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Wann darf die Il-114-300 wieder abheben?

Iljuschin Il-114-300
Iljuschin Il-114-300, © UAC

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MOSKAU - Russlands Zivilluftfahrt setzt große Hoffnung in die Iljuschin Il-114-300 - die Turboprops sollen westliche Flugzeuge ablösen. Doch die Flugtests mit dem Regional-Turboprop sind immer noch ausgesetzt. Nach einem Absturz im August 2021 müssen erst die Triebwerke "verfeinert" werden. Mit Erfolg?

Eigentlich ist die Iljuschin Il-114-300 ein recht ausgereiftes Flugzeug - sollte man zumindest meinen. Immerhin reichen die Wurzeln der Zweimot bis in die 80er-Jahre zurück, und die erste Generation der Il-114 feierte ihren Erstflug bereits 1990.

Dass diese erste Ausführung kapital floppte und nur 20 Exemplare gebaut wurden, lag weniger am Flugzeug selbst, als an den politischen Umständen der damaligen Zeit. Die neue Il-114-300, Ende 2020 zum ersten Mal geflogen, unterscheidet sich optisch denn auch kaum von ihrer glücklosen Vorgängerin.

Die Änderungen liegen vor allem im Inneren der Zelle - und hier steckt der Teufel im Detail, oder besser: in den Triebwerken.

Die Motoren der Il-114-300 sind der Grund, warum die Flugerprobung der Maschine schon seit fast zwei Jahren ruht, und auch ein bereits fertiger zweiter Prototyp noch immer nicht den Erdboden verließ.

Denn während die alte Il-114 wahlweise mit Pratt & Whitney PW127-H-Turbinen oder russischen Klimow TW7-117 angeboten wurde, haben die Russen in der Il-114-300 das aus letzterem Antrieb abgeleitete, modernisierte TW7-117ST-01 verbaut.

Das wiederum kam - in einer leicht abgewandelten Version - auch beim neuen russischen Militärfrachter Il-112W zum Einsatz, dessen einziger Prototyp am 17. August 2021 nahe Kubinka abstürzte - weil eines der Klimow-Triebwerke unterwegs in Flammen aufging.

Seither versuchen Russlands Triebwerksbauer, die Ursachen für die verhängnisvolle Fehlfunktion zu beseitigen und den Klimow-Turboprop betriebssicher zu machen. Dass seit dem Absturz von Kubinka keine Il-114-300 mehr in der Luft war (und das Il-112W-Projekt komplett auf Eis gelegt wurde), zeugt davon, dass der Durchbruch diesbezüglich auf sich warten lässt.

Dabei bräuchten Russlands Airlines die Il-114-300 dringend, ist sie doch wichtiger Teil der von der Regierung verkündeten Strategie für den massiven Wechsel auf russisches Fluggerät bis zum Jahr 2030. 70 Exemplare des Regionalflugzeugs sollen bis zu dieser Deadline aus der Halle rollen. Und wenn alles wie geplant verlaufen wäre, könnte die Il-114-300 jetzt tatsächlich kurz vor der Zulassung stehen.

Flugtests "in naher Zukunft"

Es ist aber nicht wie geplant verlaufen - und deswegen wird es bis zur ersehnten Zertifizierung mindestens ein Jahr länger dauern. Selbst das kann jedoch nur gelingen, wenn Iljuschin die Flugtests mit der Il-114-300 zeitnah wieder aufnimmt.

Im Dezember letzten Jahres unterzeichnete der russische Premierminister Michail Mischustin vor diesem Hintergrund ein Dekret, gemäß dessen der Staat die weitere Entwicklung des Il-114-300-Triebwerks mit 158 Millionen Rubel unterstützt (1,77 Millionen Euro).

Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur "Tass" sagte jetzt der stellvertretende Industrie- und Handelsminister Oleg Bocharow, man werde die Zertifizierungsflüge mit der Il-114-300 "in naher Zukunft" wieder aufnehmen.

Der Prototyp habe bereits mit vorbereitenden Bodentests begonnen. Die "Verfeinerung des Flugzeugtriebwerks" habe für eine gewisse Verzögerung gesorgt. Bleibt zu hoffen, dass die "Verfeinerung" erfolgreich war - und nicht noch einmal ein TW7-117ST den Absturz eines Flugzeuges verursacht.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: UAC | 23.04.2023 07:46


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