"Die Zitrone ist noch nicht ausgequetscht, uns fällt immer noch etwas Neues ein", verabschiedete sich Spohrs Vorgänger Christoph Franz letztes Jahr aus dem Amt.
Vielen Lufthanseaten stieß der Zitronen-Vergleich zum Abtritt sauer auf - auch, weil die franzsche Fruchtpresse "Score" zwar tausende Einzelprozesse optimierte, die komplexe und teure Konzernorganisation aber kaum antastete. Im Juni räumte Lufthansa ein, dass Score seine hochgesteckten Ziele verfehlen wird.
Vier Führungsgremien im Konzern blockierten die "Entscheidungsspielräume der einzelnen Führungskräfte", gab Lufthansa diesen Monat den Befund einer mit Hilfe der Unternehmensberatung McKinsey durchgeführten Selbstdiagnose bekannt. Man stand sich also zu oft selbst im Weg.
Gegenläufer, etwa sinkende Durchschnittserlöse, zehrten Score-Erträge schneller auf als die einzelnen Lufthansa-Airlines auf sie reagieren konnten.
Die Segmentierung des Airlinekonzerns in der seit Wolfgang Mayrhuber gelebten Multi-Hub-Strategie hebt Spohr jetzt auf. Das Wort "Multi" entfällt, konzerninterner Wettbewerb weicht einer Verzahnung der Drehkreuze.
Dafür rückt Swiss-Chef Harry Hohmeister enger an Spohrs Seite und soll im neuen Schlüsselressort "Hub Management" zaubern.
Noch ist Hohmeister im Vorstand für Verbund-Airlines und Logistik zuständig. In der neuen Rolle erstarkt er zum einflussreichsten Ressortchef im Konzern. Die Fäden Netz- und Flottenplanung, Produkt und vor allem der globale Vertrieb laufen 2016 für die Premiummarken Lufthansa, Swiss und Austrian zentral bei Hohmeister zusammen.
Eigenes Ressort für Eurowings
Ihren Günstigsektor grenzt Lufthansa zeitgleich sauber vom Hub-Geschäft ab. Karl-Ulrich Garnadt wird im Konzernvorstand mit dem Aufbau europäischer Punkt-zu-Punkt-Verkehre im Ressort "Eurowings und Aviation Services" betraut. Eurowings werde "so eigenständig wie möglich" entwickelt, erklärte Lufthansa.
Die organisatorische Trennung von Netz- und Günstigflug entzieht dem Passagevorstand die Daseinsberechtigung - Spohr löst das Gremium, das bisher über Lufthansa und Germanwings wachte, ersatzlos auf. Aus vier Führungsebenen im Konzern werden am 01. Januar 2016 schlankere drei.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 29.09.2015 10:44
Kommentare (12) Zur Startseite
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Es sieht doch eher so aus, dass es keinen synergieraubenden konzerninternen Wettbewerb mehr geben wird, da es nur nocheine Netzplanung geben wird.
Oder wird der jeweils teuerste Flugbetrieb im nächsten Bewertungszeitraum durch entsprechende interne Rechnungstellung einfach seiner Gewinne beraubt und anschließend an den Pranger gestellt als der böse, gierige Teil der Familie, der nun leider schrumpfen muss, weil er nicht nachhaltig genug ist?
Gibt es denn in Zukunft noch 'Gewinne eines Flugbetriebs', wenn ein Vorstand alle Hubairlines verantwortet?
In bestimmten Lagen bringt ein konzerninterner Wettbewerb durchaus Vorteile für den Konzern. Die Kunst besteht darin richtig zu entscheiden wenn die Situation entfallen ist.
Das Ergebnis des Flugbetriebes wird korrekter dargestellt werden, wenn es keine Nischen mehr gibt.
Es sieht doch eher so aus, dass es keinen synergieraubenden konzerninternen Wettbewerb mehr geben wird, da es nur nocheine Netzplanung geben wird.
Oder wird der jeweils teuerste Flugbetrieb im nächsten Bewertungszeitraum durch entsprechende interne Rechnungstellung einfach seiner Gewinne beraubt und anschließend an den Pranger gestellt als der böse, gierige Teil der Familie, der nun leider schrumpfen muss, weil er nicht nachhaltig genug ist?
Gibt es denn in Zukunft noch 'Gewinne eines Flugbetriebs', wenn ein Vorstand alle Hubairlines verantwortet?
Also war zuvor die Überschrift: "Lufthansa trennt Hub-Geschäft vom Günstigflug"