"Brennende Plattform"
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Neuer Rolls-Royce-Chef warnt vor Nokia-Szenario

Rolls-Royce Trent XWB-97
Rolls-Royce Trent XWB-97, © Airbus

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DERBY - "Mit jeder Investition vernichten wir Werte": Tufan Erginbilgic, seit Januar 2023 neuer Vorstandschef beim Triebwerkshersteller Rolls-Royce, hat die Bestandsaufnahme abgeschlossen - und zieht ein vernichtendes Fazit. Die Probleme in Derby alarmieren inzwischen auch den Großabnehmer Airbus.

Der neue Chef kam vom Ölgiganten BP zu Rolls-Royce - und bedient zum Einstieg ein Bild aus der alten Branche. "Rolls-Royce ist eine brennende Plattform", sagte Tufan Erginbilgic vor Mitarbeitern. "Wir schneiden schlechter ab als jeder wesentliche Wettbewerber da draußen."

Aus der Brandrede zitierte zunächst die "Financial Times". Erginbilgic will das Blatt mit einem "Transformationsprogramm" wenden.

An einem Umbau hatte sich allerdings bereits Vorgänger Warren East versucht - 2020 strich Rolls-Royce unter dem Eindruck der Pandemie 9.000 Stellen, ein Fünftel der Belegschaft musste gehen.

"Rolls-Royce hat schon lange, lange vorher nicht funktioniert, das hat nichts mit Covid zu tun", sagte Erginbilic. "Das ist unsere letzte Chance."

Englischer Patient

Das Triebwerksgeschäft steht bei Rolls-Royce für 40 Prozent des Umsatzes, wechselt aber seit Jahren von einer Großbaustelle zur nächsten.

Eine Pannenserie mit dem Dreamliner-Triebwerk Trent 1000 verschlang Milliarden und hielt Rolls-Royce über Jahre in Atem. Phasenweise standen weltweit gut 50 787 mit defekten Triebwerken am Boden.

An den volumenstarken Brot-und-Butter-Programmen Airbus A320neo und Boeing 737 MAX ist Rolls-Royce nicht beteiligt.

Beim Trent-Nachfolger UltraFan bahnt sich das nächste Desaster an - bisher fehlt für das Riesentriebwerk jeder Anwendungsfall. Das Triebwerk ist mit 3,56 Meter Bläserdurchmesser sogar noch eine Nummer größer als das gewaltige GE9X. Weder Airbus noch Boeing haben für sowas gerade Verwendung.

"Mit jeder Investition vernichten wir Werte", sagte Erginbilgic. Die Metapher der "brennenden Plattform" dürfte als eine bewusste Anspielung auf den damaligen Nokia-Chef Stephen Elop zu verstehen sein, der 2011 so die trübe Lage beim einst größten Mobiltelefonproduzenten der Welt in Worte fasste.

Springt Airbus in die Bresche?

Probleme von Rolls-Royce können schnell in Probleme von Airbus umschlagen. In den Programmen A350 und A330neo arbeitet Airbus ausschließlich mit Rolls-Royce-Triebwerken. Nach Informationen des in der Branche gut vernetztes Dienstes "Leeham News" verfolgt man die Entwicklungen in Toulouse entsprechend aufmerksam.

Mehr noch: Laut "Leeham"-Quellen spielt Airbus bereits mehrere Szenarien durch - von Finanzhilfen für Rolls-Royce bis hin zum Extremfall einer Übernahme des Zulieferers.
© aero.de | Abb.: Airbus | 09.02.2023 06:50

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Beitrag vom 10.02.2023 - 09:50 Uhr
RR hat einen Ultrafan entwickelt, der auf kein vorhandenes oder geplantes Flugzeugprogramm passt.

Der Ultrafan ist nicht das Problem, das ist einfach nur die nächste Technologiegeneration. Andere Hersteller betreiben auch Forschung.
RR hat mit seinen aktuellen Programmen mit Konstruktionsfehlern unglaublich viel Geld verbrannt. Und gleichzeitig seine langfristigen Maintenance-Verträgen viel zu günstig verkauft. Die neuen Engines müssen häufiger gewartet werden als erwartet und durch diesen unerwartet hohen Aufwand sind die Verträge nicht mehr profitabel.

Das Thema geht wesentlich weiter zurück. Bereits der Ausstieg bei IAE war ein Fehler, seit dem ist man im lukrativen Massengeschäft garnicht mehr vertreten und statt 3 Player gibt es in jedem markt nurnoch 2.
Im Grunde hat man im SA die Wahl zw. Pratt PW1000G und Leap.
Und im WB zw. RR und GE.

Hier dominiert halt leider GE - denn neben den Qualitätsproblemen ist das GEnX wohl besser als das Trent 1000 und macht über 60% des Marktes.
Beim A350 ist es letztendlich genauso, nachdem das Trent XWB nichts weiter als ein leicht verbessertes Trent 1000 ist.
Und scheinbar auch auch das Trent TEN nur aufgeholt, nicht überholt.

Der nächste Schritt ist wohl wieder von GE mit dem GE9X, und damit steht RR neben den richitg genannten Problemen v.a. mit 2 dogs dar.

Was bringt es, wenn GE 2x Mal das bessere Produkt hat? Da wird dann nicht viel gehen.


Für den Ultrafan fehlt das Programm, an den A350 würde er gehen, aber dann müsste Airbus jetzt den A35KK bringen und dem A350 schon jetzt ein neues Triebwerk verpassen.
Wenn das so gut ist, könnte man wohl GE und Boeing ein schnippchen schlagen, aber ich sehe das nicht kommen.

Im Grunde sind die Fronten abgesteckt und jeder wartet auf neue Technologie bzw. den Tech Bruch.


Ein weiteres Thema ist der A330 - durch das grounding der Flotten während Corona viel bei RR viel Revenue weg bzgl. der Wartung der Triebwerke.

Strategisch sitz RR in einer sehr delikaten Situation, und Aibus sitzt mit im Boot.
Denn dadurch das GE und Boeing bei der B777 Exklusivität haben, kommt Airbus nicht an die GE Triebwerke, während es anders rum egal ist, weil GE eh besser ist.

Der A35k krankt ja auch etwas daran, das man gerne mehr Leistung hätte, und weiss es gäbe ein passendes modernes Triebwerk, aber das hat halt GE.
Beitrag vom 09.02.2023 - 23:02 Uhr
RR hat einen Ultrafan entwickelt, der auf kein vorhandenes oder geplantes Flugzeugprogramm passt.

Der Ultrafan ist nicht das Problem, das ist einfach nur die nächste Technologiegeneration. Andere Hersteller betreiben auch Forschung.
RR hat mit seinen aktuellen Programmen mit Konstruktionsfehlern unglaublich viel Geld verbrannt. Und gleichzeitig seine langfristigen Maintenance-Verträgen viel zu günstig verkauft. Die neuen Engines müssen häufiger gewartet werden als erwartet und durch diesen unerwartet hohen Aufwand sind die Verträge nicht mehr profitabel.
Beitrag vom 09.02.2023 - 21:32 Uhr
Soso, "Weder Airbus noch Boeing haben für sowas gerade Verwendung", wusste gar nicht, daß die beiden ihre Triebwerke einkaufen wie ich meine Wurst beim Metzger - da erwarte ich nämlich auch immer, daß der das Viech bereits geschlachtet hat wenn ich Appetit auf frischen Leberkäs habe.

Bei den notwendigen Vorlaufzeiten in der Entwicklung bringt es aber auch nix, wenn eine Anfrage kommt mit der Antwort "jo, könnten wir mit etwas Glück bis in etwa 8 Jahren entwickelt haben" zu kommen...

Beim Start der Entwicklung wurde offenbar von einer anderen Entwicklung als ab 2020 tatsächlich eingetreten ausgegangen.

Dieser Beitrag wurde am 09.02.2023 21:35 Uhr bearbeitet.


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