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Am Wetter liegt es nicht - bei aktuellen Temperaturen von rund minus 40 Grad in der Region dürfte das Feld, auf dem die A320 von Ural Airlines am 12. September wegen Treibstoffmangels notgelandet war, längst hart genug gefroren sein. Trotzdem wird der Jet mit der Kennung RA-73805 nicht wie ursprünglich angekündigt ausgeflogen.
Wie die "Iswestija" berichtet, steht dagegen die Zerlegung und Verschrottung vor Ort an. Airline-Chef Sergej Skuratow bekräftigt dagegen weiterhin, dass die Maschine wieder fliegen werde.
Laut dem Bericht will keine der zuständigen Organisationen die Verantwortung für die Wiederinbetriebnahme des Flugzeugs übernehmen, ohne die notwendigen Arbeiten zur Überprüfung der Festigkeit der Flugzeugstruktur durchzuführen. Insbesondere der Zustand des Fahrwerks nach der Notlandung steht im Mittelpunkt.
Solche Tests seien bis dato noch nicht durchgeführt worden, da die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija noch mit der Unfalluntersuchung beschäftigt ist. Ural Airlines erklärte dagegen, dass das Schicksal des Fluggeräts noch nicht entscheiden sei. Allerdings ist Skuratow mittlerweile umgeschwenkt und schließt nun einen Start aus dem Weizenfeld aus. Das Anlegen einer provisorischen Startbahn sei "wirtschaftlich nicht sinnvoll".
Demontieren und wieder zusammenbauen
Dagegen laufen Gespräche bezüglich der "wirtschaftlichen Durchführbarkeit der Wiederherstellung des Flugzeugs". Mit anderen Worten: die Demontage im Feld und der Transport der Komponenten zu einem geeigneten Instandsetzungsstandort. Dort könnte dann der erneute Zusammenbau erfolgen - technisch nicht undenkbar, aber zu sicherlich astronomischen Kosten.
Gleichzeitig wächst der Druck auf die beiden Piloten, die unmittelbar nach der erfolgreichen Notlandung als Helden gefeiert worden waren. Ein vorläufiger Bericht von Rosawiazija deckte indes schwere Fehler auf. Kurz nach dem Erscheinen nahm die Behörde den Report jedoch als "nicht zufriedenstellend" wieder zurück.
Unter anderem fehlt der Grund, warum die Crew nicht in Omsk landete, sondern nach Nowosibirsk weiterflog. Womöglich gab es eine Anweisung der Airline, bei technischen Problemen möglichst einen Flughafen mit eigener Technikabteilung vor Ort anzufliegen.
Auf jeden Fall will Ural Airlines die Besatzung loswerden: Die Geschäftsleitung bot Sergej Below und Eduard Semjonow Ende November an, das Unternehmen "freiwillig" zu verlassen. Beide lehnten ab - die Ehefrau Semenows schrieb sogar einen Protestbrief an Wladimir Putin. Die Passagiere haben jedenfalls als Entschädigung die Summe von umgerechnet 1000 Euro pro Kopf erhalten.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Ural Airlines | 08.12.2023 16:28
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