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Flughafen Hahn rutscht in die Insolvenz

Silkway am Flughafen Hahn
Silkway am Flughafen Hahn, © Flughafen Hahn

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HAHN - Nach jahrelangen Turbulenzen hat der einzige größere Flughafen in Rheinland-Pfalz trotz jüngster Zuwächse im Frachtgeschäft Insolvenz angemeldet. Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH reichte den Antrag beim Amtsgericht Bad Kreuznach ein, wie Hahn-Betriebsleiter Christoph Goetzmann mitteilte.

Laut Gericht haben dies auch vier weitere verbundene Gesellschaften getan: die JFH Jet Fuel Hahn GmbH, die HNA Airport Services GmbH, die HHN Airport Technology GmbH und die HHN Aviation Security GmbH.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht in allen Fällen den Sanierungs- und Insolvenzexperten Jan Markus Plathner aus dem Frankfurter Büro der bundesweit operierenden Anwaltskanzlei Kanzlei Brinkmann & Partner.

Der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Jan Zimmer sprach von einem "Schock für die Mitarbeiter des Flughafens und die gesamte Region". Betriebsleiter Goetzmann sagte, vorerst starteten weiterhin Maschinen im Hunsrück. Mit Blick auf den Geschäftsbetrieb ergänzte er: "Ich kämpfe für die Fortführung." Am Ruder sei nun aber Plathner.

Das rheinland-pfälzische Innenministerium wies darauf hin, dass die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens nicht automatisch die Einstellung des operativen Betriebs bedeute, "vor allem dann nicht, wenn entsprechendes Geschäft vorhanden ist". Der vorläufige Insolvenzverwalter werde "die Situation der insolventen Gesellschaften zunächst prüfen und die Geschäfte des Unternehmens nach den insolvenzrechtlichen Regelungen führen". Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" darüber berichtet.

Der einstige US-Militär-Airport Frankfurt-Hahn, dessen Name der Mainmetropole in seiner Bezeichnung ein Marketing-Trick ist, gehört zu 82,5 Prozent dem chinesischen Großkonzern HNA. Dieser hatte die Anteile 2017 für rund 15 Millionen Euro vom Land Rheinland-Pfalz erworben. Die restlichen 17,5 Prozent hält Hessen. Zuletzt hatte die Festnahme der Führungsspitze der finanziell angeschlagenen HNA für Aufsehen gesorgt.

Der Hunsrück-Flughafen betonte seinerzeit, dies habe keine Auswirkungen auf den Hahn. Er sei auf gutem Kurs, hieß es Anfang Oktober. Die Frankfurter Luftfahrtexpertin Yvonne Ziegler sagte dagegen am Dienstag: "Womöglich hat HNA den Airport Hahn zuletzt weniger unterstützt." Sie erinnerte auch an die Krise um den hoch verschuldeten chinesischen Immobilienkonzern Evergrande, der den gesamten Finanz- und Immobilienmarkt im Reich der Mitte belastet.

Der Flughafen Hahn verbuchte zuletzt Zuwächse beim Frachtgeschäft, dabei profitierte der einstige US-Militärflughafen unter anderem vom Boom des Online-Handels und von Container-Engpässen im Seegeschäft. Beim Passagiergeschäft musste der Hahn dagegen immer wieder Rückgänge hinnehmen, auch schon vor den Corona-Reisebeschränkungen 2020. Einst zählte der Regionalflughafen jährlich bis zu vier Millionen Passagiere, davon ist er mittlerweile weit entfernt.

Auch der Platzhirsch im Passagiergeschäft am Hahn, der irische Billigflieger Ryanair, verringerte sein Angebot im Hunsrück und verlagerte Flüge an benachbarte, größere Flughäfen wie Frankfurt am Main und Köln/Bonn.

Betriebsleiter Goetzmann betonte Anfang Oktober: "Wir haben den Hahn ohne Beihilfen und ohne Kurzarbeit durch Corona gesteuert." In früheren Jahren waren Betriebsbeihilfen des Landes Rheinland-Pfalz geflossen. Die Flughafen-Geschäftsführung erwartete laut ihrem im Bundesanzeiger veröffentlichten Bericht für 2020 gleichwohl einen Fehlbetrag.

Je nach Verlauf der Pandemie plane man, "dass bis zum Jahr 2024 ein positives Konzernjahresergebnis erreicht werden kann", hieß es darin. Danach dürfen Flughäfen gemäß EU-Recht generell keine staatliche Subventionen mehr bekommen.

Airports in Schieflage

Der Hahn ist nicht der erste deutsche Flughafen, der zum Insolvenzgericht ziehen muss. Die Standorte Paderborn und Rostock-Laage haben die von Corona beschleunigte Insolvenz überstanden und auch am Bodensee-Airport Friedrichshafen zeigte sich Sachwalter Alexander Hubl optimistisch, dass die noch ausstehende Genehmigung durch die EU-Kommission das Eigenverwaltungsverfahren zu einem glücklichen Ende bringen werde.

Den kleinen Flughäfen fehlt schlichtweg auch deswegen Geld, weil sich Bund und Länder bei ihrer Rettungsaktion zu Jahresbeginn auf die 15 größeren Flughäfen in Deutschland konzentriert haben. Die kleinen Regionalflughäfen sollten mit 20 Millionen Euro bei den Flugsicherungskosten entlastet werden, was allerdings erst im kommenden Jahr so richtig durchschlägt und dem Hunsrück-Standort nicht mehr geholfen haben dürfte.

Den Flughäfen insgesamt gehe es bescheiden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands ADV, Ralph Beisel. "Die Flughäfen haben im vergangenen Jahr 2,1 Milliarden Euro Verlust vor Steuern gemacht und in diesem Jahr werden es 1,5 Milliarden Euro sein." Die Bilder von langen Warteschlangen in den Sommer- und Herbstferien vermittelten ein falsches Bild. "Unsere Terminals sind immer noch viel zu leer bei Passagierzahlen um die 50 Prozent im Vergleich zum Vorkrisen-Niveau", meinte Beisel.
© aero.de | Abb.: Flughafen Hahn | 19.10.2021 14:32

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Beitrag vom 21.10.2021 - 10:10 Uhr
Das liegt aber auch überwiegend am Management der Abläufe und weniger an der Infrastruktur Gleis. Bin häufig von FRA nach BER mit dem ICE Sprinter unterwegs gewesen, es gab selten großartige Verzögerungen.

Haha, der war gut. Die Strecke ist zunächst mal chronisch überlastet, da auch viele Güterzüge sie nutzen. Dann ist sie nicht ausgebaut. FRA - NUE, bzw. NUE - FRA braucht über 2 Stunden. FRA - CGN bzw. CGN - FRA braucht dank Ausbau bei ziemlich gleicher Distanz nur 1 Stunde. Der ICE kriecht an vielen Stellen von FRA nach NUE, weil die Gleise nicht mehr hergeben.
Beitrag vom 20.10.2021 - 20:11 Uhr
Ja freilich: die Bürokratie ist schuld oder eben der Föderalismus und wenn auch ders nicht war dann wars der Klimawandel.



Wir wissen doch genau wer hier schuld ist:

Politiker mit all ihren tollen Ideen und Visionen.

Irgendwann galt sowas wie Hahn in der "Öffentlichkeit"/ Medien als fancy also hat irgend ein, eher durchschnittlich begabter, Politiker ihn bauen lassen ohne zu viele Gedanken daran zu verschwenden ob das was er da macht eigentlich wirklich Sinn ergibt.
Beitrag vom 20.10.2021 - 18:52 Uhr
Ich werde versuchen mich zu erinnern, wenn der ICE von FRA nach NUE

Das liegt aber auch überwiegend am Management der Abläufe und weniger an der Infrastruktur Gleis. Bin häufig von FRA nach BER mit dem ICE Sprinter unterwegs gewesen, es gab selten großartige Verzögerungen.


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