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"Kein Signal" - Ohne Internetverbindung ist man in der digitalen Kommunikation aufgeschmissen. Was für private Nutzer meist nur lästig ist, kann für Staaten zu einem ernsten Verteidigungsproblem werden.
Ein Beispiel dafür ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine: Als Mobilfunknetze und Internetverbindungen auszufallen drohten, sprang Tech-Milliardär Elon Musk ein und stellte mit seinem Starlink-Satellitensystem schnelle Verbindungen für die ukrainischen Behörden bereit.
Ob Musks Raketenunternehmen SpaceX oder die gut ausgestattete US-Raumfahrtbehörde Nasa - die EU hängt im All oft hinterher. Um aufzuholen, unterzeichnete die EU-Kommission nach langer Planung in Brüssel den Vertrag für die Satellitenkonstellation Iris2 (Infrastructure for Resilience, Interconnection and Security by Satellites).
"Wir können es uns nicht leisten, zu abhängig von Ländern oder Unternehmen außerhalb der Europäischen Union zu sein", sagte EU-Kommissar Andrius Kubilius im Dezember.
Außenbeauftragte warnt vor Krieg im All
Anders als Starlink soll Iris2 daher von den EU-Staaten kontrolliert werden. "Wer Starlink nutzt, ist letztlich von einer Person abhängig", erklärt Antje Nötzold, Wissenschaftlerin und Privatdozentin für internationale Politik an der TU Chemnitz. "Das haben wir in der Ukraine gesehen, als Musk sein Netzwerk für bestimmte Gebiete nicht freigeschaltet hat."
Das Weltraumprogramm werde ausdrücklich zum Verteidigungsbedarf der EU-Länder beitragen, betonte Kubilius. "Iris2 wird für unsere Sicherheit und Verteidigung von entscheidender Bedeutung sein." Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte jüngst sogar, im All werde bereits Krieg geführt, etwa durch die Störung von Satellitensystemen.
Der erste Start des Satellitensystems ist ab 2030 geplant. Zudem soll das System den Zugang von Bürgern und Unternehmen zu schnellem Internet sichern. Doch auch wenn Verbraucherinnen und Verbraucher von dem Projekt profitieren sollen: Es ist unklar, wie stark Zivilisten vor allem in der Frühphase eingebunden sind.
Sicherheit im Vordergrund
Hat ganz Europa in fünf Jahren also sichereres Internet? "Technisch wäre das möglich, aber die genauen Spezifikationen sind in weiten Teilen noch nicht definiert", sagt Matthias Wachter vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).
Das Weltraumprojekt soll dafür sorgen, dass Europa im Ernstfall eine unabhängige Infrastruktur hat. Der zivile Nutzen stehe dabei im Konfliktfall im Hintergrund, erklärt Nötzold. "Wenn es bereits etablierte Alternativen gibt, muss sich Iris2 erstmal gegen andere kommerzielle Anbieter durchsetzen und Kunden gewinnen."
Nach Angaben der europäischen Raumfahrtbehörde Esa verfügt das System über wichtige Sicherheitskomponenten, "was von kommerziellen Anbietern wie Starlink nicht angeboten wird". Mit diesen sollen Cyberangriffe oder physische Bedrohungen auf Bodenanlagen und im Weltraum verhindert werden. "Das ist konzeptionell ein wesentlicher Unterschied zu Starlink", erklärt Wachter.
EU investiert Milliarden
Fast elf Milliarden Euro soll das Projekt kosten. Die EU stellt mit sechs Milliarden Euro den größten Anteil, etwa 550 Millionen Euro kommen von der Esa, der Rest soll aus dem privaten Sektor finanziert werden. Entworfen, gebaut und betrieben wird Iris2 von europäischen Akteuren - wichtige Elemente, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Raumfahrtindustrie zu stärken, so die Esa.
Längst haben Unternehmen die Raumfahrt für sich entdeckt - Goldgräberstimmung inklusive. Viele wollen ins All oder sind schon dort: Elon Musk träumt von Siedlungen auf dem Mars, Touristen werden in den Weltraum geflogen und das Geschäft mit Kommunikationssatelliten wächst. Zeiten, in denen das Weltall Staaten vorbehalten war, sind lange vorbei und europäische Unternehmen sollen ein Stück vom Raumfahrtkuchen abbekommen.
"Europa braucht für seine strategische und wirtschaftliche Souveränität eine eigene Satelliten-Konstellation", erklärt Wachter. Wegen seiner Dimension werde das Projekt großen Einfluss auf die industriellen Strukturen der europäischen Raumfahrt haben.
Für Nötzold liegt der wirtschaftliche Vorteil in der langfristigen Entwicklung und Nutzung der Satelliteninfrastruktur. Europa könne mit Iris2 demonstrieren, komplexe Netzwerke eigenständig aufzubauen. Allerdings ist der Zeitplan der EU ambitioniert: "Ob man es rechtzeitig schafft, das System bis zum Start funktionsfähig zu machen, hängt davon ab, ob die Unternehmen erfolgreich zusammenarbeiten und man die nötigen Ressourcen rechtzeitig mobilisieren kann."
Bleibt noch Platz im All?
Doch Angriffe und Konkurrenz sind nicht die einzigen Probleme im All - der Platz ist begrenzt. Laut Esa befinden sich etwa 13.230 Satelliten im Erdorbit. Mehr als 7.000 gehören dem Starlink-Netzwerk an - langfristig sollen es 30.000 werden, heißt es vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Mit der zunehmenden Zahl steige das Risiko für Zusammenstöße, die in Kettenreaktionen immense Schäden verursachen könnten, warnte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher in der Vergangenheit. Er sprach sich für ein globales Weltraum-Verkehrsgesetz aus, um klare Regeln für die Vermeidung von Zusammenstößen zu schaffen.
© dpa | Abb.: Esa | 06.02.2025 16:55
Kommentare (6) Zur Startseite
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Nein, das meine ich ja gerade.
Genauso wie sich der italienische Einkauf von "Starshield" Einheiten im Konfliktfall in 28.000 km/h schnelle Briefbeschwerer verwandeln würde.
Warum kaufen wir unsere Verteidungs- und Abhörtechnik dann nicht einfach in China ein? Ist sicher nochmal ne Ecke billiger als die USA Wanzen...
Kommt aufs gleiche raus. 😂
Eben: Deswegen selber machen und ignorieren, dass anderswo Dinge vielleicht etwas billiger angeboten werden. Preiswerter sind die deswegen noch lange nicht.
Wenn man allerdings auf den Vergleich mit Starlink geht ist man doch technologisch von vornherein wieder hinten dran.
Warum "technologisch hintendran"? Auf welcher vermeintlich alten Technologie basiert IRIS2 denn?
Und dass IRIS2 nicht mit Starlink verglichen werden kann sieht man alleine schon daran, dass es nicht als privates sondern primär als militärisches System geplant ist.
Starshield ist ein rein militärisches System mit Technologie die Europa nicht zur Verfügung steht.
Unabhängig von der Person Musk.
Ja, das ist eins der primären Designziele :D
Space X hat von der NRO für das Pentagon den Auftrag für Starshield erhalten. Das hat mit Starlink nichts mehr zu tun. Inzwischen ist das Netzwerk auch in Betrieb und da entscheidet kein Musk wer darauf Zugriff hat.
Ja, Starshield ist etwas völlig anderes.
Schwerpunkt ist Aufklärung, nicht Kommunikation.
Das ist schlicht falsch. Starshield kann wesentlich mehr.
Zu Beginn des Ukraine Konflikts war Starshield dort noch nicht verfügbar, deshalb hat man mit Starlink gearbeitet. Inzwischen hat die Ukraine Zugriff auf Starshield. Wie weit der geht weiß ich allerdings nicht.
Interessant wird sein was Italien macht. Meloni hat bei ihrem Besuch in Mar-a-Lago bei Trump und Musk
...ja, das war einfach nur peinlich ...
einen Deal ausgehandelt für 1,5 Milliarden Starshield zu bekommen. Sie hat zu dem Zeitpunt gesagt das Italien dann schnelleren Zugriff auf ein derartiges Netzwerk hat und es billiger ist wie das europäische Projekt.
Klar. Und da ist dann auch ganz, ganz sicher niemand in der Lage, Italien den Stecker zu ziehen. Believe me ...
Das zeugt mMn nur von erschreckender Naivität.
Glauben sie ernsthaft das z.B. irgendeine der F35 die DE jetzt gekauft hat noch fliegt wenn die USA das nicht wollen?
Warum kaufen wir unsere Verteidungs- und Abhörtechnik dann nicht einfach in China ein? Ist sicher nochmal ne Ecke billiger als die USA Wanzen...
Kommt aufs gleiche raus. 😂
Wenn man allerdings auf den Vergleich mit Starlink geht ist man doch technologisch von vornherein wieder hinten dran.
Warum "technologisch hintendran"? Auf welcher vermeintlich alten Technologie basiert IRIS2 denn?
Und dass IRIS2 nicht mit Starlink verglichen werden kann sieht man alleine schon daran, dass es nicht als privates sondern primär als militärisches System geplant ist.
Unabhängig von der Person Musk.
Ja, das ist eins der primären Designziele :D
Space X hat von der NRO für das Pentagon den Auftrag für Starshield erhalten. Das hat mit Starlink nichts mehr zu tun. Inzwischen ist das Netzwerk auch in Betrieb und da entscheidet kein Musk wer darauf Zugriff hat.
Ja, Starshield ist etwas völlig anderes.
Schwerpunkt ist Aufklärung, nicht Kommunikation.
Zu Beginn des Ukraine Konflikts war Starshield dort noch nicht verfügbar, deshalb hat man mit Starlink gearbeitet. Inzwischen hat die Ukraine Zugriff auf Starshield. Wie weit der geht weiß ich allerdings nicht.
Interessant wird sein was Italien macht. Meloni hat bei ihrem Besuch in Mar-a-Lago bei Trump und Musk
...ja, das war einfach nur peinlich ...
einen Deal ausgehandelt für 1,5 Milliarden Starshield zu bekommen. Sie hat zu dem Zeitpunt gesagt das Italien dann schnelleren Zugriff auf ein derartiges Netzwerk hat und es billiger ist wie das europäische Projekt.
Klar. Und da ist dann auch ganz, ganz sicher niemand in der Lage, Italien den Stecker zu ziehen. Believe me ...
Das zeugt mMn nur von erschreckender Naivität.
Warum kaufen wir unsere Verteidungs- und Abhörtechnik dann nicht einfach in China ein? Ist sicher nochmal ne Ecke billiger als die USA Wanzen...