Airbus A321LR
Älter als 7 Tage  

Deshalb wird JetBlue 2019 nach Europa fliegen

NEW YORK - Wenn JetBlue-Chef Robin Hayes von seinem New Yorker Hochsitz aus Richtung Osten nach Europa blickt, erkennt er verblüffende Parallelen zu seinen Transkontinentalstrecken: viel Business-Aufkommen, hohe Preise und Konkurrenten, die fest im Sattel sitzen. Zeit, Europa aufzumischen.

JetBlue brachte sich diese Woche für einen möglichen Angriff auf Marktanteile im Transatlantik-Verkehr ab 2019 in Stellung. Die Airline, an der Lufthansa bis letztes Jahr eine kleine Beteiligung hielt, bestellte 15 A321neo, kann die Flugzeuge aber auch in der Teich-Kreuzer-Ausführung A321LR abrufen.

JetBlue Airbus A321 - erster Airbus aus Mobile
JetBlue Airbus A321, © Airbus

Vor zwei Jahren führte JetBlue auf ihren Linien von New York nach Los Angeles und San Francisco ein neues Premiumprodukt ein, Mint. Nicht nur auf den Red-Eye-Flights, so nennen Amerikaner Nachtflüge, zwischen Ost- und Westküste sind die vergleichsweise preiswerten Mint-Sitze mit ebener Liegefunktion ein Renner.

JetBlue verdanke den Erfolg von Mint "einem Umfeld extrem hoher Tarife für Premium-Tickets", sagt Hayes. Der Transatlantikverkehr "leide" an derselben Ausgangslage, die JetBlue nun die Tür nach Europa öffnen könnte - "extrem teure Premium-Tickets".

Laut JetBlue sind 87 Prozent der Transatlantik-Kapazität von kartellrechtlicher Kontrolle befreit. Die Mitglieder der drei großen Airline-Allianzen in Europa und Nordamerika können Angebot und Preise weitgehend frei untereinander abstimmen und ihre Gewinne maximieren.

Den Grundstein dieser Entwicklung legten Northwest Airlines und KLM, denen das US-Verkehrsministerium 1993 erstmals einen Antitrust-Persilschein ausstellte. Seither sei diese Ausnahme auf fast zwei Dutzend vergleichbare Atlantik-Pakte zwischen Airlines angewendet worden, erklärt JetBlue.

Transatlantische Disruption

JetBlue betont, sich noch nicht endgültig auf die A321LR festgelegt zu haben. Eine Entscheidung soll frühestens Ende 2017 fallen.

Trotzdem attestiert JetBlue dem Flugzeug bereits das Zeug für lukratives Wachstum und "transatlantische Disruption" - der frühere British-Airways-Manager Hayes will an Gefüge und Status quo der Linienluftfahrt zwischen Nordamerika und Europa rütteln!

JetBlue Airways MINT Cabin
JetBlue Airways MINT Cabin, © Jetblue Airways

Eine Erweiterung des Markts in Richtung Osten wäre ein "sehr kluger Schachzug" von JetBlue, unterstützt Luftfahrt-Analyst George Ferguson. Im Selbstzahler-Geschäft werde JetBlue den Konkurrenten Air Canada, Westjet, Norwegian, Aer Lingus und SAS Marktanteile abjagen. Mint wäre eine kommode Alternative für die zunehmend preisbewussten Geschäftskunden.

Der Markteintritt neuer Airlines wird das Verkehrsbild über dem großen Teich verändern, ist Ferguson überzeugt. Die großen Allianzkonzerne werden nach Meinung des Experten Kapazitäten aus dem Markt nehmen müssen, um ihre Ticketpreise in einem neuen Wettbewerbsumfeld zu stabilisieren.

Norwegian und TAP Portugal planen mit A321LR

Zwölf Jahre nach dem Produktionsende der Boeing 757 können Airlines mit der A321LR wieder ein Flugzeug bestellen, das in kleiner Röhre den Sprung über den Atlantik schafft. Die A321LR werde dabei 30 Prozent weniger Treibstoff verbrennen als die 757, verspricht Airbus-Topverkäufer John Leahy, der 1.000 A321LR an die Kunden bringen will.

Immer mehr Airlines erkennen das Potenzial des neuen Airbus-Produkts, den Transatlantik-Verkehr aufzumischen. Norwegian schrieb diesen Monat 30 A320neo ihres Auftrags auf die A321LR um. TAP Portugal und die Air Lease Corporation haben das ab 2019 verfügbare Flugzeug ebenfalls bestellt.

Bei einer Reichweite von 4.000 Meilen, in etwa auf Augenhöhe mit der 757, werden die A321LR-Betreiber möglicherweise mit einer Einschränkung zurechtkommen müssen: Gegenwinde zwangen amerikanische 757-Piloten an besonders stürmischen Wintertagen zu Tankstopps auf Flügen Richtung Westen, erinnert sich Ferguson.

Das wird JetBlue Airways allerdings sicher nicht vom Kurs auf Europa abbringen.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Airbus | 29.07.2016 10:50

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Beitrag vom 01.08.2016 - 11:17 Uhr
Also an zwei deutschen Flughäfen je einmal umsteigen? Sorry, aber ich bin noch nie an einem deutschen Flughafen zweimal umgestiegen, wozu auch?

Nein, da hast Du was falsch verstanden. Ich meinte, dass es eher wahrscheinlich ist, dass LH die 321LR bei Eurowings einsetzt und damit dann an die Ostküste fliegt.

Vorher hatte halt jemand gepostet, dass man bei LH selbst die A321LR einsetzten könnte. In dem Fall wären dann halt sekundäre Flughäfen in USA interessant und man könnte damit vielleicht wieder Gäste gewinnen, da die eben weniger of umsteigen müssten, wenn sie von Frankfurt oder München in einem Flug zum Ziel kämen.
Alles klar, danke für die klärenden Infos.
Beitrag vom 01.08.2016 - 09:08 Uhr
Ich glaube die Diskussion hier basiert auf einer falschen Annahme. Wenn man sich das komplette Interview des JetBlue CEOs durchliest ergibt sich ein anderes Bild. JetBlue hat ermittelt, dass es auf dem NA einen großen Bedarf an Premium gibt und das die Preise für Premium hoch sind. Von diesem Kuchen möchten sie etwas abhaben. Nicht mit einem kleinen Gerät in den High Volume/Low Yield Markt. Dafür ist es das falsche Gerät und JetBlue nicht die richtige Airline, somit auch unwahrscheinlich für EW. Daraus könnte man auch die zu erwartenden Strecken ableiten, da wo die Fleischtöpfe im High Yiel Markt sind, US (mit Anbindung an das JetBlue Netz) nach FRA/LON/PAR... Sie wollen mit solch einem Angebot attraktiver werden für ihre FTLs und Key Accounts.

Passt das Gerät zu LH? Muss man schauen wohin die Reise geht. Zwei Punkte wären zu klären... 1. was passiert mit Brussels und 2. will LH eine Subflotte mit anderer Bestuhlung?

Brussels wird spannend. Wenn sie übernommen werden bleibt dann die Marke oder geht sie in EW auf? Was passiert mit den Afrikastrecken? Sind das O/D Passagiere oder Umsteiger? Bei Umsteiger könnte man das alles zu LH oder SR transferieren und Afrika ausbauen. Hier kann man dann mit einer Umwegvermeidung Punkten. Aber wie groß ist der Markt? Die Afrikazahlen von TK waren nicht gut. Aber das wäre ein Markt für die A321LR.

Es gäbe ja auch jetzt schon Destinationen, die man mit einer 2 Klassen Subflotte gut bedienen könnte, zB TLV, CAI, AMM... Macht man aber nicht und das wird Gründe haben. Wird auch immer wieder diskutiert, vielleicht sind die Bedingungen jetzt besser und man geht diesen Schritt.
NA sehe ich nur sehr reduziert für LH und A321, eher keine/wenig neue Strecken. Innerhalb des Reichweitenspektrums, welche Destinationen könnten das sein? Bangor oder Syracruse? Eher nicht. Das Problem wäre eine Ganzjahresverbindung (ohne das gibt es keine Keyaccounts, siehe CPT) die trägt, auch im Businessbereich. Selbst DUS NYC fliegt hier mit wenig C Auslastung und die Y Kunden sind eher preissensitiv denn NON-Stop affin, vielleicht noch HAM oder BER?? Ich kann mir das eher als Optimierer für bestehende Strecken vorstellen, die immer knapp ins Minus rutschen.

MUC und Afrika? Warum MUC? Weil man 20 Min mehr Reichweite hat? Ein Großteil des Schwarzafrika Premiumverkehrs ist Oil&Energy. Die kommen aus Westkanada oder Texas, das gibt es aber eher weniger über MUC. Aber hier muss erst eine SN Entscheidung fallen. Vielleicht bleibt alles wie es ist, dann könnte das ein gutes Muster für SN sein und man könnte die Afrika Kompetenz nutzen.

Spannende Situation, der Flieger bringt auf jeden Fall Bewegung ins Spiel.

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2016 09:15 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 01.08.2016 - 08:29 Uhr
Also an zwei deutschen Flughäfen je einmal umsteigen? Sorry, aber ich bin noch nie an einem deutschen Flughafen zweimal umgestiegen, wozu auch?

Nein, da hast Du was falsch verstanden. Ich meinte, dass es eher wahrscheinlich ist, dass LH die 321LR bei Eurowings einsetzt und damit dann an die Ostküste fliegt.

Vorher hatte halt jemand gepostet, dass man bei LH selbst die A321LR einsetzten könnte. In dem Fall wären dann halt sekundäre Flughäfen in USA interessant und man könnte damit vielleicht wieder Gäste gewinnen, da die eben weniger of umsteigen müssten, wenn sie von Frankfurt oder München in einem Flug zum Ziel kämen.


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