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Enteisungsmittel löst Pannen bei Avro-Regionaljet aus

BRAUNSCHWEIG / FRANKFURT/M. (dpa) - Verdickte Enteisungsmittel können nach Einschätzung der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) zu Problemen bei Avro-Regionaljets führen. Vermutlich sei auch ein Zwischenfall mit einem Avro-Jet der Lufthansa-CityLine mit 86 Passagieren an Bord im März darauf zurückzuführen, sagte BFU-Mitarbeiter Klaus Büttner am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa.



Zuvor hatten das ARD-Magazin "Panorama" und die "Süddeutsche Zeitung" über den Fall berichtet. Die Lufthansa verteidigte dagegen den Einsatz verdickter Enteisungsmittel, da es in manchen Situationen keine Alternativen gebe.

Bei dem Zwischenfall vom 21. März war eine Maschine des Typs BAE-146 - auch als Avro-Regionaljet bekannt - in Frankfurt mit dem Ziel Florenz gestartet. Wenig später bemerkten die Piloten Probleme mit der Steuerung des Flugzeugs, wie Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels mitteilte. Die Steuerungsprobleme führten zu einem starken Steigen der Maschine. Daraufhin seien die Piloten in Stuttgart notgelandet. Ein Passagier erlitt bei dem Flug einen Kreislaufzusammenbruch.

Nach Einschätzung der BFU könnte die Enteisung die Ursache gewesen sein. "Reste der Enteisungsflüssigkeit trocknen während des Fluges und dehnen sich dann bei höherer Luftfeuchtigkeit wieder aus, so dass es Probleme geben kann, die Maschine zu steuern", sagte Büttner. Das Problem sei bereits seit längerem bekannt. Im Jahr 2005 gab es laut einem von Büttner verfassten BFU-Untersuchungsbericht allein bis Mai insgesamt 88 berichtete Zwischenfälle mit dem Flugzeugmodell, 2004 waren es 40.

Das Problem liege nicht in der Wartung der Flugzeuge, wie es laut "Panorama" in einem anonymen Schreiben eines CityLine-Piloten geheißen hatte. "Die Verfahren bei den Fluggesellschaften sind sehr gut, sonst gäbe es mit Sicherheit mehr Pannen", sagte Büttner. Vielmehr dürften bei dem betroffenen Avro-Regionaljet einfach keine verdickten Enteisungsmittel mehr eingesetzt werden, was für große Flughäfen mit hohem Verkehrsaufkommen aber ein Problem sein könnte.

"Der Vorteil bei verdickten Mitteln ist, dass diese schon eine längere Zeit vor dem Start eingesetzt werden können", sagte Büttner, "sie halten sich deshalb aber auch länger auf den Flugzeugen. Große Maschinen mit hydraulischer Steuerung drückten mögliche Rückstände bei Flugmanövern einfach "weg". Bei den kleinen Avro-Jets jedoch funktioniere dies aufgrund der Steuerungstechnik, die mit der Aerodynamik arbeitet, nicht. Nach Angaben der Lufthansa gibt es keine gesetzliche Vorschrift oder Empfehlungen des Herstellers, die dem Einsatz entgegenstünden. Lufthansa nutze aber nach Möglichkeit immer Enteiser ohne Verdicker.
© dpa | 04.04.2008 14:34

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Beitrag vom 04.04.2008 - 17:56 Uhr
Nur das Seitenruder geht hydraulisch, Höhen- und Querruder sind eine klassische Flettner Steuerung.
Beitrag vom 04.04.2008 - 15:55 Uhr
hätte nicht gedacht dass die avro steuerung ohne hydraulik funktioniert


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