Gerüchte hatte es schon am Freitagabend gegeben, 24 Stunden später sorgte die Airline selbst dann mit einer Pressemitteilung für traurige Gewissheit: Das Airline-Sterben in Europa geht weiter. Mit Fly BMI stellte am Wochenende eine weitere mittelständische Fluggesellschaft mit sofortiger Wirkung den Flugbetrieb ein.
Nach der deutschen Germania ist Fly BMI damit schon das zweite prominente Opfer, das im Februar 2019 dem Pleitegeier anheimfiel.
Zu viele Unsicherheiten
"Schweren Herzens" habe man sich zu diesem "unabwendbaren" Schritt entschlossen, heißt es in der offiziellen Erklärung, die seither auf der Webseite der ehemaligen Lufthansa-Tochter prangt - das Logo passend zum Anlass ganz in Schwarz gefärbt.
Neben gestiegenen Kerosinpreisen habe man zuletzt vor allem mit den Unwägbarkeiten des anstehenden Brexit zu kämpfen gehabt: "Die aktuellen Handels- und Zukunftsaussichten wurden durch die vom laufenden Brexit-Prozess verursachten Unsicherheiten massiv beeinträchtigt."
Da immer noch nicht klar sei, ob Fly BMI auch nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU weiter ohne Einschränkung in Europa operieren könne, sei es dem Airline-Management nicht gelungen, Flugaufträge im für Fly BMI bedeutsamen Wet Lease-Geschäft an Land zu ziehen. "Vor diesem Hintergrund ist es für die Aktionäre der Airline unmöglich geworden, ihr umfangreiches Finanzierungsprogramm für das Unternehmen fortzusetzen".
In den vergangenen sechs Jahren, seit Fly BMI 2012 zu einer eigenständigen Fluglinie wurde, seien insgesamt mehr als 40 Millionen Pfund in die Entwicklung des Unternehmens geflossen.
"Wir bedauern aufrichtig, dass diese Vorgehensweise die einzige Möglichkeit ist, die uns offensteht, aber die Herausforderungen, insbesondere die durch den Brexit geschaffenen, haben sich als unüberwindbar erwiesen", zitiert die Fly BMI-Pressemitteilung einen namentlich nicht genannten Sprecher.
In der Tat schwebt der noch immer nicht geregelte Brexit über vielen Unternehmen und auch über manchen Airlines wie ein Damokles-Schwert. Big Player Easyjet versuchte zuletzt, mittels Gründung einer in Österreich gemeldeten Tochtergesellschaft selbst entsprechend vorzusorgen.
Einem mittelständischen Betrieb wie Fly BMI, die zum Zeitpunkt der Insolvenz 376 Mitarbeiter in Großbritannien, Deutschland, Schweden und Belgien beschäftigte, fiele ein solcher Schritt, der mit bürokratischen Hürden gepflastert ist, natürlich ungleich schwerer.
Geringe Auslastung
Jedoch lässt ein Blick auf die Passagierzahlen der jüngeren Vergangenheit vermuten, dass die Brexit-Turbulenzen zumindest nicht allein für das Aus der Fluggesellschaft verantwortlich sind.
Für 2018 nennt Fly BMI selbst in der Insolvenz-Pressemitteilung ähnliche Zahlen: Auf 29.000 Flügen habe man 522.000 Fluggäste transportiert, was pro Flug wiederum 18 Passagiere bedeutet. Diese Zahl deckt sich mit einschlägigen Erfahrungen von Fly BMI-Fluggästen, wonach beispielsweise auf dem Routing München-Rostock, das Fly BMI zuletzt zweimal täglich bediente, regelmäßig nur die Hälfte aller Plätze besetzt war.
Mit einer solch geringen Auslastung hätte es Fly BMI auch ohne den Brexit schwer gehabt, in der aktuell schwierigen Marktlage ohne Hilfe von außen dauerhaft zu überleben.
Regionalairlines in Bedrängnis
Mit dieser Problematik sind die insolventen Briten aber in Europa nicht allein – im Gegenteil. "Unsere Situation spiegelt weitreichendere Probleme in der regionalen Luftverkehrsbranche wider, die gut dokumentiert sind", heißt es abschließend in der Fly BMI-Pressemitteilung. In der Tat steht der Regionalluftverkehr in vielen Teilen Europas auf wackeligen Beinen.
Viele Strecken und Flughäfen lassen sich ohne Subventionen kaum rentabel betreiben. Der Flughafen Rostock-Laage zum Beispiel steht nun sogar vollkommen ohne Linienflüge da, nachdem Germania und Fly BMI kurz nacheinander die Segel gestrichen haben. Es wird abzuwarten sein, wie sich die Situation weiter entwickelt. Eines scheint aber jetzt schon klar: Fly BMI dürfte nicht das letzte Opfer gewesen sein.
© FLUG REVUE - PZ | Abb.: Alec Wilson | 20.02.2019 08:07
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