Verwandte Themen
Bei Lilium gingen bereits die Lichter aus. Kurz vor den Feiertagen gab der seit 24. Oktober 2024 insolvente Flugtaxi-Entwickler die Einstellung des Geschäftsbetriebs bekannt - und sprach rund 1.000 Mitarbeitern die Kündigung aus.
In buchstäblich letzter Minute wendete Lilium mit einem neuen Investor eine Bruchlandung dann doch noch ab. Das Konsortium "Mobile Uplift" stellt Lilium auf der Zielgeraden zur 2026 erwarteten Zulassung des Lilium Jet die benötigten Mittel bereit.
Wie die "WirtschaftsWoche" berichtet, sollen über eine Kapitalerhöhung 200 Millionen Euro in das Unternehmen fließen. Der Deal wurde von KPMG und den Investmentfirmen Earlybird Ventures und General Capital einfädelt, die sich selbst allerdings nicht finanziell beteiligen.
Chinesischer Großinvestor winkt ab
Nach Informationen der "WirtschaftsWoche" zeichnet ein "großer" aber "eher unbekannter Investor aus den USA" zusammen mit einem Fonds aus Europa die Kapitalerhöhung. Laut Kreisen könnte die Transaktion noch im Januar vollzogen werden.
Zudem seien mehrere Altaktionäre und Gläubiger an dem Deal beteiligt - mit einer großen Ausnahme: Der chinesische Lilium-Investor Tencent beteiligt sich nicht an der Weiterfinanzierung des Projekts. Von den 1.000 gekündigten Mitarbeitern will Lilium rund 750 wieder einstellen.
Allerdings sind nach Angaben von Mobile Uplift nun noch mehrere rechtliche Schritte notwendig, auch wenn es sich im Wesentlichen um Formalien handelt.
Der Gläubigerausschuss der Lilium-Dachgesellschaft hat dem Verkauf an das Konsortium bereits zugestimmt, doch die entscheidenden Gläubigerausschüsse für die beiden Lilium-Töchter müssen vom Amtsgericht Weilheim erst noch bestellt werden und anschließend dem Kaufvertrag ebenfalls zustimmen.
"Hohe Risiken und Herausforderungen"
Die beteiligten Partner seien sich "der Größe der Aufgabe und der damit verbundenen hohen Risiken und Herausforderungen" bewusst, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten der Mitteilung - "aber der Verlust eines Unternehmens wie Lilium für Deutschland und Europa wäre fatal".
Das Unternehmen unter Leitung des früheren Airbus-Managers Klaus Roewe hat rund 700 Fest- und Vorbestellungen aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und anderen Ländern. Kunden und Kapitalanleger hatten in das bis zum Insolvenzantrag an der US-Börse Nasdaq gelistete Unternehmen bereits 1,5 Milliarden Euro investiert.
Ende Dezember ist auch der Lilium-Konkurrent Volocopter in die Insolvenz gerutscht. Das Unternehmen sucht ebenfalls neue Geldgeber.
© aero.de, dpa | Abb.: Lilium | 03.01.2025 06:28
Kommentare (14) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
Bis zum 15. Januar ist noch viel Zeit für eine Unterschrift bzw. Zahlung von den nicht genannten internationalen Investoren.
Volle ZUstimmung
Und Liliums Problem ist ja nicht, daß so ein Prototyp überhaupt nicht fliegen könnte.
Das ist sicher richtig, kommerziell macht es aber einen Riesenunterschied, ob man die versprochene Reichweite/Nutzlast/Geschwindigkeit real auch erreicht oder vielleicht nur 10% davon.
Da klappern zum Geschäft gehört dürfte ersteres der Fall sein.
Eine dreiviertel Million Einzelbeitrag ist in diesem Zusammenhang auch eher Sozialhilfe als ein zukunftsweisendes Investment, derlei Beträge bringen heutzutage bereits solide bezahlte Angestellte beim Häuslesbau auf.
Viel interessanter ist, daß die angeblich zugesagten 200 Mio anscheinend noch gar nicht richtig fließen. Es ist auch kein Zahlungsplan publiziert worden. Die Welt ist voller Verträge mit zunächst großen Zusagen und später dann schleppendem oder oft auch ausbleibendem Zahlungseingang.
Ganz abgesehen davon, daß selbst die 200 Mio keineswegs auch nur halbwegs für den Fortbestand reichen würden. Und selbst für diesen relativ kleinen Betrag hat sich kein Einzelinvestor gefunden. Wie lange sich die vier Freunde wohl einig bleiben?
Interessant zu wissen wäre jetzt zudem, durch wen - oder ob überhaupt - das technische Konzept von Lilium vor der Zusage verifiziert wurde.
Es ist bspw. für Spekulanten einfacher und sinnvoller, sich vorab nicht allzu tief mit der Materie zu befassen, man kommt dann später leichter aus Versprechungen heraus. Und Liliums Problem ist ja nicht, daß so ein Prototyp überhaupt nicht fliegen könnte.