Verlustreiche Tochter
Älter als 7 Tage

Lufthansa besiegelt Verkauf von BMI an IAG

Bmi
bmi Airbus A319, © world-of-aviation.de, Bjoern Schmitt Aviation Photography

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FRANKFURT - Die Lufthansa wird ihr Sorgenkind British Midland (BMI) an die Mutter von British Airways los. Die International Airlines Group (IAG), in der sich die britische Fluggesellschaft mit der spanischen Iberia zusammengeschlossen hat, erhielt am Donnerstag den Zuschlag für die verlustreiche BMI. Der zweite Interessent, der Konkurrent Virgin Atlantic des britischen Milliardärs Richard Branson, geht leer aus - sofern die Wettbewerbshüter das Geschäft genehmigen.

Trotz des Bieterwettkampfs wird die Lufthansa für BMI allerdings kein Geld bekommen. Der Bruttopreis beträgt zwar 172,5 Millionen britische Pfund (207 Mio Euro), wie Europas größte Fluggesellschaft am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Doch im Kaufvertrag wurden so viele negative Faktoren vereinbart, dass die Lufthansa BMI nach eigener Darstellung nur mit einem deutlichen Verlust los wird.

Erhebliche Lasten

Der Dax-Konzern übernimmt den Pensionsfonds von BMI - und damit erhebliche Lasten, die die Verkaufsverhandlungen zuvor erschwert hatten. Außerdem ist offen, ob er die Regionalflugsparte von BMI und den Billigflieger BMI Baby vor dem Vollzug des Geschäfts noch separat verkaufen kann. Dies würde das Minus verringern. Trotzdem soll sich der BMI-Verkauf für die Deutschen nach rund einem Jahr rechnen. Bereits im ersten Quartal 2012 wollen die Vertragspartner das Geschäft abschließen.

Die Lufthansa stehe künftig finanziell besser da, machte ihr Vorstandschef Christoph Franz deutlich. Dies sei eine Voraussetzung, damit der Konzern in Zukunft profitabel wachsen könne. Für BMI und ihre Mitarbeiter bedeute der Verkauf an IAG die nachhaltigste Zukunftsperspektive. IAG-Chef Willie Walsh kündigte allerdings an, Arbeitsplätze bei BMI zu streichen. Dies sei angesichts der anhaltenden Verluste unvermeidlich. Derzeit beschäftigt BMI 3.600 Mitarbeiter.

Kursgewinne

Am Aktienmarkt wurde die Mitteilung mit Kursgewinnen quittiert. Die Lufthansa-Aktie sprang bis zum frühen Nachmittag in einem freundlichen Umfeld um 1,2 Prozent in die Höhe. Die Konditionen des Vertrages seien zwar weitgehend bekannt gewesen, sagte ein Händler. Dennoch helfe der Abschluss nun dem Aktienkurs. IAG-Papiere legten um 2,48 Prozent zu.

Die Lufthansa trennt sich mit BMI von einem jahrelangen Verlustbringer. Der Konzern hatte die Gesellschaft Mitte 2009 übernommen und seither nicht in die Gewinnzone gebracht. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres flog die Tochter einen operativen Verlust von 154 Millionen Euro ein - das sind 71 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dem Unternehmen machten zuletzt unter anderem die Unruhen in Nordafrika zu schaffen.

Standort Heathrow im Blick der Kartellwächter

Für die British Airways-Mutter IAG sind vor allem die zahlreichen Start- und Landerechte vom BMI am Londoner Flughafen Heathrow interessant. IAG erhält nach eigenen Angaben durch den Kauf bis zu 56 dieser so genannten Slots pro Tag zusätzlich. Der Standort Heathrow gilt als wichtiges Sprungbrett für die Transatlantik-Routen. Walsh stellte neue Langstreckenverbindungen vom Flughafen Heathrow in Aussicht. Am Regionalfluggeschäft von BMI und dem Billigflieger BMI Baby ist IAG hingegen nicht interessiert.

Beobachter gehen nun davon aus, dass sich die Kartellbehörden die Wettbewerbslage in Heathrow genau anschauen werden. Konkurrent Virgin kündigte bereits Widerstand an: Das Unternehmen werde die Kartellbehörden auffordern, den Deal zwischen Lufthansa und IAG zu stoppen. Virgin fürchtet, dass der Platzhirsch sonst übermächtig wird.
© dpa-AFX | Abb.: world-of-aviation.de, Bjoern Schmitt Aviation Photography | 22.12.2011 08:34

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Beitrag vom 22.12.2011 - 21:40 Uhr
Aus meiner Sicht war BMI noch nie im LH-Konzern zuhause; ......

Aber was ich nicht verstehe: Wenn LH den Laden nicht auf vordermann bringen kann, was will denn die IAG damit??


Dem ersten Teil deiner Aussage kann ich auf Grund eigener Erfahrung nur zustimmen:

Swiss, AUA sowie Air Dolomiti Personal kennen sich mit den Gegebenheiten und Gepflogenheiten im LH-Konzern inkl. des Vielfliegerprogramms "miles-and-more" recht gut aus und wissen meist auch um die Hard- wie Soft-Perks für Statuskunden.
ANA, US, United und Continental Personal kennt immerhin die StarAlliance, weiß, dass es für Statuskunden der Allianz Vorteile gibt und recherchiert diese bei Unwissenheit / in fraglichen Fällen immerhin.

Lediglich das BMI-Personal, welches ich bisher erleben durfte, schert bei der Betreuung von LH und/oder *A Kunden aus Reihe aus und will von nichts wissen.
Als Ausnahme ist der Fairness halber die BMI-Lounge in LHR zu nennen. In Anbetracht der deutlich besseren Qualität als die *A Gold Lounge ist die BMI Lounge nicht nur von den zahlreichen *S-Kunden sehr gerne frequentiert.


Zum zweiten Teil:

IAG will die Slots in LHR - das ist der entscheidende Punkt an der Sache.

Ohne es genau zu wissen oder recherchiert zu haben:
Vielleicht sieht die IAG in MBI auch eine Option langfristig eine eigene, günstigere Feedertochter aufzubauen. Dies ist allerdings reine Spekulation meinerseits, da ich kein tieferes Wissen habe.



@all

Bzgl. LH und dem Pensionsfond:

Hat einer von euch eine Ahnung, ob LH vertraglich gebunden ist, diesen zu übernehmen/zu bedienen?
Wieviele und welche Pensionäre fallen in die Verantwortlichkeit der LH?
Betrifft dies nur Bestandspensionäre oder auch künftig in Rente gehende Arbeitnehmer?
Beitrag vom 22.12.2011 - 20:12 Uhr
Es zahlen nicht nur die Aktionäre und Mitarbeiter drauf sondern in gleichem Umfang auch die Kunden und Lieferanten. Und massgeblich beteiligt an Unternehmenskäufen/verkäufen ist immer auch der Aufsichtsrat.
Daher ist auch die weitere Entwicklung mit AUA genau zu beobachten.
Muss man erst bis zur nächsten HV warten müssen um einigermassen detaillierte Zahlen über das gesamte Ausmaß des Gesamtverlustes dieses Engagements zu erfahren ?
Beitrag vom 22.12.2011 - 15:08 Uhr
Eine Liquidation von BMI wäre für die LH mit hoher Wahrscheinlichkeit teurer. Die bestehenden Verträge, wie Leasing-, Arbeits-, Mietverträge etc., wären bis zum nächstmöglichen Kündigungstermin fortzusetzen gewesen. Bei einer vorzeitigen Beendigung sind Schadenersatzansprüche zu erwarten etc. pp. Daher ist ein Verkauf zum Nulltarif mit der Übernahme des Pensionsfonds durch die LH, den diese auch bei einer Abwicklung "am Bein" gehabt hätte, aus meiner Sicht die bessere Lösung,


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