Streit um Emissionshandel
Älter als 7 Tage

Lufthansa Cargo fürchtet um russische Überflugrechte

Karl-Ulrich Garnadt
Karl-Ulrich Garnadt, © Lufthansa AG

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FRANKFURT - Der weltweite Streit um den europäischen Emissionshandel in der Luftfahrt lässt Lufthansa Cargo um ihre Überflugrechte in Russland fürchten. "Wir sehen im Moment bei den Verkehrsrechten, dass wir enorme Probleme haben, bei den russischen Behörden unseren Sommerflugplan genehmigt zu bekommen", sagte der Chef der Lufthansa-Frachtsparte, Karl Ulrich Garnadt, am Mittwoch bei einer Präsentation in Frankfurt.

Der Sommerflugplan tritt an diesem Wochenende (25. März) in Kraft, zahlreiche Genehmigungen stünden noch aus. Die Hoffnung hat Garnadt noch nicht aufgegeben: "Es ist eine Tradition, dass diese Genehmigungen sehr spät kommen."

Üblicherweise fliegt Lufthansa Cargo auf dem Weg von Deutschland nach China den schnellsten Weg über russisches Gebiet. Von den geplanten rund 30 Überflügen pro Woche seien 11 noch nicht genehmigt, sagte Garnadt. Beim Cargo-Ableger AeroLogic, ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Deutschen Post DHL , stünden noch alle rund 30 Genehmigungen aus.

Garnadt wollte sich nicht darauf festlegen, dass die Verzögerung tatsächlich auf den Handelsstreit zwischen der EU und Ländern wie USA, Russland und China begründet ist. Allerdings zeige das Verfahren, dass der Streit um die Emissionsrechte Schwierigkeiten an ganz anderen Stellen auslösen könne. Seit Jahresbeginn müssen Fluggesellschaften aus aller Welt Emissionsrechte für alle Flüge kaufen, die in der EU beginnen oder enden. Dagegen haben viele Staaten Protest eingelegt, darunter Russland.

Den schwersten Schlag für das Unternehmen sieht Garnadt weiter in dem drohenden dauerhaften Nachtflugverbot in Frankfurt. Am 4. April soll das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über die Nachtflugregelung an Deutschlands größtem Flughafen entscheiden. Erwartet wird, dass die Richter zumindest die Genehmigung für die vorgesehenen 17 Nachtflüge zwischen 23 und 5 Uhr kippen. Lufthansa Cargo rechnet dadurch mit einer Ergebnisbelastung von 40 Millionen Euro pro Jahr.

Dennoch will Garnadt dem Heimatstandort die Treue halten. "Frankfurt ist für uns als Standort unverzichtbar." Die Verknüpfung der Verkehrsströme sei an keinem anderen Flughafen so gut wie in Frankfurt. Allerdings werde die Frachterflotte bei einem Nachtflugverbot langsamer wachsen als zuvor geplant.

Laut Garnadt sind die Maschinen besonders für eilige Fracht in der Nacht von Bedeutung: "Unsere Nachtfrachter sind Expressfrachter. Wenn es keine Express-Frachter wären, würde es sie nicht geben." Normale und damit günstigere Luftfrachtkapazitäten etwa in den Bäuchen der Passagierflieger gebe es tagsüber genug.

Trotz der Schwierigkeiten ist das neue Jahr für die Lufthansa-Tochter gut angelaufen. "Wir haben in den ersten zwei Monaten unsere Ziele fürs operative Ergebnis leicht übererfüllt", sagte Garnadt. Angesichts schwächelnder Nachfrage und hoher Treibstoffpreise hatte das Unternehmen sein Flugangebot im Januar um bis zu ein Fünftel zurückgefahren. Erst im zweiten Halbjahr, wenn der Vorstand eine Belebung der Nachfrage erwartet, soll die Kapazität höher ausfallen als 2011.

Für 2012 erwartet Garnadt einen dreistelligen Millionen-Euro-Gewinn, der allerdings niedriger ausfallen dürfte als im Vorjahr. 2011 hatte Lufthansa Cargo bei einem Umsatz von 2,9 Milliarden Euro (plus 5 Prozent) operativ 249 Millionen Euro verdient, der zweithöchste Wert in der Unternehmensgeschichte.
© dpa-AFX | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 21.03.2012 14:09


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