Flug CX86
Älter als 7 Tage

Auf direktem Kurs in die Katastrophe

Atlas Air Boeing 747-400
Atlas Air Boeing 747-400, © Atlas Air

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HONGKONG - Vor vier Jahren ist eine Boeing 747-8F in Hongkong denkbar knapp einer Katastrophe entgangen. Der Abschlussbericht zu Flug CX86 kennt die Ursache für den Beinahecrash auf Lantau - in einer hektischen Startvorbereitung ging ein Wegpunkt unter. Doch weshalb?

Hongkong, 24. September 2017: Cathay Pacific hat die Boeing 747-8F N856GT von Atlas Air für einen Frachtflug nach Anchorage gechartert. Um 23:44 Uhr hebt CX86 von Runway 07R ab.

Unmittelbar nach dem Start schert die 747-8F aus dem sicheren Abflugkorridor nach rechts aus. "Die Flugsicherung hat die Crew daraufhin informiert, dass der Frachter vom Kurs abgekommen ist", schreibt die Hongkonger Flugunfallbehörde AAIA in dem jetzt vorgelegten Abschlussbericht.

Zeitgleich - die 747-8F hat 2.000 Fuß Flughöhe über dem Meer erklommen - warnt die Computerstimme des Bodenkollisionswarnsystems die Piloten: "Terrain, Terrain - Pull up!" Denn die vollgetankte 747-8F fliegt direkt auf Lo Fu Tau auf Lantau Island zu. Die maximale Erhebung des Geländes liegt hier bei 1.527 Fuß.

Die Piloten ziehen die 747-8F hoch, überfliegen Lantau letztlich mit 670 Fuß - rund 204 Meter - über Boden. Zwei Minuten nach dem Start ist die Lage an Bord wieder unter Kontrolle. CX86 fliegt ohne weitere Zwischenfälle nach Alaska.

Unerwartete Abflugstrecke

Warum geriet die 747-8F auf Abwege? Umittelbar vor dem Start hat die Crew den Wegpunkt PORPA "manuell" aus der Abflugroute gestrichen "und Wegpunkt PORSH zum ersten aktiven Wegpunkt nach dem Start" im Flugcomputer deklariert, schreibt die AAIA im Abschlussbericht.

Modifizierte Abflugstrecke
Modifizierte Abflugstrecke: Kein Bogen um Lantau, © AAIA

Die Piloten hatten in der Flugvorbereitung demnach fest mit einem Start entlang der Standard-Abflugstrecke RASSE 3A gerechnet. Weil Flug CX86 als Wet-Lease von Cathay Pacific geführt wurde, wies die Flugsicherung der Crew dann jedoch - kurz vor dem Start - die übliche Cathay-Abflugstrecke RASSE 1E zu.

"Die Besatzung war mit RASSE 1E nicht vertraut, es war das erste Mal, dass die Besatzung diese Freigabe erhielt", heißt es in dem Bericht. Unter dem in Hongkong auch bei Nacht üblichen Zeitdruck programmierte die Crew die neue Abflugstrecke ein - und entfernte "PORPA" - und damit den Schlenker um Lantau - aus dem Kurs.

"Nach einer Besprechung der Besatzungsmitglieder und möglicherweise aufgrund des wahrgenommenen Zeitdrucks wurde entschieden, dass der Wegpunkt PORPA nicht Teil der (neuen, Red.) Abflugstrecke ist", hält der AAIA-Bericht fest.
© aero.de | Abb.: Atlas Air, AAIA | 20.09.2021 13:23

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Beitrag vom 21.09.2021 - 09:02 Uhr
Wie immer, der genaue Hergang ist im AvHerald sehr gut beschrieben, da sollten keine Fragen offen bleiben!
BTW, der Kapitän hatte bereits 32000 Flugstunden, besser, er geht bald in Rente!
Gerade bei 3 Crewmember sollte dieser Fall eigentlich nie auftreten, selbst wenn der Relief Copilot noch nie in HKG war,
die geographische Lage hätte eigentlich allen klar sein sollen
Eine Anmerkung an die Redaktion: Der Flieger war mit Sicherheit nicht vollgetankt, bis ANC braucht der das auch nicht.
Als Frachter ist man ja ohnehin oft sehr schwer, und hier wird man mit MTOW gestartet sein!
Beitrag vom 20.09.2021 - 15:18 Uhr
Eine Anmerkung an die Redaktion. Das Bild im Artikel mit der Bildunterschrift "Atlas Air Boeing 747-8" ist leider falsch deklariert. Bei der abgebildeten N418MC handelt es sich um eine 747-400F MSN 32840, Erstflug 12.2002.
Beitrag vom 20.09.2021 - 14:01 Uhr
Sehr interessant. Es ist immer schön, mal nach Abschluss der Untersuchungen die Details dessen, was abgelaufen ist, zu lesen.

Danke Redaktion


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