Illegaler A340-Import
Älter als 7 Tage

Der "Verrückte Mike" fliegt bald für Mahan Air

Turkish Airlines Airbus A340
Turkish Airlines Airbus A340, © Turkish Airlines

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TEHERAN - Der Iran hat trotz Sanktionen vier gebrauchte Passagierflugzeuge zum Ersatz von Maschinen seiner alternden Zivilflotte erhalten. Die iranische Luftfahrtbehörde bestätigte am Freitag, dass vier Flugzeuge auf Umwegen im Iran angekommen sein - darunter eine ganz spezielle A340.

Der Iran hat auf Umwegen vier gebrauchte Airbus-Langstreckenjets beschafft. "Die vier Airbus A340-300 sind im Land angekommen und werden demnächst in der zivilen Luftfahrt eingesetzt", sagte ein Behördensprecher dem Nachrichtenportal Khabar-Online am Freitag. Wie der Iran trotz der Sanktionen die vier Flieger erwerben konnte, sagte er nicht.

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll es sich dabei um Flugzeuge handeln, die 2019 von Turkish Airlines ausgemustert und von der neuen Besitzerfirma anschließend am Flughafen von Johannesburg in Südafrika geparkt wurden. Turkish Airlines äußerte sich zunächst nicht.

Alle vier Maschinen mit Kennzeichen aus Burkina Faso sind vergangene Woche in Johannesburg gestartet. Offiziell sollte demnach ein Flughafen in Usbekistan angesteuert werden. Die Flieger landeten jedoch in Teheran.

Verhexte A340

Konkret handelt es sich um die von Turkish Airlines 2019 ausrangierten A340 TC-JDM, TC-JDN, TC-JIH und TC-JII aus den Produktionsjahren 1996 bis 2000. Die "Delta Mike" hatte bei Turkish Airlines den Spitznamen "Deli Mike" ("Verrückter Mike") - die MSN115 führte bisweilen ein technisches Eigenleben.

So schaltete das Flugzeug von Zeit zu Zeit wie von Geisterhand die Landelichter an und wieder aus - aber erst, sobald ein Techniker hinzugezogen wurde, um das Problem zu beheben.

Der Sprecher der iranischen Luftverkehrsbehörde gab zu, dass wegen der Sanktionen der Kauf von neuen Passagiermaschinen für den Iran enorm schwierig geworden sei. Daher müsse das Land diesbezüglich "mit ausgeschaltetem Licht" fahren. Der Begriff wird im Persischen bei nicht einwandfrei durchgeführten Geschäften benutzt.

Laut iranischen Medien werden die vier A340-300 bei der Fluggesellschaft Mahan Air ältere Flugzeuge ersetzen. Mahan Air betreibt bereits eine A340-Flotte.

Der Iran hat seit Jahren Probleme mit seinen Passagiermaschinen. Inoffiziell heißt es, dass die meisten Flugzeuge immer noch Boeings aus der Zeit vor der islamischen Revolution von 1979 seien.

Die zivile Luftfahrtbehörde hat auch Probleme mit Ersatzteilen, da besonders die für Boeings von den USA nicht mehr geliefert werden. Berichten zufolge sollen daher fast 60 Prozent der insgesamt mehr als 330 Flugzeuge im Land bereits aus dem Verkehr gezogen worden sein.

Megaorders auf Eis

Nach dem Wiener Atomabkommen hatte die damalige moderate Regierung von Präsident Hassan Ruhani 2016 in Paris einen Milliarden-Deal zwischen Irans staatlichen Fluggesellschaft und Airbus abgeschlossen. Dafür sollten 100 Airbus-Maschinen an Teheran geliefert werden. Einen weiteren Deal gab es damals auch mit dem französisch-italienischen Hersteller ATR. Auch von einem Geschäft mit Boeing war die Rede, zumindest für die Lieferung von Ersatzteilen.

Aber der Iran bekam wegen des erneuten Atomstreits mit den USA insgesamt nur 16 Maschinen der beiden Hersteller, darunter zwei Airbus A330. Seitdem soll Teheran nach hartnäckigen Gerüchten versuchen, über ausländische Scheinfirmen an gebrauchte Airbus-Maschinen zu kommen. Bestätigt wurden die Geschäfte nie.
© aero.de, dpa-AFX | 30.12.2022 18:08

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Beitrag vom 04.01.2023 - 16:32 Uhr
Für mich stellt sich dann schnell die Frage "wie lange"?

Kann Iran vermeintlich etwas, was Russland potentiell nicht kann, nämlich ohne Ersatzteile ihre Flotte in der Luft halten?
Oder galt für den Iran nur ein bisschen Embargo, ganze Flugzeuge nicht, aber wenn sie schon mal da sind kann man auch mal einen Satz Triebwerke dahin verkaufen?

Naja, wenn man es schon schafft, ganze Flugzeuge auf die Art zu verschiffen, dann halte ich es für durchaus denkbar, Ersatzteile auch über Umwege in den Iran zu befördern. Vor allem, wenn es nicht so große Teile sind wie Triebwerke, sondern kleinere Komponenten.
Beitrag vom 04.01.2023 - 12:24 Uhr

Der innerrussische Flugverkehr alleine dürfte bereits um ein Vielfaches höher sein als der gesamte iranische überhaupt. Wenn kaum geflogen wird halten die Teile hat einfach um ein Vielfaches länger

Das ist ein Punkt, ein weiterer ist das Klima. Im Iran stehen die Maschinen unter idealen Bedingungen.
Beitrag vom 01.01.2023 - 12:44 Uhr
Für mich stellt sich dann schnell die Frage "wie lange"?

Kann Iran vermeintlich etwas, was Russland potentiell nicht kann, nämlich ohne Ersatzteile ihre Flotte in der Luft halten?
Oder galt für den Iran nur ein bisschen Embargo, ganze Flugzeuge nicht, aber wenn sie schon mal da sind kann man auch mal einen Satz Triebwerke dahin verkaufen?

Der innerrussische Flugverkehr alleine dürfte bereits um ein Vielfaches höher sein als der gesamte iranische überhaupt. Wenn kaum geflogen wird halten die Teile hat einfach um ein Vielfaches länger


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