Verschmähter Jumbo
Älter als 7 Tage  

Jetzt hat er es doch noch zu Lufthansa (Technik) geschafft

Lufthansa Boeing 747-8
Lufthansa Boeing 747-8, © Lufthansa

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HAMBURG - 20 Boeing 747-8I hatte die Lufthansa einst bei Boeing in Auftrag gegeben. Übernommen hat sie letztlich nur 19 - ein Jumbo verblieb beim Hersteller. Jahrelang stand er in der Wüste. Nun flog er nach Hamburg zu Lufthansa Technik. Dort wird er umgerüstet: zum VIP-Jet für Ägypten.

Noch immer verrät die Lackierung in den Lufthansa-Grundfarben, dass dieses Flugzeug einst als 20. Boeing 747-8I für den Kranich bestellt worden war. Allerdings war Lufthansa nachträglich von der Bestellung zurückgetreten, weil Boeing das Flugzeug wesentlich intensiver in die Flugerprobung eingeunden hatte als vertraglich vereinbart.

Außerdem hätten zahlreiche technische Veränderungen diese früh gebaute 747-8 gegenüber ihren später hergestellten 19 LH-Serienschwestern zur Exotin gestempelt. Lufthansa ist dafür bekannt, möglichst immer zusammenhängende Produktionslose abzunehmen, um damit die Wartung zu vereinfachen.

Mehr gestanden als geflogen

Und so kam es, dass die bestellte und nicht abgeholte 747-8I niemals ihr angedachtes Kennzeichen D-ABYE erhielt. Stattdessen fristete die verschmähte Testmaschine mit der MSN 37826 und der Werknummer 1435 jahrelang ein eher trostloses Dasein, verbrachte sie den Großteil ihres Flugzeuglebens doch auf diversen Flugzeugfriedhöfen in den USA.

Boeing 747-8: SU-EGY statt D-ABYE, © Dirk Grote
 
Die Odyssee begann am 21. Mai 2015 mit einem knapp zweieinhalbstündigen Flug zum Pinal Air Park in Marana, Arizona. Dort blieb sie eingemottet bis zum Sommer 2017, kam dann für eine Weile zurück nach Everett ins Boeing-Werk, flog von dort nach San Antonio auf die Lackland Air Foce Base und landete schließlich im Juni 2018 auf dem Flughafen Victorville in der Mojave-Wüste.

Im Sommer 2021 aber zog in den Jumbo Jet endlich wieder Leben ein. Bereits im Frühjahr hatte sich angedeutet, dass Boeing das Flugzeug reaktivieren könnte, führte die Bestellübersicht für Februar doch unter anderem ein Exemplar der 747-8 in der Passagierversion für einen nicht genannten Kunden auf. Anfang Juli dann fuhren die Techniker in Victorville erstmals seit Jahren wieder die Systeme der Maschine hoch.

Sechs Wochen später, am 21. August, rollte die MSN 37826 schließlich zur Startbahn, hob ab und nahm direkten Kurs zum gut zwei Flugtsunden entfernten Boeing-Flughafen in Everett. Dort erhielt die bislang als N828BA registrierte 747 ein neues Kennzeichen: SU-EGY.

Das nährte Spekulationen, dass die Beinahe-Lufthansa-Maschine bald eine Karriere als Regierungsjet für die ägyptische Regierung starten könnte, denn SU ist das Länderkürzel für die Arabische Republik Ägypten.

Ägyptens neue "Air Force One"

Offiziell bestätigt ist der "Verdacht" noch immer nicht – doch eigentlich ist spätestens seit dem vergangenen Wochenende alles klar. Am Abend des 6. November nämlich startete die SU-EGY zu ihrem ersten Interkontinentalflug. Der führte sie - Ironie des Schicksals - schließlich doch noch nach Deutschland, zu Lufthansa Technik in Hamburg. Dort rollte der Jumbo am 7. November in den Morgenstunden auf den Hof. In den kommenden Jahren soll er bei den Kabinen-Profis des Kranichs eine Ausstattung als VIP-Jet erhalten.

Odyssee mit glücklichem Ausgang

Ägyptens Regierungsflieger dürften den Neuzugang warmherzig erwarten, denn sie haben Erneueruzngsbedarf: Bislang dient den Nordafrikanern ein Airbus A340-200 als Präsidentenflugzeug - die SU-GGG, Baujahr 1995. Zwar hat auch die designierte Nachfolgerin bereits zehn Jahre auf dem Buckel, in dieser Zeit allerdings nur wenige Flugstunden gesammelt.

Technisch ist die SU-EGY daher noch sehr jung, zumal Boeing den Jumbo bis 2015 aufwändig nachgerüstet und strukturell überholt hat. So sieht alles danach aus, dass die einst von Lufthansa verschmähte 747-8I bald als VIP-Jumbo für den Präsidenten Ägyptens an den Himmel zurückkehrt – und die Odyssee der MSN 37826 am Ende doch noch eine glückliche Wendung nimmt.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Lufthansa | 09.11.2021 14:55

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Beitrag vom 11.11.2021 - 01:30 Uhr

Genau das ist aber die Definition von "Totalschaden":

"Schaden, der so groß ist, dass eine Reparatur nicht mehr möglich oder wirtschaftlich vertretbar ist."

Offenbar hielt man in diesem Fall eine Reparatur für wirtschaftlich vertretbar, unabhängig davon ob das jetzt Boeing oder die Versicherung entschieden hat.

OK,ich sage es anders:
Ich habe eine Werkstatt, in mein Privaten PKW fährt mir jemand rein.
Der Wagen ist 10.000 Wert der Schaden den ein Gutachter ausrechnet beträgt 15.000 Euro.
Dann reden wir definitiv von einem Totalschaden.
Schraube ich mir die Karre selbst in meiner Werkstatt wieder zusammen, praktisch zum "EK" und das kostet mich dann evtl. 5000 Euro, dann kann ich auch endspannt einen Totalschaden wieder auf die Beine stellen.
Das geht natürlich nur wenn es eben Reparabel ist, ein Ausgebranntes Fahrzeug, oder eines welches mit 100Kmh in die Mauer ist, da funktioniert das natürlich nicht mehr.
Beitrag vom 10.11.2021 - 22:11 Uhr
Vielleicht wollte Boeing nur einen "hull loss" vermeiden. Der wäre nicht gut für die Statistik.
Nun wurde der Flieger "verkauft" und ist sogar über den Atlantik geflogen.
Der Käufer muss schon ein richtiger 747-Fan sein oder er hat einen ganz spezielle Bedarf, der nicht von einen aktuellen Fliegern abgedeckt wird.


Genau das hat ja eine Regierung, einen speziellen Bedarf.

Die fliegt den Flieger auch nicht täglich. Die brauchen ein günstiges Flugzeug das auch mal stehen kann ohne das es Horror Kosten verursacht.
Und dafür ist es perfekt.

Das man den Flieger als LH nicht mehr im täglichen Linienbetrieb sehen will ist doch auch klar, Boeing hätte sicher noch ersatz gebaut wenn die LH das gewollt hätte, aber so war man halt mit einer weniger auch glücklich.

Das man so einem Flieger nicht noch, keine Ahnung, was macht ein WB bei der LH? 10.000 - 20.000 Cycles? 100.000 Flugstunden?
Auf jeden Fall will man das einer bereits einmal so beschädigten und reparierten Struktur nicht antun.

Und das wird bei einem Regierungsflieger auch nicht mal annähernd in diese Größenordnungen kommen.
Beitrag vom 10.11.2021 - 22:04 Uhr
Vielleicht wollte Boeing nur einen "hull loss" vermeiden. Der wäre nicht gut für die Statistik.
Nun wurde der Flieger "verkauft" und ist sogar über den Atlantik geflogen.
Der Käufer muss schon ein richtiger 747-Fan sein oder er hat einen ganz spezielle Bedarf, der nicht von einen aktuellen Fliegern abgedeckt wird.


Der Käufer ist die �gytische Regierung die damit einen A340-200 ablöst.


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