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Vor zwei Jahren hatte der Absturz die damalige Messe überschattet. Bei dem Absturz der Air-France-Maschine waren am Pfingstmontag 2009 alle 228 Menschen an Bord ums Leben gekommen, darunter 28 Deutsche. Heute weiß man zwar mehr, steht aber vor der Frage: Warum stürzte das Flugzeug trotz einer gut ausgebildeten Cockpit-Crew aus 11.500 Metern Höhe in den Atlantik?
Dennis Bonnet von der Thales-Tochter ODICIS hat zumindest eine Erklärung parat: "Es gibt in der Tat das Phänomen, dass auch erfahrene Piloten mitunter einfach nicht wahrhaben wollen, was sie sehen." Der Manager weiß, wovon er spricht: Er entwirft das Cockpit der Zukunft, "Cockpit 3.0". Sein in Bordeaux ansässiger Arbeitgeber hat militärische wie auch zivile Kunden: "Wir beschäftigen in unserem Team auch Psychologen, weil wir menschliche Unzulänglichkeiten bei unseren Entwürfen berücksichtigen müssen."
Das in Le Bourget von ODICIS präsentierte Cockpit versucht, die Informationen für die Piloten so übersichtlich wie möglich aufs Wesentliche zu reduzieren. Es besteht im Grunde aus einem riesigen Bildschirm, der auch visuelle Simulationen und Kamerabilder zeigt - selbst von den Triebwerken.
Notschalter im Cockpit
Der US-Elektronikhersteller Rockwell Collins geht sogar noch einen radikalen Schritt weiter: Er entwickelte einen Alarmknopf für Piloten, um ihr Flugzeug durch einen automatischen Stabilisierungsmodus aus Notsituationen zu bringen oder sie sogar automatisch landen zu lassen.
Warum also nicht gleich ganz ohne Piloten fliegen, wie es bei den unbemannten Aufklärungsfliegern der Militärs (Drohnen) mittlerweile normal ist? Obwohl Bonnet von seinen elektronischen Cockpit-Entwürfen überzeugt ist, hält er automatisch fliegende Flugzeuge für ausgeschlossen. "Gerade das Beispiel der Drohnen zeigt, warum das für die Sicherheit fatal wäre", meint er. Drohnen würden von Bodenpersonal ferngesteuert, das keinen eigenen Bezug zum Fluggerät hat. Piloten dagegen sitzen in der Maschine, haben also auch ein persönliches Eigeninteresse, die Maschine heil wieder zu landen.
"Die Amerikaner sprechen vom "Common Fate-Faktor", sagt Bonnet - dem gemeinsamen Schicksal von Pilot und Maschine. Der britische Flugkapitän und Luftfahrtexperte David Learmount sieht es ähnlich: "Es führt zu einem völlig anderen Verhalten." Er ist überzeugt, dass auch modernste Technik Piloten im Cockpit nicht ersetzen kann - auch wenn die gelegentlich trotz bester Ausbildung Fehler machen würden.
© dpa-AFX | Abb.: Thales Avionics | 24.06.2011 08:26
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