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Das Flugzeugwerk Kasan in der Republik Tatarstan ist vor allem für ein Flugzeug berühmt: Hier liegt die Wiege der Tupolew Tu-160 "Blackjack", des größten Kampfflugzeugs der Welt. Etwa drei Dutzend Exemplare des Mach 2 schnellen Langstreckenbombers rollten in Kasan seit Mitte der 80er-Jahre aus der Halle.
Nach vielen Jahren Pause lief die Fertigung neuer Exemplare vor einiger Zeit wieder an - auf persönliches Geheiß von Präsident Putin. Der Renaissance der Tu-160 ging eine aufwändige Wiederbelebung der dafür notwendigen Produktionsstätten und Fertigungsverfahren voraus. Die ersten neu gebauten Flugzeuge haben das Werk bereits verlassen.
Doch in Kasan baut man nicht nur Tu-160. Auch ein Airliner aus den letzten Tagen der Sowjetunion wird hier zusammengebaut. Die Rede ist von der Tupolew Tu-214 - einer Variante der Tu-204, deren Endmontage wiederum bei Aviastar-SP in Uljanowsk erfolgte.
Auch die Tu-214 erlebte im vergangenen Jahr ein unverhofftes Comeback: Als Teil der neuen Strategie für Russlands Zivilluftfahrt unter dem Eindruck der westlichen Sanktionen soll der angestaubte Zweistrahler, der 1996 erstmals flog, seinen Weg zurück in die Flotten russischer Fluglinien finden. Mindestens 70 neue Exemplare soll Tupolew in Kasan bauen - allerdings nicht im Monat, sondern bis 2030.
Im Gegensatz zur Tu-160 war der Serienbau der Tu-214 nie ganz unterbrochen. Er lief all die Jahre auf kleiner Flamme weiter - allerdings nicht für zivile Zwecke, sondern fürs Militär und die VIP-Flotte der Regierung. Oder, wie es die staatliche Flugzeugbau-Holding UAC betitelt: für "spezielle Kunden."
Dort habe sich die Tu-214 "als zuverlässige und funktionale Maschine etabliert." Davon ausgehend, hat das Werk in Kasan nun mit dem Zusammenbau der ersten Tu-214-Charge für den kommerziellen Markt begonnen. Um wie viele Exemplare es konkret geht, ist nicht bekannt. Man sei jedoch darauf bedacht, "die Bedürfnisse sowohl staatlicher als auch kommerzieller Kunden zu erfüllen", schreibt UAC anlässlich eines Werksbesuchs regionaler Politprominenz.
Bald 20 Tu-214 pro Jahr?
Dass die Wirkung der Tu-214 in dieser Rolle, angesichts der marginalen Fertigungsrate, eher begrenzt sein wird, ist auch den Russen klar. Als einheimisches Brückenglied zwischen West-Jets einerseits und dem russischen Hoffnungsträger Irkut MS-21 andererseits ist ihre Daseinsberechtigung dennoch offenkundig.
Und allem Anschein nach arbeitet man in Kasan nach Kräften daran, möglichst noch ein wenig mehr Jets aus dem Werk herauszukitzeln als die Mindestanzahl von 70 in sieben Jahren. So werde die Fabrik gerade modernisiert und ihre Produktionskapazitäten erweitert, betont UAC. Man stehe "vor der Aufgabe, heimischen Fluggesellschaften schnellstmöglich russische Flugzeuge als Ersatz für Boeings und Airbusse zur Verfügung zu stellen."
Deshalb solle die Produktion neuer Tu-214 künftig "auf 20 Flugzeuge pro Jahr gesteigert werden", gibt Sergej Tschemesow, Generaldirektor des Mutterkonzerns Rostec, die Marschrichtung vor.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: UAC | 03.04.2023 06:34
Kommentare (1) Zur Startseite
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RU leidet aber noch unter den Wirtschaftssanktionen und wenn ich die Produktion um 20 steigern will, dann brauche ich Personal und aber auch mehr Maschinen bei UAC und bei allen Zulieferern und da wird es sicher problematisch, denn hochpräzise Maschinen kommen nicht aus RU.
Ich denke schon 10 TU-214 pro Jahr wird eine gewaltige wirtschaftliche Herausforderung. 240/y halte ich in den nächsten 5-10 Jahren für völlig unmöglich. Das alles auch wenn die TU-214 noch komplett aus russischen Teilen besteht.
Bei einer Irkut MS-21 muss man erst mal die Bordcomputer inkl. Software ersetzen und eine neue Software schreiben und eine komplett neue Avionik erstellen. Also in der westlichen Welt wäre das dann danach ein neuer Flieger und braucht eine neue Zulassung. und die Avionik ist nur eine Komponente aus westlicher Produktion in diesem Flieger. Also eine Irkut MS-21 mit rein russischen oder chinesischen Komponenten sehen wir nie oder nicht vor in 10 Jahren. Dann ist das auch erstmal nur ein neuer Prototyp und man muss auch bei der Irkut MS-21 für alle Komponenten eine eigene Produktion bauen und hochfahren, um Zahlen grösser 100 Flieger pro Jahr zu bauen.