Flug JT-610
Älter als 7 Tage

Lion-Air-Maschine war "nicht flugtüchtig"

Lion Air Flug JT610 SAR
JT610, © BASARNAS

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JAKARTA - Der Absturz einer indonesischen Passagiermaschine mit 189 Todesopfern im vergangenen Monat hätte vielleicht verhindert werden können. Unmittelbar nach dem Start waren die Piloten mit Fehlfunktionen konfrontiert, die bereits bei einem vorausgegangenen Flug aufgetreten waren.

Die indonesische Flugaufsichtsbehörde NTSC kommt am Mittwoch in einem vorläufigen Untersuchungsbericht zu dem Schluss, dass die Boeing 737 MAX 8 des Billigfliegers bereits bei einem Flug am Vortag des Unglücks "nicht flugtüchtig" gewesen sei.

Die Maschine war dann am 29. Oktober nur elf Minuten nach dem Start in Indonesiens Hauptstadt Jakarta ins Meer gestürzt. Von den 189 Insassen überlebte niemand.

Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf das Papier vorab, dass die Piloten der fast nagelneuen Boeing 737 Max praktisch von Beginn an gegen einen Absturz gekämpft hätten. Mehr als zwei Dutzend Mal sollen sie versucht haben, die Maschine des Billigfliegers Lion Air aus einem Sinkflug zu recovern.

Die Boeing zerschellte dann mit hoher Geschwindigkeit auf dem Wasser. Dazu gab es von den Ermittlern zunächst keinen Kommentar.

Schon länger wird darüber spekuliert, dass die neu eingeführte Software MCAS den Absturz verursacht haben könnte, die das Höhenruder der Maschine automatisch verstellen kann. Die Piloten können dies mittels zweier Schalter im Cockpit wieder abstellen, was aber offensichtlich nicht geschah.

Zwischenfall nahe Bali

Bereits bei einem Flug von Bali nach Jakarta am Tag vor dem Absturz hatte der Bordrechner widersprüchliche Angaben zu Flughöhe und -geschwindigkeit gemacht - und automatische Eingriffe in die Trimmung einleitet. Zuvor hatten Techniker an der PK-LQP einen Anströmwinkelsensor getauscht.

Die Piloten bekamen die Situation kurz nach dem Start in Denpasar durch die Umsetzung von drei Non-Normal-Checklisten - Airspeed Unreliable, ALT DISAGREE und Runaway Stabilizer - in den Griff und setzten den Flug nach Jakarta fort. Dort übergaben sie die 737 MAX mit einem Fehlerbericht an die Technik.

Lion Air hatte erklärt, dass die Probleme vor dem Start am nächsten Morgen behoben worden seien. Die Billig-Fluglinie hatte darauf verzichtet, die Maschine sicherheitshalber am Boden zu lassen.

Chefermittler Nurcahyo Utomo kündigte an, Boeing über die Funktion des MCAS zu befragen. Der Hersteller sieht sich derzeit Kritik ausgesetzt, Betreiber und Piloten unzureichend über das neu eingeführte Flugassistenzsystem informiert zu haben.

Der Datenschreiber der Boeing wurde inzwischen gefunden. Nach dem Stimmen-Rekorder, der die Gespräche und Geräusche im Cockpit aufzeichnet, wird noch gesucht.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: BASARNAS, Boeing | 28.11.2018 08:09

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Beitrag vom 04.12.2018 - 04:07 Uhr
Wieso funktioniert das MCAS noch weiter, wenn es ein "AOA DISAGREE alert (if the AOA indicator option is installed)" gibt.
Wenn das MCAS installiert ist, muss doch auch die AOA indicator option installiert sein.

Wenn man dann "drei Knöpfe" drückt und 5 Sekunden wartet, gibt es keine disagreement-Meldungen? Klar, soetwas kann man keinem Piloten erklären... Auch nicht der FAA!
Wie kann man so etwas programmieren (lassen)....
Beitrag vom 03.12.2018 - 20:23 Uhr
Ich glaube hier machen es sich einige Kommentatoren zu einfach. Boeing hat es sich in der Vergangenheit etwas zu einfach gemacht mit technischen Neuerungen die den Piloten verbogen blieben. Obwohl Sicherheit gerade auch bei Boeing groß geschrieben wird nutz dies wenig wenn die Piloten nicht genau wissen wie Sie damit damit umzugehen haben. Ich erinnere an den Absturtz der Asiana 777 in San Francisko 2013. Obwohl 4 erfahrende Piloten im Cokpit anwesend waren hat keiner die Fehlbedienung der auto Speedcontroll im final approach bemerkt. Erst als es längst zu spät war das schwere Flugzeug noch sicher hochzuziehen haben die Piloten reagiert. Das Ergebnis ist allen bekannt.
Beitrag vom 02.12.2018 - 20:52 Uhr
Ja klar, im Zweifel immer die Piloten.... viel Geld verdienen aber nicht mal eine Checkliste abarbeiten bevor das Flugzeug abstürzt. Die haben doch Zeit genug gehabt für die 3 Checklisten.

Auch Sullenburg hatte die Checklisten nicht abgearbeitet. Der beste Testpilot von Airbus hat den Flieger im Sim sicher auf einen der beiden Ausweichflughäfen gelandet, ... nach dem 17. Versuch und der kleinen Erleichterung zu wissen was kommt.

Für mich ist die Frage, war das eine neue Checkliste für Ausfall MCAS?
Passte die Checkliste mit der man MCAS deaktiviert zum Fehlerbild in den Anzeigen?
Wenn eine alte Checkliste für MCAS angepasst wurde, wurde das dann kommuniziert?


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