Transatlantik-Nische
Älter als 7 Tage

Boeing berät mit Airlines über 757-Nachfolger

SEATTLE - Boeing hat sich mit etwa 30 seiner Kunden über eine Neubesetzung der Nische im Transatlantikverkehr beraten, in der Airlines auch elf Jahre nach Einstellung der Produktion auf die 757 setzen. Airbus hat sich in dieser Frage bereits festgelegt und baut eine A321neoLR, die ab 2019 verfügbar sein wird.

Boeing ist hingegen überzeugt, dass eine ideale Lösung in einem Airframe liegt, der größer ist als bei aktuellen Standardrumpfflugzeugen - anstatt wie Airbus durch Zusatztanks Reichweiten zu erhöhen, sagte Boeing Chefverkäufer John Wojick am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern.

Thomson Boeing 757-200
Thomson Boeing 757-200, © Flughafen Salzburg

Kunden wie Delta Air Lines Vorstand Richard Anderson und ALC-Chef Steve Udvar-Hazy drängen die Hersteller dazu, die Lücke zwischen den größten Standardrumpfflugzeugen - den Arbeitstieren der weltweiten Airlineflotte - und den kleinsten Großraumjets für Langstrecken wieder zu schließen.

"Wir versuchen herauszufinden, was unsere Kunden dabei wirklich suchen", sagte Wojick. Basierend auf dem Feedback der Airlines sehe Boeing Chancen für "Flugzeuge, die etwas größer als die 737 MAX 9 sind und eventuell etwas längere Strecken fliegen".

ALC wurde am Dienstag erster Kunde des neuen A321neo Derivats, das mit einem dritten Tank bis zu 206 Passagiere über den Atlantik bringen und nonstop Distanzen von 4.000 nautischen Meilen bewältigen soll.

Dies entspreche etwa 500 Meilen zusätzlicher Reichweite gegenüber der Basisversion der A321neo und gehe über die 3.850 Meilen hinaus, die eine 757-200 mit Winglets zurücklege, ordnet Luftfahrtanalyst Robert Stallard die Zahlen ein.

Airbus sieht einen Absatzmarkt für den Ersatz von 469 derzeit noch aktiven 757 plus 500 weitere Flugzeuge.

Nur "50 bis 60" 757 seien derzeit noch auf Langstrecken unterwegs, die später auch von der neuen Airbus-Variante geflogen werden könnten, widerspricht Boeing Marketingchef Randy Tinseth. Der von Airbus vergegenwärtigte Bedarf von 1.000 Flugzeugen sei "ein klein bisschen übertrieben".

Kleine Transatlantiker sind indes nicht nur für Netzwerkairlines eine attraktive Flottenergänzung. Günstigflieger Norwegian skizzierte unlängst Pläne für Flüge zwischen Sekundärflughäfen an der US Ostküste und in Europa. Solche Verbindungen werde man mit der 737 MAX 9 aufbauen, sagte Airlinechef Björn Kjos.

Tinseth: MAX schließt auf

Die neukonstruierte A321neo verkauft sich mit 755 zu 286 Aufträgen weiterhin deutlich besser als das Gegenstück von Boeing, die 737 MAX 9.

Bei Flugzeugen für 160 bis 189 Passagiere, Boeing sieht hier das Herz im Single Aisle-Markt, konnte Seattle laut Tinseth mit stärkeren Verkäufen zuletzt wieder Boden gut machen. Für die 737 MAX 8 liegen inzwischen 2.212 Aufträge vor, die A320neo kommt auf 2.817 Bestellungen, war allerdings auch früher erhältlich.

Zum dritten Mal in Folge lieferte Boeing 2014 mehr Flugzeuge aus als Airbus. Airbus verkaufte vergangenes Jahr aber mehr Flugzeuge als Boeing. Beim Auftragsvolumen hatten wiederum die Amerikaner, dank eines höheren Anteils neu bestellter Großraumflieger, die Nase vorn.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: world-of-aviation.de, Björn Schmitt Aviation Photography | 14.01.2015 09:36

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Beitrag vom 15.01.2015 - 18:24 Uhr

Ich selbst habe das schon zweimal bei EADS-Privatanlegertreffen angemeckert, und gestern bei der Pressekonferenz hat eine Journalistin knallhart gefragt, wie Airbus es sich vorstellt, 60 Prozent Markanteil zu halten, wenn man nur 40 Prozent der Fertigungskapazität hat.

1. Frage: was ist an dieser Frage "knallhart"? Oder sind die Manager solche Weicheier, dass sie die sich logischerweise ergebende Frage als Knallhart empfinden?
2. wie war denn die Antwort?
Beitrag vom 15.01.2015 - 18:08 Uhr
Nach Durchsicht der bisherigen Kommentare ein paar Anmerkungen:

1. Produkte und Märkte stehen in Wechselwirkung. Nachdem bisher KEIN echter 752-Nachfolger verfügbar und jene im Betrieb nach heutigen Standards zu teuer war, mußten die Airlines sich mit Jets kleinerer Reichweite begnügen und ihre Netze entsprechend abspecken. MIT einem Nachfolger werden sich die Netzstrukturen (und damit der Markt für diese Flugzeuge) wieder zurückverschieben oder die "ex-752-Nische" sogar gegenüber den guten alten Tagen der 757 noch zu erweitern.

2. Das Problem in Toulouse ist nicht, daß es zu wenige Flugzeuge verkauft, sondern daß seine Fertigungskapazität nicht reicht. Jeder verkaufte A..LR schubst daher derzeit einen A..nonLR aus dem Kalender, so wie die zahlreichen A321- und A320-Aufträge Airbus außerstande gesetzt haben, in der überschaubaren Zukunft A319-Geschäft zu suchen oder anzunehmen. Ich selbst habe das schon zweimal bei EADS-Privatanlegertreffen angemeckert, und gestern bei der Pressekonferenz hat eine Journalistin knallhart gefragt, wie Airbus es sich vorstellt, 60 Prozent Markanteil zu halten, wenn man nur 40 Prozent der Fertigungskapazität hat.

3. Jede Airline muß darauf achten, ihre Typenvielfalt nicht ausufern zu lassen. Für einen Hersteller steigt daher die Wettbewerbsfähigkeit an, wenn sein Produkt zusätzliche relevante Marktsegmente erreicht. Airbus könnte also über die Verfügbarkeit des "A..LR" auch den Absatz der A319/A320 (neo) ankurbeln. Aber - es müßte sie auch bauen können (s.o.)!

Punkt 1. ist nicht valide.

Die B757 ist ja noch im Einsatz, und die Routenprofile sind so, das sie momentan schon zu 90% von B737/A320 abgedeckt werden koennen.
Es musste keine Airline das Netz schrumpfen, weil es keinen Nachfolger der 757 gibt. Noch fliegen die Dinger ja.
Das einzige Einsatzprofil das momentan noch nicht abgedeckt wird, sind die B757 von Delta in der longhaul config. Aber dafuer kommt ja der A321LR.

2. und 3. stimme ich zu.
Beitrag vom 15.01.2015 - 16:30 Uhr
Daran arbeitet Airbus ja. Die neuen Kapazitäten in den USA werden ausschließlich für die A321neo genutzt. Da ist der Weg zur A321neoLR kurz. Man nähert sich in schnellen Schritten der Produktion von 50 Fliegern monatlich der A320 Familie an den dann 4 Standorten.


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