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Der Flug mit der gecharterten Concorde nach New York sollte für knapp 100 Deutsche die luxuriöse Anreise zu einer Kreuzfahrt werden - nur knapp zwei Minuten nach dem Start in Paris endete die Traumreise am 25. Juli 2000 aber in einem Flammeninferno.
Der 185 Tonnen schwere Star der Luftfahrt schlägt, randvoll mit Kerosin betankt, als riesiger Feuerball auf einem Hotel nahe dem Pariser Vorort Gonesse auf. 113 Menschen sterben, vier davon in dem Hotel, 97 sind Deutsche. Der Absturz vor 25 Jahren läutete den Anfang vom Ende des Mythos vom Überschalljet Concorde ein.
"Sie haben Flammen hinter sich", meldet der Tower des Pariser Flughafens Charles de Gaulle an Pilot Christian Marty, als dieser den eleganten Jet mit der spitzen Nase und den Deltaflügeln auf Piste 21 beschleunigt. Für einen Abbruch des Starts ist Air-France-Flug 4590 da bereits zu schnell, er muss abheben.
Der Versuch der Cockpit-Crew, mit dem brennenden Jet noch den kleineren Pariser Flughafen Le Bourget zu erreichen, schlägt fehl.
Fast alle Opfer kamen aus Deutschland
Wie eine Schockwelle verbreitet sich die Nachricht vom Absturz der mehr als 2.000 Kilometer pro Stunde schnellen Maschine in der Welt und vor allem in Deutschland. Die schleswig-holsteinische Reederei Deilmann hatte den Flug nach New York gechartert. Die 99 Passagiere hatten eine Kreuzfahrt gebucht und wollten mit der MS Deutschland in die Karibik auslaufen.
Fast alle stammten aus Deutschland, viele davon aus Nordrhein-Westfalen und 13 alleine aus Mönchengladbach.
Mit an Bord war auch die deutsche Flugbegleiterin Brigitte Kruse, die aus Varel (Kreis Friesland) stammte und bei Air France als einzige Deutsche auf den Concorde-Flügen eingesetzt war. Frankreich zeichnete sie später mit der Ehrenlegion aus.
Die Vereinigung des Concorde-Personals hielt sie besonders in Erinnerung - sie habe sich mit der Arbeit in der Concorde einen Traum erfüllt. "Die Concorde war ihr Leben", erinnerte sich ein Kollege später.
Von anderem Jet abgefallenes Metallteil löste Katastrophe aus
Wie Untersuchungen nach der Katastrophe ergaben, war die Concorde beim Start über ein 40 Zentimeter langes Metallstück gerollt, das eine zuvor abgeflogene DC-10 der damaligen US-Fluggesellschaft Continental Airlines verloren hatte.
Das Metallteil aus dem Schubumkehrsystem der DC-10 war am 9. Juli 2000 in Houston ersetzt worden, laut Abschlussbericht der französischen Flugunfallbehörde BEA (PDF) entsprach das Ersatzteil "weder den Herstellervorgaben, noch wurde es nach diesen installiert".
Das Überrollen mit hoher Geschwindigkeit löste eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus: Die Lamelle ließ einen Reifen am Fahrwerk der Concorde platzen, Gummiteile durchschlugen einen Tank des Flugzeugs, und das ausströmende Kerosin fing Feuer.
Nach Feststellungen des BEA war die vollgetankte Concorde beim Start eine Tonne zu schwer, das habe für den Verlauf des Unfalls aber keine Rolle gespielt.
Ein Berufungsgericht stellte später fest, dass die US-Fluggesellschaft keine strafrechtliche Schuld trifft. Die etwa 700 Hinterbliebenen erhielten aber Schmerzensgeld und Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe.
Das Unglück beschleunigte das Ende der prestigeträchtigen Concorde, die mit doppelter Schallgeschwindigkeit in nur dreieinhalb Stunden von Europa nach New York flog. Stars und Prominente sowie Top-Manager genossen an Bord zwar Champagner und Kaviar.
Mit ihrem im Vergleich zu einem herkömmlichen Flieger stark erhöhten Kerosinverbrauch war die extrem laute Concorde aber sehr teuer im Einsatz und der Wartungsaufwand war hoch.
Drei Jahre nach dem Absturz stellten die beiden Betreiber British Airways und Air France daher den Betrieb der in die Jahre gekommenen Concorde ein. Die wirtschaftlichen Hoffnungen hat das französisch-britische Prestigeprojekt nie erfüllt.
Kranzniederlegung an Concorde-Gedenkstätte
Dem 25. Jahrestag des Concorde-Absturzes wird am Freitag kommender Woche am Flughafen Charles de Gaulle in Paris gedacht. Zunächst kommen die Angehörigen der Besatzung an der Gedenkstele zusammen, die sich am Zentralgebäude des Flugpersonals von Air France befindet.
Um 16.30 Uhr gibt es an der Concorde-Gedenkstätte südlich der Start- und Landebahnen dann eine Kranzniederlegung.
Das dort errichtete Denkmal schuf der deutsche Bildhauer Rolf Kröger, der wie die Stewardess Brigitte Kruse aus Varel stammt. Um 16.44 Uhr, dem Zeitpunkt des Absturzes, wird dann aller Opfer gedacht, die damals im Flugzeug und am Boden ihr Leben ließen.
© dpa, aero.de | Abb.: BEA | 20.07.2025 07:22







Kommentare (4) Zur Startseite
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das Berufungsgericht dann keine strafrechtliche Schuld von Continental Airlines fest ?????
Die Frage habe ich mir auch gestellt - nur durch die nicht fachgerechte Montage ist das Teil höchstwahrscheinlich abgefallen und hat diesen Unfall ausgelöst.
@JoachimE:
Ereignis geschehen in 2000
Ereignis + 1 Jahr: Es jährt sich zum 1. Mal (in 2001)
Ereignis + 2 Jahre: Es jährt sich zum 2. Mal (in 2002)
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Ereignis + 25 Jahre: Es jährt sich zum 25. Mal (in 2025)
Das ist eine Ereignisfrist. Das Gegenteil ist eine Beginnfrist, da zählt der erste Tag mit. Wer z.B. am 21.07.2000 geboren wurde (egal zu welcher Uhrzeit), ist, juristisch betrachtet, am 20.07.2018, 24 Uhr, volljährig geworden (vor der imaginären juristischen Sekunde, also nicht am 21.07. um 0 Uhr...).
Dieser Beitrag wurde am 21.07.2025 11:00 Uhr bearbeitet.
„… das Ersatzteil "weder den Herstellervorgaben, noch wurde es nach diesen installiert" …“
entsprochen hat, noch fachgerecht durch den Wartungsbetrieb der Airline installiert wurde, weshalb stellte
„ … Ein Berufungsgericht stellte später fest, dass die US-Fluggesellschaft keine strafrechtliche Schuld trifft. …“
das Berufungsgericht dann keine strafrechtliche Schuld von Continental Airlines fest ?????