Verdi-Streik
Älter als 7 Tage

Lufthansa kündigt massive Ausfälle für Mittwoch an

Lufthansa
Geparkte Lufthansa Interkontjets in Frankfurt, © Lufthansa

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FRANKFURT - Zehntausende Reisende müssen sich am Mittwoch auf Verzögerungen und Ausfälle im Flugverkehr einstellen. Die Lufthansa kündigte wegen eines Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an sechs deutschen Flughäfen massive Flugausfälle für den Tag an.

So würden alle Interkontinentalflüge von und nach München gestrichen, teilte die Airline am Montagabend mit. Aber auch innerdeutsche und europäische Strecken seien betroffen, sodass es am Mittwoch nur rund 90 Flüge von und nach München geben werde. Auch Air Berlin wies darauf hin, dass es durch den Streik zu Verzögerungen und Flugausfällen kommen könne.

Verdi hat zu Warnstreiks an den Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund und Hannover aufgerufen. Mit den Ausständen will die Gewerkschaft den Druck im Tarifstreit über den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen erhöhen. Sie verlangt sechs Prozent mehr Geld. Auch in vielen anderen Bereichen wie Kitas, Krankenhäusern, Rathäusern und dem Nahverkehr sind die Beschäftigten derzeit immer wieder im Ausstand.

Wie die Airline weiter mitteilte, ist der größte Teil der internationalen Flüge von und nach Frankfurt nicht betroffen. Am wichtigsten Drehkreuz des Landes müssten allerdings die meisten innerdeutschen Verbindungen und zahlreiche Europaflüge annulliert werden. Nach dem Ende des Streiks in Frankfurt sollen ab 15.00 Uhr die Lufthansa-Flüge wieder normal verkehren. Auch an den anderen betroffenen Flughäfen wird es nach Unternehmensangaben Annullierungen geben.

Bestreikt werden sollen etwa Werkstätten, Luftsicherheitskontrollen sowie Bodenverkehrsdienste wie Vorfeld, Fracht, Gepäck und Verwaltung. Noch einschneidender sind Arbeitsniederlegungen bei den Flughafenfeuerwehren, die für Frankfurt, München und Köln/Bonn angekündigt sind. Ohne Feuerwehr ist ein Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Der Flughafenverband ADV hatte die Warnstreiks als "völlig unangemessen" kritisiert. Die Lufthansa veröffentlichte am Montagabend einen Sonderflugplan.

Verdi-Chef Frank Bsirske verteidigte die Maßnahmen. "Wir haben die Aktionen bereits am Freitag angekündigt, um betroffenen Passagieren entgegenzukommen", sagte Bsirske den "Ruhr Nachrichten" (Dienstag). "Die Arbeitgeber sollten ihre Haltung und ihr Angebot überprüfen, damit in der dritten Verhandlungsrunde am Donnerstag und Freitag eine Lösung gefunden werden kann."

Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens sagte laut Mitteilung, der Streik zeige erneut, "dass wir dringend Regeln für Arbeitskämpfe im Luftverkehr benötigen". Ihr Unternehmen fordere verbindliche Mediations- oder Schlichtungsverfahren vor Arbeitskämpfen.

Für innerdeutsche Flüge, die streikbedingt ausfallen, können Passagiere der Lufthansa zufolge Züge der Deutschen Bahn nutzen. Reisende, die für den 27. April einen Flug mit einer Airline der Lufthansa Group von und nach oder über Frankfurt, München, Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund und Hannover gebucht haben, können ihr Ticket kostenfrei umbuchen - unabhängig davon, ob ihr Flug von dem Verdi-Streik betroffen ist.

Fluggäste von Air Berlin, die aufgrund des Streiks von einer Flugstreichung betroffen sind, können kostenfrei auf einen Flug mit der gleichen Strecke im Reisezeitraum vom 28. April bis einschließlich 4. Mai 2016 umbuchen. Bei Flügen, die als Teil einer Pauschalreise gebucht wurden, sollten Kunden ihren jeweiligen Reiseveranstalter kontaktieren.

Im November hatten die Flugbegleiter der Muttergesellschaft Lufthansa den bislang heftigsten und mit sieben Tagen längsten Streik in der Geschichte des 60 Jahre alten Unternehmens organisiert. Die Kosten allein dafür schätzte Lufthansa auf rund 140 Millionen Euro, die sich zu den bereits aufgelaufenen 130 Millionen Euro aus drei Streikrunden der Piloten addierten. Deren Tarifkonflikt ist nach wie vor ungelöst, während für die Flugbegleiter der Schlichter Matthias Platzeck bis zum Sommer ohne Streikdruck nach einer Lösung sucht.
© dpa-AFX | 25.04.2016 21:24

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Beitrag vom 02.05.2016 - 09:06 Uhr
Die Hände in den Schoß zu legen und festzustellen "da kann man leider nichts machen" ist zu wenig. Ich könnte mir zB schon vorstellen, dass man zB über firmenspezifische Sozialzölle, die sich an den Lebensbedingungen der Arbeiter orientieren, eine entsprechende Verbesserung erzielen könnte.
Das hat noch keiner probiert.

Das wird auch keiner probieren weil es einfach nicht möglich ist. So etwas ist pure Theorie und einfach nicht pratikabel.

Der Post enthält viele richtige Punkte, die zeigen was die Schwierikeiten sein werden. Das Grundproblem ist jedoch, dass sich die in den Beispielen genannten Länder grundsätzlich dem "freien Markt" gebeugt haben und aus ihrer Sicht alles tun um sich in einem liberalisierten Markt konform zu verhalten.
Und genau diese Art "freier" Markt fördern wir mit unsere aktuellen Handelspolitik, die rein auf unseren monetären Vorteil ausgerichtet ist.

Dass mit Handelspolitik prinzipiell auch nicht-marktorientierte Anforderungen durchgesetzt werden können, zeigt aktuell der amerikanische Dodd-Frank-Act zu Conflict Minerals (Verbot der Einfuhr von seltenen Erden und Gold aus dem Kongo). Auch dieser wurde anfangs verlacht, als inpraktikabel, nicht durchsetzbar und besonders als unvereinbar mit dem freien Markt bezeichnet - genau wie hier einige Gewerkschaften als nicht vereinabr mit dem freien Markt bezeichnen.
Mittlerweile sind diese Regeln in Kraft und müssen zeigen, ob und wie sie wirken. Prinzipiell wäre diese Form der nicht marktorientierten Handelsgesetzgebung auch auf andere Aspekte des internationalen Handels wie zB Sozialgesetze, Streikrecht, etc. des Ziellandes anwendbar.

Dieser Beitrag wurde am 02.05.2016 09:10 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 01.05.2016 - 22:16 Uhr
Wenn man die schlechten Arbeitsbedingungen im Ausland sieht kann man nur leider sagen. Da ist aber von hier aus nichts zu beeinflußen.

Die Hände in den Schoß zu legen und festzustellen "da kann man leider nichts machen" ist zu wenig. Ich könnte mir zB schon vorstellen, dass man zB über firmenspezifische Sozialzölle, die sich an den Lebensbedingungen der Arbeiter orientieren, eine entsprechende Verbesserung erzielen könnte.
Das hat noch keiner probiert.

Das wird auch keiner probieren weil es einfach nicht möglich ist. So etwas ist pure Theorie und einfach nicht pratikabel. In Kambodscha, wo die Näherinnen etwa 3,- $ am Tag verdienen, haben die in einer Fabrik für höhere Löhne gestreikt. Die gesamte Fabrik wurde kurzerhand geschlossen und alle wurden arbeitslos. Neue angelernte Kräfte gibt es dort zur Genüge. Hilfe von der Regierung?. Lachhaft, die schicken eher noch Einsatzkräfte (offizielle oder Schlägertrupps)um dem Fabrikbesitzer zu helfen die Fabrik zu räumen und Streikende zu verhaften denn der hat meist den besseren Draht zu den Mächtigen. Solche Gegebenheiten sind in vielen Ländern eher die Regel als die Ausnahme. Änderungen solcher Rahmenbedingungen können deshalb nur aus dem Land selbst heraus passieren.
Auch in Deutschland hat es Ende des 19. Jahrhundert ähnliche Verhältnisse gegeben und die Arbeiterschaft hat fast 100 Jahre gebraucht um einen halbwegs fairen Anteil am Wohlstand zu erreichen.

Die Versuche z.B. die Bedingungen der Textilarbeiter in Bangladesch und anderswo positiv zu beeinflussen sind bisher trotz öffentlicher Empörung doch weitgehend erfolglos geblieben.

Was wurde von staatlicher Seite dagegen unternommen? Nichts.

Und was sollte die hiesigen staatlichern Stellen unternehmen?. Vielleicht die Nato schicken und alle Länder mit korrupten und/oder undemokratischen und unsozialen Verhältnissen stürzen. Denke so an die 50-100 Länder kämen da in Betracht. Tolle Aussichten.
Man kann rückständige und oft korrupte Länder nicht per Moralapell reformieren.

Moral ist ein großes Wort. Mir würde schon mal reichen rauszubekommen wer welche langfristigen Ziele mit unserer Handelspolitik verfolgt.

Unsere Handelspolitik ist wie bei praktisch allen Ländern auf den eigenen Vorteil bedacht. Das ist mit Sicherheit aber nicht die Hauptursache für die Armut in vielen Ländern. Da sind meist die eigenen Eliten als Hauptschuldige auszumachen.

Um nicht falsch verstanden zu werden. Die Armut in der Welt ist riesig und was ich in ca. 30 Entwicklungsländern gesehen habe ist teilweise absolut entsetzlich. Entwicklungshilfe ist meist weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein und landet meistens noch in den falschen Kanälen.

China hat, wenn auch unter undemokratischen Bedingungen, bewiesen das ein Land in 30 Jahren die Wende schaffen kann. Für viele Länder befürchte ich das die auch in 100 Jahren keine annehmbare Wende schaffen. Das als Gutmensch von hier aus ändern zu können wäre wüschenswert aber gegen die negativen Kräfte des jeweiligen Landes illusorisch.
Beitrag vom 01.05.2016 - 20:01 Uhr
Um mal wieder auf die eigentliche Ausgangslage zurückzukommen. Verdi streikte für deutsche Arbeitnehmer. [...] Aber da fängt es schon an. In der Grenzregion kann das durch Grenzgänger schon negative Einflüsse für den deutschen Friseur haben.

Oder eben im sehr mobilen Luftverkehr.

In der heutigen Welt mit Internet und preiswertem Containertransport liegt in vielen Bereichen die entfernte billigere Konkurrenz kostenmäßig praktisch direkt neben einem. Das höhere deutsch Kostenniveau kann deshalb nur durch technischen Vorsprung und ausgefeilte Produktion und Organisation aufrecht gehalten werden.

Oder eben "old school" über Zölle. "Freihandel" und "Open Sky" sind ja keine Naturgesetze sondern ziemlich neue Strukturen, deren langfristige Wirkung gerade erst im größeren Feldversuchen erforscht wird.

Zölle werden von wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen gerne verteufelt. Sie sind aber ein jahrundetelang erprobtes Mittel, unterschiedlichen Kosten-Niveaus Rechnung zu tragen.

Bei anderen kleineren und leichteren Produkten klappt das abschotten leider nicht. Bei Textilien, Elektronik und sonstigen lohnintensiven Produkten ist die Produktion aus Deutschland längst abgewandert. Die hier geführte Diskussion entweder die Arbeitsbedingungen/Lohnkosten im Ausland anzuheben oder bei uns die Einkommen zu halten/abzusenken ist rein theoretisch.

Für Klamotten ja, bei Fluglinien ist sie gerade wieder hochaktuell.

Wenn man die schlechten Arbeitsbedingungen im Ausland sieht kann man nur leider sagen. Da ist aber von hier aus nichts zu beeinflußen.

Die Hände in den Schoß zu legen und festzustellen "da kann man leider nichts machen" ist zu wenig. Ich könnte mir zB schon vorstellen, dass man zB über firmenspezifische Sozialzölle, die sich an den Lebensbedingungen der Arbeiter orientieren, eine entsprechende Verbesserung erzielen könnte.
Das hat noch keiner probiert.
Stattdessen enthalten unsere Handelsabschlüsse mit anderen Ländern zB Öffnungsklauseln, die es uns, der EU, erlaubt, hochsubventionierte Produkte zB auf afrikanischen Märkten zu Dumpingpreisen anzubieten.  https://www.tagesschau.de/ausland/epa-afrika-101.html
D.h. unsere Vorstellungen von neoliberaler Wirtschaftspolitik setzen wir in der Welt heute bereits ziemlich rücksichtslos durch, während wir unsere Sozialpolitik schön für uns behalten.

Die Versuche z.B. die Bedingungen der Textilarbeiter in Bangladesch und anderswo positiv zu beeinflussen sind bisher trotz öffentlicher Empörung doch weitgehend erfolglos geblieben.

Was wurde von staatlicher Seite dagegen unternommen? Nichts. Wir erzeugen sogar weitere Billigmärkte mit unserer Handelspolitik.

Man kann rückständige und oft korrupte Länder nicht per Moralapell reformieren.

Moral ist ein großes Wort. Mir würde schon mal reichen rauszubekommen wer welche langfristigen Ziele mit unserer Handelspolitik verfolgt.

Das Problem preiswerter Auslandskonkurrenz wird somit auch künftig bestehen bleiben. Deutschland hat diese schleichende Transfortmation bisher erstaunlich gut bewältigt.

Bei dem Punkt sollten wir beachten, dass wir als wirtschaftsstärkstes Land in der Eurozone ungewöhnlich stark vom relativ schwachen Euro profitiert haben. Ohne den Euro wäre die DM in den letzten 15 Jahren durch die Decke gegangen und unsere Exporte wären eingebrochen.
D.h. dieser Sondereffekt könnte sich schnell legen.

Die Rekordzahlen an Arbeitsverhältnissn belegt das gut. Ja, bevor jetzt wieder der Einwand kommt, ca. 20% sind prekäre Arbeitsverhältnisse die in vielen Fällen in der Altersarmut (sprich Grundsicherung) enden werden. Nicht jedes dieser Arbeitsverhältnisse ist aber kritisch zu sehen. Wenn ein Partner voll arbeitet und der andere was dazu verdient passt es vielelicht auch wieder. Trotzdem nicht schön aber wer hat hier das Patentrezept dies bei Europaweiter hoher Arbeitslosigkeit entscheidend zu ändern?. Warte auf Vorschläge.

Ne, ein Patentrezept sicher nicht.


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