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Seit Russland durch die Sanktionen des Westens sich im vergangenen Jahr gezwungen sah, die heimische Luftfahrtindustrie im großen Stil auf Vordermann zu bringen, hat auch die schon totgeglaubte Tupolew Tu-214 wieder eine wichtige Aufgabe.
Der in Kasan im Südwesten Russlands produzierte Zweistrahler soll das Portfolio moderner Airliner aus Russland abrunden, dessen wichtigste Vertreter Irkut MS-21 und Suchoi Superjet derzeit noch voll im "Russifizierungsmodus" stecken. Allerdings sind auch gut ein Jahr nach der formalen Auferstehung der Tu-214 wichtige Fragen offen.
Der offizielle Plan sieht den Bau von 70 neuen Tu-214 bis 2030 vor – im Schnitt also zehn pro Jahr. Juri Sljusar, Chef der Flugzeugbau-Holding UAC, sieht bereits einen Bedarf von über 100 Tu-214 "für die nächsten sieben bis acht Jahre".
Und da die Fertigungsrate von zehn Maschinen pro Jahr frühestens 2025 erreicht ist, sollen es nach dem Willen von Russlands Ministerpräsident Michail Mischustin spätestens ab 2027 sogar jährlich 20 werden.
Für das Flugzeugwerk in Kasan bedeutet das eine enorme Herausforderung: Zwar lief die Produktion der Tu-214, von der bislang 34 Einheiten entstanden, vor Ort immer weiter. Mehr als ein bis zwei neue Flugzeuge jährlich, allesamt für Militär und VIP-Flugstaffel, verließen aber nie die Hallen.
Um das ausgegebene Ziel zu erreichen, investiert die russische Regierung massiv in den Ausbau der Kasaner Flugzeugfabrik. Mit vorerst knapp 42 Milliarden Rubel (440 Millionen Euro) aus einem Staatsfonds werden die Errichtung neuer Hangars, die Modernisierung der Produktion sowie Einstellungs- und Weiterbildungsinitiativen für die Belegschaft finanziert.
Später könnten noch einmal und 42 Milliarden Rubel in Form von Darlehen hinzukommen, wie Mischustin in Aussicht stellte.
Ziel: 20 Stück ab 2027
Tupolew-Geschäftsführer Wadim Koroljow versicherte dem Regierungschef bei einem gemeinsamen Arbeitsbesuch in Kasan vor einigen Tagen: "Die Umsetzung (...) des Aktionsplans zur Entwicklung und Modernisierung der Produktionskapazitäten des Kasaner Luftfahrtwerks und der Kooperationsunternehmen wird sicherstellen, dass ab 2027 die Produktionsrate von 20 Tu-214 pro Jahr erreicht wird."
Die nächste Generation?
Unterdessen äußerte sich UAC-Generaldirektor Sljusar in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Tass bereits zu weiteren Zukunftsplänen mit der Tu-214. Gehe es in einem ersten Schritt zunächst darum, die wenigen nicht aus Russland stammenden Komponenten des Flugzeuges, die sich vorrangig im Bereich der Kabine fänden, durch einheimische Teile zu ersetzen, so stünde im weiteren Verlauf auch eine Modernisierung an.
"Hierbei handelt es sich um eine Reihe bestimmter Veränderungen, die im Erscheinungsbild sichtbar sein werden", erklärte Sljusar, ohne ins Detail zu gehen. "Außerdem möchten wir die Funktionalität bestimmter Systeme noch weiter verbessern", so der UAC-Chef weiter. Ob dazu auch die Reduzierung der Cockpit-Crew gehört?
Über eine verkürzte Version der Tu-214 und eine Variante mit erhöhter Reichweite denke man ebenso nach, wie über die "Einführung neuer Navigationsmodi". Das allerdings sei wieder ein eigenes Thema, schränkte Sljusar ein. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht getroffen worden. "Aber wir arbeiten daran", unterstrich der UAC-Manager.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: UAC | 02.07.2023 08:33







Kommentare (19) Zur Startseite
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Deswegen glaube ich auch dass die Elektronik nicht unbedingt ein Problem ist denn da sind Prototypen einfach hinzubekommen. Von 90% Ausschuss auf 10% Ausschuss zu kommen nicht unbedingt aber das ist ja egal wenn weder Wirtschaftlichkeit noch Stückzahlen (sind bei Elektronik normalerweise ja ziemlich hoch) eine Rolle spielen.
@contrail55: Es geht nicht darum, den Begriff Manufaktur durch zu deklinieren.
Hier geht um die Frage wie effizient Lernkurveneffekte in der Kleinserienfertigung von Flugzeugteilen durchgesetzt werden. Darin hatten alle russischen Weiterverarbeitungs-Betriebe, in die ich eingeladen wurde, ein erkennbares Defizit.
Wie groß sind denn die Lernkurveneffekte beim SSJ? Da hapert es doch.
Gruß Gustl