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Der Generalinspekteur des US-Verkehrsministeriums hat der FAA "schwere Versäumnisse" und "Managementdefizite" bei Wahrnehmung ihrer Aufsichtsfunktionen attestiert.
Die US-Luftfahrtaufsicht werde die Selbstkontrolle der Hersteller bei "besonders sicherheitssensiblen Aspekten der Zulassung neuer Verkehrsflugzeuge" einschränken und ihre Aufsichtsprozesse "grundlegend überarbeiten", kündigte Calvin Scovel Ende März vor einem Senatsausschuss Konsequenzen an.
Die FAA hatte bei Zulassung der 737 MAX den umstrittenen Fluglagekorrektor MCAS auf Basis einer von Boeing erstellten Dokumentation durchgewinkt. Die Trimmautomatik steht in dringendem Verdacht, die Abstürze von zwei 737 MAX 8 bei Lion Air und Ethiopian Airlines eingeleitet zu haben.
Als erster Anwendungsfall für die verschärfte Aufsichtspolitik wartet ein neues Boeing-Modell. Boeing will in wenigen Wochen mit dem Erstflug der 777-9 in die heiße Phase des Testprogramms starten.
Boeing will die 777-9 als Weiterentwicklung der 777-300ER abnehmen lassen - in dem verkürzten Verfahren hatten Boeing und FAA auch die 737 MAX durch die Zulassung geboxt. Ausgehend von der ursprünglichen Musterzulassung werden sich die Tests auf wesentliche Unterschiede zwischen 777-300ER und 777-9 beschränken.
Für die Zertifizierung hochstellbarer Flügelspitzen - eine Besonderheit der 777X - hatte die FAA Boeing im Mai 2018 bereits einige Richtlinien ins Pflichtenheft geschrieben: Boeing muss unter anderem nachweisen, dass das Scharniersystem im Flug nicht entriegeln kann und in Bodenstellung auch heftigen Windböen standhält.
Mächtige GE9X-Triebwerke, CFK-Flügel, große Cockpitbildschirme und neue Assistenen wie ein "Brake-to-Exit"-System unterscheiden die 777X ebenfalls stark vom Vorgänger. Boeing strebt dennoch einen weitgehend barrierefreien Musterwechsel von Piloten mit 777-Rating auf die neue Generation an.
Boeing droht aufwendigere Zulassung
In der Nachlese der Totalverluste von zwei 737 MAX wird die FAA bei der 777-9 nach Einschätzung von Experten genauer prüfen. Er gehe zwar nicht davon aus, dass die 777X "eine eigenständige Musterzulassung" erfordere, rechne aber mit einer verschärften Kontrolle, sagte Luftfahrtanalyst Michel Merluzeau dem "Pudget Sound Business Journal".
Boeing will die ersten 777-9 2020 an Emirates, Qatar Airways und Lufthansa ausliefern.
© aero.de | Abb.: Boeing | 10.04.2019 11:35
Kommentare (12) Zur Startseite
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besten Dank!
Dann hängt es wohl von der Aufsichtsbehörde ab, ob ein neues TC nötig, oder ob statt dessen relativ viel überprüft wird.
Ein neuer Flügel aus anderen Materialien ist kein "Substantial change".
Können Sie das für uns Laien mal übersetzen, worum es da geht? ;-)
Danke
Hallo Kate,
deine Frage ist berechtigt, denn ein STC wird es nicht geben, warum?
TC: Type Certificate - Ich entwickle ein Flugzeug, bekomme die Zulassung und bin ab diesem Moment der "TC Holder", der Halter der Musterzulassung.
STC: Supplemental Type Certificate - Ich bin zwar nicht der "TC Holder", füge aber einem bestehenden Baumuster Änderungen zu. Erfolg die Zulassung dieser Änderung, so wird sie als STC zugelassen.
Warum gibt es also kein STC? Weil Boeing der TC Holder ist und den Standard entsprechend seiner Ändeurngsprozesse einbringt. Wenn z.B. Rockwell Collins die Änderung vornehmen würde, dann wäre es am Ende ein STC.
TC und STC Halter sind im EASA-Raum immer zugelassene Entwicklungsbetriebe (DOA/21J). In den USA gibt als Pendant "ODA", aber auch immernoch Mischformen von Zulasusngen durch Design Resopnsible Engineers (DRE´s, selbständige Zulasser, die von der FAA akkreditiert sind).
Zu diesme ganzen Thema gibt es noch verschiedene Spielarten, z.B. kennt die EASA auch minor Changes eines nicht TC Holders, die anders zugelassen werden, aber das führt hier zu weit.
Beste Grüße, 25.1309
Herzlichen Dank!
Sehr interessanter, qualifizierter Beitrag!