Flug DE2314
Älter als 7 Tage

Condor-Crew wollte Wolkenfront noch ausweichen

Flug DE2314
Flug DE2314, © Privat

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FRANKFURT - Im März 2023 wird ein Airbus A330-900 von Condor im Luftraum der Seychellen kräftig durchgerüttelt - 22 Menschen werden verletzt, sechs Insassen ziehen sich Frakturen zu. Die Turbulenzen hatten nach Einschätzung der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) eine natürliche Ursache.

Die BFU hat den Abschlussbericht (PDF) zu Condor-Flug 2314 vorgelegt. Ein brandneuer Airbus A330-900 des Ferienfliegers war am 2. März 2023 auf einem Nachtflug nach Mauritius rund zwei Flugstunden vor dem Ziel in schwere Turbulenzen geraten, an Bord spielten sich dramatische Szenen ab.

Die Piloten wollten den Einflug in eine Wolkenfront noch abwenden. "20 NM vor dem Erreichen des Wolkengebiets fragte die Flugbesatzung bei der zuständigen Flugverkehrskontrollstelle über CPDLC einen Ausweichkurs an", heißt es in dem Bericht.

Im Kurvenflug schnitt Condor 2314 Ausläufer der Wolkenschicht, auf FL390 setzten laut BFU zunächst leichte Turbulenzen ein.

"Wenige Sekunden später verstärkten sich die Turbulenzen, die innerhalb von etwa 10 Sekunden so intensiv wurden, dass lose Gegenstände in der Passagierkabine und in den Bordküchen umherflogen und Passagiere aus den Sitzen gehoben wurden", halten die Ermittler fest.

Innerhalb von zehn Sekunden traten "Beschleunigungswerte zwischen +1,75g und -0,7g" auf. Der Airbus A330-900 erreichte Mach 0,856 - fast die erlaubte Maximalgeschwindigkeit von Mach 0,86.

"Unkontrollierte Höhenabweichung"

"Das Luftfahrzeug stieg bis auf FL393", heißt es in dem Bericht weiter. "Der Autopilot Nr. 1 kommandierte eine Verringerung des Längsneigungswinkel (Pitch-Down) von +4,5 Grad auf -1,0 Grad, um dieser unkontrollierten Höhenabweichung entgegenzuwirken."

Danach geriet die Maschine "in einen starken Abwind, mit einer vertikalen Windgeschwindigkeit von etwa 40 Knoten". Im weiteren Flugverlauf traten keine weiteren Turbulenzen auf.

Bei dem Vorfall wurden 22 Insassen verletzt, sechs davon schwer. "Während bei den Leichtverletzten Weichteildefekte (...) und Abschürfungen sowie Prellungen und Überdehnungen des Bandapparates das Verletzungsbild dominierten, erlitten alle Schwerverletzten Knochenbrüche", hält der Bericht fest. Vier Personen zogen sich "Wirbelkörperfrakturen" zu.

Wolkenfront zu spät umflogen

Nach Einschätzung des BFU hat die erfahrene Cockpitbesatzung das Radarecho des Wetterradars zunächst "nicht korrekt eingeschätzt" und ist einem Wolkengebiet "zu spät" ausgewichen. Die verletzten Insassen waren laut BFU nicht angeschnallt.

Zwischenzeitlich gingen die Ermittler noch einem anderen, möglichen Auslöser der Turbulenzen nach - fünf Meilen vor der A330neo flog eine A350 in fast gleicher Höhe.

Airbus hatte einen "möglichen Einfluss von Wake Turbulence ausgelöst von dem höher und vorausfliegenden (...) Airbus A350 analysiert", einen Effekt aber "weitestgehend" ausgeschlossen, halten die Ermittler fest.

Zwar habe der Höhenunterschied zwischen den Flugzeugen nur 2.000 Fuß betragen. Laut einer von Airbus durchgeführten Simulation sind Wirbelschleppen einer A350 aber schon 1.000 Fuß tiefer kaum noch spürbar.
© aero.de | Abb.: BFU, Condor | 07.04.2025 06:40

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Beitrag vom 07.04.2025 - 22:53 Uhr
Mal was aus der Praxis: Über dem Atlantik fliegt man oft offset um den Wakes des vorausfliegenden Flugzeugs zu entgehen. Manchmal ist man 7NM dahinter und es rappelte spürbar, manchmal fliegt man direkt darunter durch und merkt überhaupt nichts. Ob man das jetzt hinreichend simulieren kann, I doubt it...

Zum verbauten Wetterradar sei bemerkt, dass es nicht einfach tatsächliche Echos abbildet, sondern abhängig von der geographischen Position die Echos auswertet und dann eben daraus ein Bild ableitet. Das führt in den Tropen regelmäßig dazu, dass es völlig überzeichnet und das ganze Display bunt leuchtet. Manchmal aber auch das komplette Gegenteil: Man sieht aus dem Fenster einen ordentlichen Kaventsmann, das Display bleibt aber schwarz. Nachts natürlich keine Chance. Kurz vorher zeigt es ihn zwar meist an, für eine koordinierte Umfahrung ist es dann aber manchmal schon zu spät.
Bei meiner Airline benutzen wir auch Turbulenzvorhersagekarten, die eine hoch detaillierte Auflösung haben. Hier in etwa das gleiche Spiel: Manchmal ist nichts eingezeichnet aber es wackelt über Stunden, manchmal stimmt es haargenau.
Wenn man in manchen Gebieten der Welt auf jede Warnung oder Vorhersage mit einem Manöver reagieren würde, man käme nie an.
Beitrag vom 07.04.2025 - 22:53 Uhr
Mal was aus der Praxis: Über dem Atlantik fliegt man oft offset um den Wakes des vorausfliegenden Flugzeugs zu entgehen. Manchmal ist man 7NM dahinter und es rappelte spürbar, manchmal fliegt man direkt darunter durch und merkt überhaupt nichts. Ob man das jetzt hinreichend simulieren kann, I doubt it...

Zum verbauten Wetterradar sei bemerkt, dass es nicht einfach tatsächliche Echos abbildet, sondern abhängig von der geographischen Position die Echos auswertet und dann eben daraus ein Bild ableitet. Das führt in den Tropen regelmäßig dazu, dass es völlig überzeichnet und das ganze Display bunt leuchtet. Manchmal aber auch das komplette Gegenteil: Man sieht aus dem Fenster einen ordentlichen Kaventsmann, das Display bleibt aber schwarz. Nachts natürlich keine Chance. Kurz vorher zeigt es ihn zwar meist an, für eine koordinierte Umfahrung ist es dann aber manchmal schon zu spät.
Bei meiner Airline benutzen wir auch Turbulenzvorhersagekarten, die eine hoch detaillierte Auflösung haben. Hier in etwa das gleiche Spiel: Manchmal ist nichts eingezeichnet aber es wackelt über Stunden, manchmal stimmt es haargenau.
Wenn man in manchen Gebieten der Welt auf jede Warnung oder Vorhersage mit einem Manöver reagieren würde, man käme nie an.
Beitrag vom 07.04.2025 - 21:37 Uhr
@ Weideblitz
es gibt auch Ingenieure, die von dem, was sie tu, derart überzeugt sind, dass sie die Bedingungen der Realität auszublenden beginnen.
Sie glauben doch nicht etwa, dass Sie hier der einzige Ingenieur sind


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