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Twente wusste wohl von Jumbo-Startverbot

Lufthansa Boeing 747-400
Lufthansa Boeing 747-400, © Deutsche Lufthansa AG

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ENSCHEDE - Die Posse um ihre in Enschede geparkten Boeing 747-400 ist für die Lufthansa zwar beendet. Die Politik hat die Akte aber noch nicht geschlossen. Die zuständige Ministerin erklärte nun, der Airport habe von vornherein gewusst, dass die Jumbos aus Twente nicht mehr abheben dürfen.

Seit Ende Oktober kommt der Flughafen Twente im niederländischen Enschede nicht zur Ruhe. Das liegt nicht etwa an einem überhöhten Verkehrsaufkommen an dem beschaulichen Provinz-Airport.

Vielmehr hat die Aufmerksamkeit politische Gründe - und sie hat etwas mit den sechs Boeing 747-400 zu tun, die die Lufthansa dort im Frühsommer als Dauerparker abstellte. Die nämlich wollte Lufthansa vor einigen Wochen zum Teil wieder abholen, um sie in den USA verschrotten zu lassen.

Allerdings fehlte dem Twente Airport die dafür nötige Genehmigung: Die Maschinen waren zu schwer, sie durften nicht starten.

Zwar einigten sich Flughafenmanagement und die niederländische Transportbehörde ILT kurze Zeit später, die Jumbos per einmaliger Sondererlaubnis doch abfliegen zu lassen - und die erste Lufthansa-747 ist bereits in die Mojave-Wüste umgezogen. Doch inzwischen beschäftigt das Possenspiel auch die niederländische Regierung.

Und für die scheint die Sache klar, wie das Luftfahrtportal Luchtvaartnieuws.nl berichtet: Der Twente Airport habe gewusst, dass die sechs Lufthansa-Jumbos nicht mehr abfliegen durften, erwiderte demnach Cora van Nieuwenhuizen, Ministerin für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Remco Dijkstra.

"Reise ohne Wiederkehr"

Wie van Nieuwenhuizen weiter ausführte, habe das Flughafenmanagement 2019 und 2020 eine dauerhafte Änderung des Sicherheitszertifikats beantragt, um auch Abflüge mit Großraumjets möglich zu machen. Dies sei von der zuständigen Transportbehörde ILT jedoch in beiden Fällen abgelehnt worden - mit der Begründung, dass der Twente Airport in mehreren Bereichen nicht die dafür nötigen internationalen Bestimmungen erfülle.

Die Landung der sechs Lufthansa-Jumbos sei zwar vorab von der ILT abgesegnet worden - allerdings nur als "Reise ohne Wiederkehr", unter der Prämisse, dass sie letztendlich vor Ort zerlegt werden. Der ortsansässige Verwerter AELS sei in der Vergangenheit bereits mit mehreren Großraumflugzeugen so verfahren, darunter auch mit Jumbo Jets von KLM.

Lufthansa-Erlaubnis bleibt ein Einzelfall

"Die ILT hat dem Betreiber von Anfang an klar gesagt, dass es aufgrund der fehlenden Infrastruktur keine Erlaubnis für den Abflug gibt", schreibt Ministerin van Nieuwenhuizen in ihrer Antwort auf die Anfrage. Dies betreffe etwa das Fehlen von Runway Turn Pads an den Pistenenden und Bahnnebenflächen (runway shoulders).

Laut van Nieuwenhuizen erlaubte das Sicherheitszertifikat des Flughafens Twente vor diesem Hintergrund nur die Landung von Großraumflugzeugen, die zur Demontage oder Langzeit-Lagerung nach Enschede flogen. "Ohne ein angepasstes Sicherheitszertifikat durften beispielsweise Flugzeuge vom Typ Boeing 747 nicht abfliegen", so die Ministerin weiter.

Zugleich betonte sie außerdem: die per Ausnahme erteilte Abflugerlaubnis für die sechs Lufthansa-Jets bleibe ein Sonderfall, der sich so nicht wiederholen werde.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Lufthansa | 25.11.2020 13:55


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