Streikende
Älter als 7 Tage

Eurowings und Piloten reden nochmal miteinander

Eurowings Cockpit-Crew
Eurowings Cockpit-Crew, © Eurowings

Verwandte Themen

KÖLN - Nach dem Pilotenstreik bei Eurowings mit Hunderten Flugausfällen wollen die Tarifparteien an den Verhandlungstisch zurückkehren. Man wolle die Gespräche wieder aufnehmen, teilten die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und die Lufthansa-Tochter am Mittwoch gemeinsam mit.

Am Montag hatte ein dreitägiger Ausstand begonnen, in dessen Folge rund 800 Flüge gestrichen wurden. In der Mitteilung hieß es, der planmäßige Betrieb werde am Donnerstag wieder aufgenommen. "Das ist vor allem für alle Eurowings-Kundinnen und -Kunden eine gute Nachricht."

Die VC will Entlastungen für die Piloten durchsetzen. Weil das vom Arbeitgeber vorgelegte Angebot ihr nicht ausreichte, hatte die Gewerkschaft zum Streik aufgerufen: Erstmals für einen Tag am 6. Oktober und ab diesem Montag in einer zweiten Welle für drei aufeinanderfolgende Tage. Zehntausende Reisende mussten umplanen. Zuvor hatten bei der Lufthansa-Kerngesellschaft bereits das Bodenpersonal und ebenfalls die Piloten jeweils einen Tag gestreikt.

Nach Darstellung der Gewerkschaft sind die 800 Eurowings-Piloten bei der Arbeitsbelastung "am Limit". Daher sei eine Entlastung dringend geboten. Die VC fordert unter anderem, die maximale Wochenarbeitszeit um fünf auf 50 zu verringern. Eurowings bot drei Stunden.

Die VC wollte 14 zusätzliche freie Tage, während Eurowings zehn anbot. Auch bei der Verlängerung der Ruhezeiten und der Verkürzung der maximalen Flugdienstzeiten kamen die Tarifparteien auf keinen gemeinsamen Nenner.

In dem Arbeitskampf versuchte Eurowings zwar, die streikbedingten Lücken mit Personal und Flugzeugen von Partnerfirmen zu stopfen. Das gelang zuletzt aber immer schlechter: Zu Wochenbeginn fiel etwa jeder zweite Flug von Eurowings Deutschland aus. Am Mittwoch lag der Anteil bei zwei Dritteln.

Der Streik kostete die Firma nach Angaben des Managements jeden Tag einen zweistelligen Millionenbetrag. Das bedrohe auch Arbeitsplätze, warnte Finanzchef Kai Duve. Dass die Gewerkschaft ausgerechnet jetzt, da man nach einem schwierigen Sommer wieder im Aufschwung sei, für Frust unter Reisenden und finanziellen Ballast sorge, sei unverständlich.

Die Gewerkschaft habe "Maß und Mitte" verloren, kritisierte Duve. In einem offenen Brief forderte die Firmenspitze die Gewerkschaft auf, den Streik abzubrechen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Als die Gewerkschaft nicht reagierte, teilte die Geschäftsführung am Dienstag mit, dass die Wachstumspläne für das kommende Jahr gestoppt würden: Man werde weniger Maschinen als bisher geplant haben. Neueinstellungen und Kapitänsbeförderungen werde es vorerst nicht geben. Die Gewerkschaft schüttelte darüber den Kopf. Das sei eine nicht sachgerechte "Eskalationsrhetorik", sagte VC-Sprecher Matthias Baier. Wachstum sei nie Teil der Verhandlungen gewesen.

Mit der gemeinsamen Ankündigung, die Verhandlungen wiederaufzunehmen, stehen nun die Zeichen erstmal auf Entspannung. Ein Verhandlungstermin wurde zunächst nicht bekannt. Nach den öffentlichen Unmutsbekundungen wollen die Tarifpartner wohl mit kühleren Köpfen hinter verschlossenen Türen sprechen. In der Mitteilung hieß es: "Über die Inhalte der weiteren Gespräche haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart."

Und die Entscheidung, die Wachstumspläne abzuspecken: War das ein Druckmittel, das nun doch nicht umgesetzt wird? Auf diese Frage sagte ein Eurowings-Sprecher, die Geschäftsführung habe die Entscheidung getroffen, und sie bestehe weiter.
© dpa-AFX | Abb.: Eurowings | 19.10.2022 16:11

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 20.10.2022 - 09:12 Uhr
Warten wir doch einfach mal ab, was bei den Gesprächen raus kommt.
Vielleicht gibt es ja doch noch eine Einigung, mit der alle Beteiligten zufrieden sein können.
Beitrag vom 20.10.2022 - 08:24 Uhr
Eine Milchmädchen Rechnung:

Laut Artikel gibt es 800 Angestellte im Cockpit. Die machen jede Woche 55h Dienst. Der Rechner sagt, dass sind dann 44000h Dienst.
Angenommen ab 2023 wird das auf 54h reduziert. Ergebnis 43200h. Die Differenz ... 800h. So weit so gut. 800h geteilt durch 54h dienst pro Woche beläuft sich auf gerundet 15. Das heißt für jede Stunde weniger Dienst pro Woche bei der bestehenden Mannschaft, braucht EW 15 neue PiloteInnen. Klingt nicht viel, ist sicher machbar.

Bei 52h pro Woche sind es dann übrigens rund 46 neue Einstellungen.

Wenn man sich bei EW bewirbt, darf man bei der Firma Interpersonal "beweisen" was man drauf hat. Dauer ca. 3 Monate, weil 3-stufiges Verfahren und die deutschen Mühlen mahlen zwar gründlich, aber auch langsam. Pro Auswahlverfahren sind ca. 10-12 Bewerber, wobei es natürlich drauf ankommt, wie viele da durchkommen.

Jeder Bewerber muss nach bestandenem Verfahren dann in die Schulung. Mit bestehendem A320 Rating Dauer ca. 4 Wochen, ohne Rating 8 Wochen. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass Simulator Slots nicht immer verfügbar sind, zieht sich das alles in die Länge. Und bis jetzt war ja auch noch die Rede, dass 5 neue Flugzeuge kommen. Der Crewfaktor bei einer ernstzunehmenden Airline liegt normalerweise zwischen 4 und 5, also 8-10 Piloten pro Flugzeug.

Das dauert alles seine Zeit.

Man kann die gleiche Rechnung mit den zusätzlichen freien Tagen machen, was sich noch viel krasser auswirkt.

Ich sage nicht, dass EW hier die guten sind und VC die bösen. Das Spiel hat sich die letzten Jahrzehnte bei zahlreichen Arbeitgebern in der Luftfahrt bewährt.... es ist zum Kotzen. Aber man sollte das immer von beiden Seiten betrachten!
Beitrag vom 20.10.2022 - 08:12 Uhr
Zumals die EW Flotte ja nun um 5 Flugzeuge reduziert wird womit wird anteilig sofort um 3h reduzieren könnten ohne den Crewfaktor zu verändern.

Falsch gelesen oder falsch verstanden. Es kommen keine 5 ZUSÄTZLICH geplanten, neuen Flugzeug, was wiederum geplante Beförderungen zu Kapitänen und Neueinstellungen (aus laufenden Schulungen die nur mehr befristete Verträge bekommen) zu Nichte macht.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 05/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden