Sudan
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Mehrere zivile Flugzeuge bei Gefechten in Khartum beschädigt

Flugzeuge im Sudan im Kreuzfeuer
Flugzeuge im Sudan im Kreuzfeuer, © TSL

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KHARTUM - Angesichts der schweren Gefechte im Sudan wollen Airlines aus Saudi-Arabien und aus Ägypten ihre Flüge in das Land vorerst aussetzen. Saudi Arabian Airlines stelle nach einem Zwischenfall am Flughafen von Khartum bis auf weiteres alle Verbindungen von und in den Sudan ein, teilte die Fluggesellschaft am Samstag mit.

Nach Angaben des Unternehmens sei eine ihrer Maschinen - mit Passagieren und Crew an Bord - vor ihrem Abflug am Morgen durch Schüsse beschädigt worden. Berichte über Verletzte gab es nicht. Unklar war zunächst, wer die Schüsse abgeben hat.

"Flüge von und in den Sudan wurden ausgesetzt, um die Sicherheit der Gäste und der Besatzung zu gewährleisten", teilte die Airline mit. Sie hatte zunächst von einem "Unfall" gesprochen.

Die staatliche ägyptische Fluggesellschaft Egyptair kündigte an, angesichts der Sicherheitslage im Nachbarland für 72 Stunden alle Flugverbindungen von und nach Khartum auszusetzen.

Flugzeuge im Sudan im Kreuzfeuer, © TSL
 
Die ukrainische Fluggesellschaft SkyUp bestätigte ebenfalls Treffer an einer 737-800. Menschen wurden nach ersten Angaben nicht verletzt.

Zuvor war ein seit Wochen schwelender Konflikt zwischen dem sudanesischen Militär und der mit der Armee rivalisierenden paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF) eskaliert. Die RSF nahmen nach eigenen Angaben den Präsidentenpalast und den Flughafen von Khartum ein. Die sudanesische Armee widersprach dem jedoch auf Twitter.

Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen der Armee unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan und den Paramilitärs, die im Zuge eines politischen Übergangsprozesses eigentlich in die Streitkräfte integriert werden sollen.

Seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April 2019 hat das Militär unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan die Macht im Land. Armee und RSF unter Anführer Mohammed Hamdan Daglo hatten im Herbst 2021 gemeinsam erneut die Macht übernommen, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern.

Lage "extrem gefährlich"

Der Streit verzögert den von Machthaber al-Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Bei einer Eskalation wurden gewaltsame Zusammenstöße befürchtet, die in einen Bürgerkrieg münden könnten.

Der US-Botschafter im Sudan, John Godfrey, bestätigte auf Twitter, dass in Khartum Schüsse und Kämpfe zu hören waren. Er warnte, dass eine Eskalation der Spannungen zwischen militärischen Einheiten "extrem gefährlich" sei. Die Botschaft rief ihr Personal und US-Bürger im Sudan auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Das Auswärtige Amt in Berlin sprach von "schweren bewaffneten Auseinandersetzungen", die auch den Flughafen Khartum beträfen. Dort sei der Flugbetrieb offenbar ausgesetzt worden, hieß es. Die Lage sei unübersichtlich. "Bleiben Sie an einem sicheren Ort und meiden Sie alle Fahrtbewegungen", mahnte das Ministerium.

Der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen im Sudan, Volker Perthes, forderte eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen. Beide Seiten müssten die Sicherheit des sudanesischen Volkes gewährleisten und auf weitere Gewalt verzichten. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. "Eine Eskalation wird die Situation nur weiter zuspitzen", warnte er über Twitter.

Die Sicherheit der Bürger habe die oberste Priorität. Der italienische Außenminister Antonio Tajani rief ebenfalls zum Dialog und zur Beendigung der Gewalt auf. Er verfolge die Ereignisse genau, schrieb er auf Twitter.

Erst am Donnerstag hatte die sudanesische Armee vor einer Mobilisierung der RSF gewarnt. Beobachter sahen in der Mobilmachung eine Drohgebärde gegen Machthaber und Oberbefehlshaber al-Burhan. Zuletzt hatte sich Daglo überraschend für einen schnellen Übergang zu einer Zivilregierung ausgesprochen und sich damit in Opposition zu al-Burhan gestellt.

Den ursprünglichen Plänen zufolge hätte sich al-Burhan spätestens 2021 aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen. Stattdessen putschte sich das Militär erneut an die Macht und verschob demokratische Wahlen auf unbestimmte Zeit. In dieser Woche verschob das Militär die Ernennung eines neuen Premierministers und verzögerte die Machtübergabe erneut. Im dem nordostafrikanischen Staat leben rund 46 Millionen Menschen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: TSL | 15.04.2023 18:09


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