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Zwischen Frankfurt und Mannheim beginnt der für die Deutsche Bahn und ihre Fahrgäste wichtigste Bauprozess der vergangenen Jahre: 41 Strecken sollen bis 2031 umfassend modernisiert werden und die Zuverlässigkeit der zuletzt unpünktlichen Bahn langfristig wieder verbessern.
Zum Auftakt wird ab Montagabend die sogenannte "Riedbahn" zwischen Frankfurt und Mannheim fünf Monate lang vollständig gesperrt und saniert - mit viermal so hohem Bauvolumen als sonst üblich. Zuletzt gab es auf der Strecke täglich mindestens eine Störung mit Einschränkungen für den Zugverkehr.
Probleme auf diesem Abschnitt wirken sich oft auf den bundesweiten Fernverkehr aus und führen auch in Hamburg oder Stuttgart zu Verspätungen - eine Besserung ist also dringend nötig. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die Riedbahn-Sanierung im Speziellen und an die Generalsanierungen insgesamt.
Der Frankfurter Flughafen weist an- und abreisende Passagiere für die Zeit der Sperrung auf "erhebliche Einschränkungen" im Bahnverkehr zum Flughafen hin. "Betroffen sind Verbindungen zwischen dem Flughafen Frankfurt und Mannheim sowie Köln", teilt der Flughafen mit.
Passagiere aus Mannheim können auf einen Direktbus ausweichen - der "IC-Bus" pendelt tagsüber alle 30 Minuten zum Flughafen und zurück. Über die S-Bahn-Station "Gateway Gardens", die ebenfalls per Bus erreichbar ist, können Passagiere mit der S-Bahn zudem die kurze Strecke zum Flughafenbahnhof zurücklegen.
ICE-Verbindungen aus Köln fahren während der Bauzeit keine Schleife zum Flughafen, sondern direkt weiter an den Frankfurter Hauptbahnhof - dort können Passagiere aus Fernverkehrszügen ebenfalls in S-Bahnen zum Flughafen umsteigen.
Monatelange Vollsperrungen
Die Bahn-Infrastruktur wurde jahrzehntelang vernachlässigt und ist an vielen Stellen überaltert und überlastet. Bund und Bahn haben deshalb im vergangenen Jahr den Plan gefasst, mit Milliardensummen das Netz zu ertüchtigen.
Dabei sollen die Hauptstrecken nicht wie sonst üblich "unter dem rollenden Rad", also bei laufendem Betrieb, sondern während monatelanger Vollsperrungen komplett saniert werden. Danach muss dort dann für mehrere Jahre Baufreiheit herrschen.
Für die Riedbahn bedeutet das: Die Strecke ist vom heutigen Montag bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember komplett außer Betrieb. In dieser Zeit will die Bahn möglichst alles austauschen, was ausgetauscht werden muss - und die Strecke auch digital aufrüsten.
Die Riedbahn ist eine der wichtigsten Bahnverbindungen in Deutschland. Pro Tag fahren dort mehr als 300 Züge im Regional-, Fern- und Güterverkehr, teilt die Bahn mit. "Insgesamt jede siebte Reise im Fernverkehr der DB führt über die Gleise zwischen Frankfurt/Main und Mannheim. Das sind etwa 60.000 Fernverkehrsreisende pro Tag."
Im Regionalverkehr sind es demnach jeden Tag 16.000 Fahrgäste. Auch für den Güterverkehr habe die Strecke eine hohe Bedeutung, weil drei von elf transeuropäischen Güterverkehrskorridoren mit ihr verbunden seien.
Im Fernverkehr werden während der Sperrung rund zwei Drittel der ICE- und IC-Züge westlich und östlich der Riedbahn über Mainz und Worms (Ludwigsbahn) beziehungsweise über Darmstadt und Heidelberg (Main-Neckar-Bahn) nach Mannheim umgeleitet.
Für Fahrgäste verlängert sich damit die Reisezeit um rund eine halbe Stunde. Das übrige Drittel der Züge fällt aus oder fährt andere Ziele an.
Im Regionalverkehr werden alle Züge ausfallen. Die Fahrgäste müssen auf Ersatzverkehr mit Bussen umsteigen. Die Bahn hat dafür 150 Gelenk- und Überlandbusse Busse gekauft. Alle Fahrzeuge sind mit Toiletten, WLAN und USB-Ladebuchsen ausgestattet. Zudem wurden gut 400 Busfahrerinnen und Busfahrer eingestellt.
Bahn investiert 1,3 Milliarden Euro
In Summe gibt es 13 Buslinien, von denen jede im 30-Minuten-Takt fährt. Weil sich die Linien überschneiden, fährt laut Bahn auf allen Abschnitten mindestens alle 15 Minuten ein Bus, auf einzelnen Abschnitten sogar alle fünf Minuten.
Den Bahn-Angaben zufolge werden 140 Kilometer Oberleitungen, 150 Weichen, 265.000 Schwellen und 120 Kilometer Gleise verbaut. Außerdem wird neue Signal- und Stellwerkstechnik installiert. Entlang der Strecke sollen 20 Bahnhöfe modernisiert werden. Das alles soll nach aktuellem Stand 1,3 Milliarden Euro kosten - deutlich mehr als zunächst angenommen.
© dpa, aero.de | Abb.: Deutsche Bahn AG | 15.07.2024 12:26
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