Privatisierung
06:21 Uhr   EXKLUSIV 

Portugal irritiert TAP-Interessenten mit Abbruchklausel

TAP Air Portugal Airbus A330-900
TAP Air Portugal Airbus A330-900, © Airbus

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LISSABON - Portugal sucht einen Ankerinvestor für TAP Air Portugal. Der Staat will vorerst die Kontrolle über die Airline behalten - und bittet sich für das Verfahren Gestaltungsrechte bis hin zu einem Abbruch ohne Entschädigung aus. Im potenziellen Bieterkreis will man diese Klausel nicht einfach hinnehmen.

Portugal hat vom Verlauf der TAP-Privatisierung konkrete Vorstellungen: Investoren sollen für 817,7 Millionen US-Dollar 44,9 Prozent an TAP Air Portugal zeichnen. Fünf Prozent der Airline sollen an Mitarbeiter gehen - der Staat eine Anteilsmehrheit zurückhalten.

Ein starkes Südatlantiksystem spricht für TAP: Lufthansa, IAG und Air France-KLM - alle drei großen Interkontlinien in Europa - wollen sich am Verfahren beteiligen. Zulassungsvoraussetzungen - Finanzstabilität und Erfahrung im Airlinesektor - erfüllen alle drei Konzerne.

Am Format der Privatisierung wird aber noch gefeilt. Nach Informationen von aero.de sorgt eine Exit-Klausel, auf die Portugal bisher besteht, für Verstimmung im Bieterfeld - und eine kleine Verzögerung.

Die Regierung will das Privatisierungsverfahren demnach jederzeit und ohne Angabe von Gründen abbrechen können - und Aufwendungen der Interessenten in diesem Fall nicht ersetzen.

Die Privatisierungsrunde wurde durch eine Regierungkrise in Portugal bereits um rund ein Jahr verzögert. Jetzt soll es zwar schnell gehen - Portugal strebt einen Abschluss "Anfang 2026" an. Das Risiko eines politisch bedingten Rückziehers in letzter Minute will sich der Bieterkreis aber nicht aufbürden lassen.

"Hier geht es nicht um ein paar Spesen", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person aero.de am Montag. Honoraraufwand für externe Rechts- und Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer, Gebühren zwischengeschalteter Banken und Kosten eigener Abteilungen "addieren sich sehr schnell auf einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag".

Jeder Bieter gehe das Risiko ein, "am Ende des Tages leer auszugehen" und Kosten "in den Sand zu setzen", sagte der Insider weiter. "Wenn es sich der Verkäufer aber nochmal anders überlegt und das Verfahren nach Start wieder abbläst, muss er für die angefallenen Kosten geradestehen."

Kein Selbstläufer

Portugal pocht laut Kreisen auf einen detaillierten Aktionärsvertrag: TAP-Investoren sollen sich zu einer konkreten Strategie verpflichten, die TAP-Langstrecken und das Drehkreuz in Lissabon in den Mittelpunkt stellt. Dass die Verhandlungen mit keinem der Interessenten zu einem Ergebnis führen - nicht ausgeschlossen.

Beteiligungen im Airinesektor sind ohnehin keine Selbstläufer. Air France-KLM und Lufthansa warfen im Sommer nach bereits fortgeschrittenen Verhandlungen und Prüfungen das Handtuch bei Air Europa - am Ende war die Airline beiden Konzernen zu teuer, Turkish Airlines stieg mit einem Minderheitsanteil ein.
© aero.de | Abb.: TAP, Airbus | 22.10.2025 06:21


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