Erstkunden für die MAX 10: Boeing umwirbt United

PARIS - Auf der Jagd nach Erstkunden führt Boeing Gespräche mit United Airlines und mindestens fünf anderen Fluggesellschaften. Das Ziel: Der US-Hersteller will ihnen seine 737 MAX 10 schmackhaft machen und sich gegenüber dem erfolgreichen Modell A321neo des Konkurrenten Airbus stärker positionieren. 

Potenzielle Käufer der größten 737 aller Zeiten, die in diesem Monat auf den Markt kommen soll, finden sich über den ganzen Globus verteilt. Zunächst könnten die indonesische Lion Mentari Airlines, der Flugzeugleasingservice der chinesischen Entwicklungsbank, Jet Airways India, SpiceJet und Copa Holdings zu den Kunden zählen.

Diese Namen nennen Insider, die nicht genannt werden möchten, weil die laufenden Verhandlungen vertraulich sind.

Der US-amerikanische Hersteller versucht, sein Auftragsbuch zu füllen, um die Attraktivität der MAX 10 zu beweisen und sich gegen die A321neo durchzusetzen. Das größte Schmalrumpfflugzeug des europäischen Herstellers Airbus hat die Oberhand in transkontinentalen Verbindungen gewonnen – eine Rolle, die einst der Boeing 757 zukam, die seit 2004 nicht mehr produziert wird.

Die MAX-10-Gespräche sind noch nicht verbindlich und Airbus könnte noch versuchen, den Abschluss des Verkaufs vor der Pariser Luftfahrtmesse Ende Juni 2017 zu verhindern.

Ein Boeing-Sprcher wollte sich nicht zum Stand äußern. Megan McCarthy, United-Sprecherin, weigerte sich ebenfalls, eine mögliche Bestellung zu kommentieren, ebenso der chinesische Flugzeugleasingservice der Entwicklungsbank (CDB Flugzeugleasing) und SpiceJet.

Wortgefechte um das bessere Flugzeug

Die neueste 737 MAX nimmt bis zu 230 Passagiere auf – eine Größe, die Günstigairlines anspricht. Zugleich verbraucht sie fünf Prozent weniger Sprit als ihr gleich großer Airbus-Rivale, sagt Boeing. Der Flieger wird nicht vor 2020 auf den Markt kommen. Airbus hat die erste A321neo Anfang 2017 ausgeliefert und laut Unternehmenshomepage bereits 1.416 Bestellungen aufgenommen.

"Wir wollen nicht einfach eine andere A321neo bauen", sagte Boeing Marketingchef Randy Tinseth. "Wir werden das bessere Flugzeug auf den Markt bringen – und darauf konzentrieren wir uns."

John Leahy, Verkaufschef bei Airbus, wollte diese Woche gegenüber Journalisten keine Wettbewerbsbedrohung durch die Boeing-Pläne erkennen. Ihm zufolge antwortet der US-Hersteller auf die A321neo nur, weil das Airbus Flugzeug sich eindeutig besser verkauft als die MAX 9. Allein durch Bauvarianten würden die Verkaufszahlen jedoch nicht steigen, sagte Leahy. Der Rumpf der MAX 10 wird circa 1,7 Meter länger ausfallen sein als bei der MAX 9.

"Boeing schlägt wild um sich und versucht eine Antwort zu finden, die kein Vermögen kostet", stichelte Leahy. "Dieser Art Vorgehen ist in der Luftfahrt normalerweise nicht Erfolg versprechend."

United könnte mit MAX 10 fliegen

United, das drittgrößte Luftfahrtunternehmen der USA, überprüfe, ob sie 61 Bestellungen für die 737 MAX in Bestellungen für die 10er Version ändert und eine Handvoll Boeing 777-300ER nimmt, sagen manche der Insider.

Die Airline erhielt letztes Jahr Lieferslots, nachdem United eine frühere Bestellung der Boeing 737-700 in eine Bestellung für die MAX änderte. Die Airline mit Sitz in Chicago erwägt laut der Insider auch die Bestellung der A321neo.

United sei an der MAX 10 interessiert, sagte United-Chef Oscar Muñoz am Rand des jährlichen Treffens der Internationalen Luftverkehrs-Vereinigung (IATA) in Cancun diese Woche.

Jet Airways, Indiens größte Rundum-Service Airline, bereitet eine Bestellung von 50 Mittelstreckenjets vor. Die Airline, deren Schmalrumpfflugzeuge ausschließlich von Boeing stammen, überprüft sowohl die MAX 10 als auch die MAX 200 mit dichtbestuhlter Kabine sowie den Airbus A321neo für einen möglichen Kauf.