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Mit der Hoffnung auf Erholung steigen die Kerosinpreise

Betankung einer Lufthansa Boeing 747-400
Betankung einer Lufthansa Boeing 747-400, © Lufthansa

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FRANKFURT - Europäische Airline-Manager hoffen auf einen starken Sommer, andernorts bekommen ihre Kollegen schon leichten Aufwind zu spüren. Das Tal der Krise hat noch keine Airline überwunden, da bahnt sich schon die nächste Sorge an: rasant steigende Kerosinpreise dämpfen die Hoffnung auf baldige Wirtschaftlichkeit.

Im vergangenen Jahr war es eine Last: Airlines, die sich in besseren Zeiten über soganntes Hedging günstige Kerosinpreise gesichert hatten, zahlten im Corona-bedingten Nachfrageeinbruch kräftig drauf. Denn das Hedging sichert den Airlines nicht nur Preise, es verpflichtet auch, vereinbarte Mengen abzunehmen.

Bedarf für Kerosin gab es jedoch 2020 im Vergleich zum Vorjahr kaum - entsprechend kostete ein Barrel Öl, an dessen Preise die Kerosinpreise gebunden sind, zeitweise nur 25 US-Dollar - kurzzeitig tauchte der Rohölpreise sogar in den Negativbereich.

Bei Lufthansa gingen 2020 nur 3,7 Millionen Tonnen Kerosin für 1,875 Milliarden Euro durch die Triebwerke, im Vorjahr standen für 10,9 Millionen Tonnen Kerosin 6,715 Milliarden Euro auf der Tankrechnung.

Hedging-Verlust

Damit kaufte Lufthansa Kerosin 2020 zwar etwas günstiger ein als 2019 - die Preissicherungsgeschäfte flogen der Airline dennoch gehörig um die Ohren.

Lufthansa, IAG, Ryanair und Air France haben nach Berechnungen des "Business Insider España" 2020 zusammen 4,7 Milliarden US-Dollar verloren, weil sie an vor der Krise vereinbarte Preise gebunden waren - allein Lufthansa beziffert den Hedging-Verlust im Geschäftsbericht 2020 auf 1,17 Milliarden Euro.

Seit einigen Wochen steigen die Kerosinpreise wieder, weil OPEC-Staaten die Förderung gedrosselt haben. Airline-Manager, die gehofft hatten, bei einem ohnehin schleppend verlaufenden Neustart mit billigem Kerosin fliegen zu können, müssen nun noch einmal neu rechnen - und bangen.

Lufthansa projiziert Preisvorteile durch Hedging und andere Sicherungsgeschäfte
Lufthansa projiziert Preisvorteile durch Hedging und andere Sicherungsgeschäfte, © Lufthansa Group

Schon bald könnten dann preisgebundene Airlines wieder im Vorteil sein. Die Lufthansa etwa projiziert, dass sie sich mit ihren Hedgings für 2021 zum Teil signifikant unter dem Marktpreis mit Kerosin wird versorgen können - der Konzern sichert seinen Bedarf im Regelfall über 24 Monate Voraus ab.

Wegen der Pandemie "und ihrer Auswirkung auf die Planbarkeit des Treibstoffbedarfs" hat Lufthansa 2020 von weiteren Preissicherungen allerdings abgesehen.
© aero.de | Abb.: Safran | 18.03.2021 14:17

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Beitrag vom 19.03.2021 - 07:46 Uhr
Schon bald könnten dann preisgebundene Airlines wieder im Vorteil sein. Die Lufthansa etwa projiziert, dass sie sich mit ihren Hedgings für 2021 zum Teil signifikant unter dem Marktpreis mit Kerosin wird versorgen können...

Tja, der Ölpreis stieg bis Mittwoch 16.3, seitdem ist er aber binnen 2er Tagen steil um 3,50 Dollar abgesunken. Grund:

Auslöser für den starken Rückgang sind auch Sorgen über ein möglicherweise überhöhtes Ölangebot. Hierzu trugen zum einen Äußerungen der Internationalen Energieagentur IEA vom Vortag bei. Die IEA trat Prognosen einiger Rohstoffanalysten entgegen, die am Erdölmarkt teils starke Preisanstiege erwarten. Dagegen verwies die Organisation auf ein hohes Angebot.

Da kann man noch viel projizieren, am Ende ist es falsch. Hedging bleibt in unsicheren Marktlagen ein pures Glückspiel.
Im Gegenteil. Die Absicht hinter Hedging ist Stabilität. Ja sicher, man versucht natürlich günstig einzukaufen, aber mit Hedging, ob Sprit oder zB Währungen, versucht man die Kosten in naher und ferner Zukunft berechenbar zu machen, damit der Cashflow nicht zum Glücksspiel wird. Zu wissen, wie groß ist meine Spritrechnung in x Monaten, wieviel Geld muss ich dafür generieren um diese Rechnung bezahlen zu können.
Kosten in der Zukunft sind immer Risiko, irgendwer wird das tragen müssen. Entweder die Firma die zum Tagespreis kauft oder der Investor, der Kapital bereitstellt. Da aber Beide nicht zocken wollen, können oder dürfen sichern sie ab.
Beitrag vom 19.03.2021 - 01:42 Uhr
Schon bald könnten dann preisgebundene Airlines wieder im Vorteil sein. Die Lufthansa etwa projiziert, dass sie sich mit ihren Hedgings für 2021 zum Teil signifikant unter dem Marktpreis mit Kerosin wird versorgen können...

Tja, der Ölpreis stieg bis Mittwoch 16.3, seitdem ist er aber binnen 2er Tagen steil um 3,50 Dollar abgesunken. Grund:

Auslöser für den starken Rückgang sind auch Sorgen über ein möglicherweise überhöhtes Ölangebot. Hierzu trugen zum einen Äußerungen der Internationalen Energieagentur IEA vom Vortag bei. Die IEA trat Prognosen einiger Rohstoffanalysten entgegen, die am Erdölmarkt teils starke Preisanstiege erwarten. Dagegen verwies die Organisation auf ein hohes Angebot.

Da kann man noch viel projizieren, am Ende ist es falsch. Hedging bleibt in unsicheren Marktlagen ein pures Glückspiel.

Dieser Beitrag wurde am 19.03.2021 01:52 Uhr bearbeitet.


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