Lilium droht Bruchlandung

MÜNCHEN - Lilium findet kurzfristig keine neuen Geldgeber - wenige Tage nach der Insolvenz zentraler Tochtergesellschaften in Deutschland sieht sich das Management zu einem übergeordneten Insolvenzantrag für Lilium gezwungen. Den Luftfahrtpionieren aus München droht eine Bruchlandung.

Lilium geht das Geld aus. "Lilium (...) war nicht in der Lage, ausreichend zusätzliche Mittel aufzubringen, um das laufende Geschäft in der bisherigen Weise zu führen", teilte Lilium nach einer kurzfristig anberaumten Investorensuche am Montag der Börse mit.

Der Entwickler eines elektrischen Senkrechtstarters hatte Mitte Oktober Insolvenzanträge für die beiden operativen Hauptgesellschaften Lilium GmbH und Lilium eAircraft GmbH in Deutschland gestellt - dabei aber auf ein Verfahren in Eigenverwaltung gesetzt, um die Weichen für einen Neustart zu stellen.

Noch Ende Oktober war Lilium auf einer Wirtschaftskonferenz in Riad verteten, um neues Firmenkapital von Investoren aus dem Nahen Osten einzuwerben - offenbar vergebens.

Wegen "Überschuldung" und drohender "Zahlungsunfähigkeit" will sich Lilium nun als Ganzes einem "regulären Insolvenzverfahren" unterstellen.

Das Start-up-Unternehmen hat in den vergangenen Jahren ein elektrisch betriebenes Flugtaxi entwickelt. Nach vielen Testflügen war der erste bemannte Flug für das kommende Frühjahr, die erste Auslieferung an Kunden für 2026 geplant.

Dafür hätte Lilium aber weiteres Geld auftreiben müssen - die Rede war von einem Kapitalbedarf über 300 bis 500 Millionen Euro. Der Bund lehnte im Oktober eine hälftige Beteiligung an einer staatlichen Kreditbürgschaft über 100 Millionen Euro zusammen mit dem Freistaat Bayern ab.

Das Unternehmen unter Leitung des früheren Airbus-Managers Roewe hat rund 700 Fest- und Vorbestellungen aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und anderen Ländern. Unter dem Vorbehalt von Staatshilfen hatte Lilium laut Roewe zusätzliche private Finanzierungen in Aussicht.

Lilium mit Sitz in Gauting bei München beschäftigte zuletzt rund 1.100 Mitarbeiter.