreibung bis Ende 2022 zu veröffentlichen.

Neuauflage eines alten Duells

Klar ist allerdings schon jetzt, dass als KC-Y lediglich Flugzeuge in Frage kommen, die 2029 sicher einsatzfähig und in vergleichsweise großer Zahl verfügbar sind. Die Rede ist von insgesamt 140 bis 160 Tankern, bei einer jährlichen Liefermenge von 15 Exemplaren. Außer den bekannten Platzhirschen KC-46A und A330 MRTT kommt deshalb wenig anderes in Frage - zumal die Anforderungen an die neuen Maschinen weitgehend auf jenen des KC-X-Programms aufbauen sollen.

Sowohl Airbus und Boeing haben laut US-Medien bereits signalisiert, sich dem Wettbewerb zu stellen. Boeing betont, man habe in den vergangenen Jahren viel gelernt und werde eine gründlich gereifte Version der Pegasus ins Rennen schicken.

Airbus dagegen kann daauf verweisen, dass sich die A330 MRTT bereits bei zahlreichen Nutzern weltweit bewährt hat und mehr oder weniger reibungslos arbeitet.

Zudem kooperieren die Europäer seit 2018 mit Lockheed Martin bei der "Bereitstellung von Luftbetankungs-Services zur Beseitigung aktueller Kapazitätsengpässe sowie zur Erarbeitung neuer Konzepte für die nächste Tankflugzeuggeneration".

Dieser Umstand und der schlechte Ruf des Gegners in weiten Teilen der Politik könnten Airbus bei der Neuauflage des alten Duells zum Sieg verhelfen. Lockheed Martin-Sprecher Rob Fuller geht verbal schon einmal in Position: "Wir (...) bieten eine einsatzbereite Lösung, um die zukünftigen Tankeranforderungen der Air Force zu erfüllen."
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Airbus | 22.06.2021 05:25

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Beitrag vom 22.06.2021 - 18:33 Uhr
So ne Story kann man sich auch nicht ausdenken. Mit Gewalt bewusst den schlechten Schrott gekauft, weil USA drauf steht und dann auf dem Hof vergammeln lassen und das alte Gerät weiter kaputt ranzen.

Die F35 ist genau so ein Erfolgsprojekt Made in the USA

Protektionismus im Rüstungsbereich ist nichts Neues; gerade wir Europäer sind auch nicht ohne, was das Thema angeht. Fehlschläge kommen dabei regelmäßig vor, siehe der Kampfhubschrauber Tiger. Neu ist allenfalls, dass ein Konzern auf Politik und Justiz derart Einfluss nimmt, wie damals Boeing.


Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Amerikaner der weltweit größte Betreiber von Airbus Helicopter sind. Also ist nicht alles buy USA.
Beitrag vom 22.06.2021 - 17:08 Uhr
So ne Story kann man sich auch nicht ausdenken. Mit Gewalt bewusst den schlechten Schrott gekauft, weil USA drauf steht und dann auf dem Hof vergammeln lassen und das alte Gerät weiter kaputt ranzen.

Die F35 ist genau so ein Erfolgsprojekt Made in the USA

Protektionismus im Rüstungsbereich ist nichts Neues; gerade wir Europäer sind auch nicht ohne, was das Thema angeht. Fehlschläge kommen dabei regelmäßig vor, siehe der Kampfhubschrauber Tiger. Neu ist allenfalls, dass ein Konzern auf Politik und Justiz derart Einfluss nimmt, wie damals Boeing.
Beitrag vom 22.06.2021 - 16:49 Uhr
Ich denke, der Hauptgrund für Airbus für eine Beteiligung an der Ausschreibung war und wird wieder sein, dass Boeing auf diese Weise zu einer Kalkulation mit geringer Gewinnmarge gezwungen wird.


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