Norwegian winkt Boeing mit dem Zaunpfahl

OSLO - Nicht nur Airbus und Qatar Airways zanken vor Gericht. Ein Rechtsstreit zwischen Norwegian und Boeing über stornierte 737 MAX belastet auch hier das Verhältnis. Airlinechef Geir Karlsen will langsam Klarheit über die langfristige Flottenstruktur schaffen - und drängt Boeing zu einer Einigung.

Norwegian hat 2021 knapp die Kurve gekriegt. Ein Sanierungsplan wendete eine drohende Insolvenz der Airline ab. Airbus biss dafür in einen den Apfel und akzeptierte einen Rückzug von Norwegian aus Aufträgen für 88 A320neo. Boeing stellte sich quer.

"Wir müssen sehen, dass wir da weiterkommen - und ob ein Deal mit Boeing überhaupt möglich ist", sagte Karlsen jetzt der Nachrichtenagentur "Reuters". Norwegian hatte 2020 verbliebene Aufträge über 92 737 MAX und fünf 787-9 storniert - Boeing will das nicht akzeptieren.

Airline und Hersteller beharken sich inzwischen seit rund einem Jahr vor Gericht. Norwegian fordert Schadensersatz für die Groundingphase der 737 MAX, Boeing pocht auf Vertragserfüllung. "Es ist nicht einfach, einen Flottenplan um Boeing zu bauen, während wir mit ihnen mitten in einem Gerichtsverfahren stecken", warnte Karlsen.

Airbus-Joker

Den Neustart im Mai 2021 hatte Norwegian komplett mit 51 737-800 gestemmt. In diesem Jahr will die Airline mindestens 13 zusätzliche Flugzeuge aus Leasingverträgen aktivieren, darunter wenigstens zwei 737 MAX.

Karlsen hat ein Ass im Ärmel. Die Airline hat sich von Leasingfirmen zusichern lassen, anstelle von 737 und 737 MAX "neue Flugzeugtechnologie" von Airbus beziehen zu können - und will zusätzlich bald über eine eigene Flugzeugbestellung entscheiden. Die 737 sei zwar weiterhin das favorisierte Modell, sagte Karlsen "Reuters". "Aber die Zeit wird langsam knapp..."