Eine Nachricht ohne Hashtag-Beschlagwortung? 2014 kaum noch vorstellbar - warum also nicht auch beim Jahresrücklick...
#MH370
Ein Passagierflugzeug verschwindet. Flug MH370 bleibt das größte Rätsel des Jahres 2014. Am 08. März brach eine Boeing 777-200ER von Malaysia Airlines von Kuala Lumpur auf und erreichte ihr Ziel Peking nie.
"Good Night, Malaysian three seven zero", waren die letzten Worte, die Copilot Fariq Abdul Hamid aus dem Cockpit sendete. Zwei Minuten später endeten die Transpondersignale - die Boeing änderte ihren Kurs und verschwand in der Nacht.
Ein Puzzle aus Satellitendaten später vermuten die Behörden, dass Flug MH370 fern ab seiner Route vor der australischen Küste mit leeren Tanks ins Meer stürzte. Das Schicksal der 239 Menschen an Bord hat sich trotz intensivster Luft- und Seesuche bis heute nicht geklärt.
#MH17
Am 17. Juli wird 2014 für Malaysia Airlines und die weltweite Luftfahrt endgültig zum Schreckensjahr. Flug MH17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur, eine weitere Boeing 777-200ER, überfliegt die umkämpfte Ostukraine und verschwindet ohne Notruf vom Radar.
Schnell ist klar, dass diese Boeing abgeschossen wurde. Im Netz machen krude Verschwörungstheorien die Runde, die einen Zusammenhang zwischen MH370 und MH17 konstruieren.
Trauriger Fakt ist, dass Flug MH17 zwischen die Fronten eines Kriegs geriet und 298 daran unbeteiligte Menschen an Bord den Tod fanden. Unter ihnen 80 Kinder.
#CSeries
Harter Schnitt zur Flugzeugindustrie. Die Wettbewerber aus der zweiten Reihe - Bombardier, Embraer und Mitsubishi - drängen in den Markt für größere Flugzeuge bis 149 Sitze. Oft ein steiniger Weg, wie Bombardier im Mai erfahren musste.
Am Boden brannte ein Pratt&Whitney GTF Triebwerk des CS100 Prototypen FTV1. Das bedeutete eine Zwangspause für die Flugtests im ohnehin verzögerten Programm.
Im September führten die Kanadier wieder erste Flüge mit der Testflotte durch - und wollen jetzt rasch die verlorene Zeit aufholen. Ende 2015 sollen die ersten CS100 ausgeliefert werden.
#A350
Wesentlich stressfreier lief es 2014, zumindest in dieser Hinsicht, für Airbus. Die fünf A350 Prototypen arbeiteten ihr Testprogramm in der Luft und am Boden souverän ab. "Die größte Überraschung war, dass es keine Überraschungen gab", sagte Airbus-Testpilot Wolfgang Absmeier über die A350.
Ende September erhielt die A350 das Zulassungssiegel der EASA. Vor wenigen Tagen holte Erstkunde Qatar Airways die erste für den Airlinebetrieb bestimmte A350, MSN6, bei Airbus in Toulouse ab. Ab Mitte Januar wird das Flugzeug zwischen Doha und Frankfurt pendeln.
Einziger Dämpfer für das Erfolgsprogramm A350: gänzlich unerwartet löste sich Großkunde Emirates von seinem Auftrag über 70 Flugzeuge.
Unser ganz persönliches A350-Highlight 2014: im Juni durfte aero.de an Bord der MSN2 zusammen mit Vertretern anderer Medien eine Testrunde erleben - ein tolles Flugzeug.
#787-9
Ebenfalls termingerecht, zumindest nach letztem Zeitplan, lieferte Boeing die erste 787-9 am 08. Juli an Air New Zealand aus. Mit ihr gelang Boeing, im Gegensatz zur kleinen Schwester 787-8, eine ebenfalls reibungslose Flugerprobungsphase.
Die Produktion der 787-8 hat ihre Anlaufschwierigkeiten mittlerweile weitgehend überwunden. Der Ramp-up der 787-9 wird 2015 zeigen, wie gut Boeing die komplexe Komponenten- und Logistikkette des Dreamliners an den beiden Endmontagelinien Everett und Charleston mittlerweile im Griff hat.
#A320neoFF
Keine Pause für die Airbus Flugtestabteilung. Direkt nach dem Ende der A350-Testflüge ging es mit der A320neo weiter. Die erste Prototyp F-WNEO startete am 25. September zu seinem ersten Flug - Auftakt für ein wahres Mammutprogramm: mit nicht weniger als acht Testflugzeugen wird Airbus die verschiedenen Triebwerks- und Größenkombinationen der A320neo zulassen.
Im November 2015 dürfte die erste A320neo ausgeliefert werden, heißt es inzwischen bei Airbus. Trotz zuletzt wieder stark gefallener Treibstoffpreise sehnen die zahlreichen Kunden das EIS des Spritsparers herbei - sie warten auf mehr als 3.250 Flugzeuge der neuen A320-Generation.
#A330neo
Juli, Farnborough Airshow. Airbus nutzt die Öffentlichkeit der traditionsreichen Luftfahrtmesse, um eine weitere "neo" nachzulegen. Als A330-800neo und A330-900neo soll der bekannte Twin als Alternative zur bis 2021 ausverkauften A350 länger im Programm bleiben.
Den Kunden gefällt der Mix aus modernen Triebwerken, bewährtem Rumpf und geringen Anschaffungskosten - mehr als 100 A330neo wurden inzwischen bestellt. Die Auslieferungen sollen bereits 2017 starten.
2015 steht Airbus vor der Frage, ob das neo-Konzept auch die A380 rettet - oder das Programm mangels Rentabilität in einigen Jahren enden muss.
#AirbusGroup
Nochmal Airbus - Tom Enders strafft seinen Konzern. Das zivile Geschäft soll klar im Vordergrund stehen, das Geschäft mit Staaten auf die profitablen Felder verkleinert werden. Entsprechend firmiert der Konzern seit Jahresanfang nicht mehr als EADS sondern als Airbus Group.
#Lufthansa
Am 01. Mai übernahm Carsten Spohr die Gesamtverantwortung für Lufthansa - seinen Vorgänger Christoph Franz zog es in die Pharma-Branche. Kurz nach seinem Amtsantritt holte allerdings auch Spohr den Rezeptblock raus und verteilte bittere Pillen.
Die Kosten sollen runter, die Gewinne rauf. Spohr setzt auf Eurowings, die ab 2015 europaweit neue Marktanteile für Lufthansa erobern soll. Als Vorbilder dienen ihr Ryanair und Easyjet, die 2014 wohl erfolgreichsten Airlines in Europa.
Auch auf der Langstrecke plant Lufthansa 2015 neue Günstigangebote. Mit einer Premium Economy schlossen die Frankfurter in diesem Jahr immerhin schon eine wichtige Lücke in ihrem Produkt.
Der Spardruck verstimmt die Piloten. Sie stemmten sich 2014 mit Streiks gegen Einschnitte bei der konzernfinanzierten Übergangsversorgung bis zum Renteneintritt.
Hinter den Kulissen feilschen Lufthansa und die Vereinigung Cockpit inzwischen aber auch um die Ausgestaltung der neuen Angebote. Weil sich die Tarifpartner bislang erst über Teilbereiche verständigen konnten drohen Passagieren auch im neuen Jahr Streiks und Flugausfälle.
#airberlin
Kein gutes Jahr für Deutschlands zweitgrößte Airline. Erneut droht Air Berlin ein Rekordverlust. Coeigner Etihad Airways musste Millionen nachschießen und gerät dadurch in Verdacht, in Berlin inzwischen das Sagen übernommen zu haben.
LBA und Bundesverkehrsministerium nahmen 2014 Beteiligungsverhältnisse und gemeinsame Strecken von Etihad und Air Berlin ins Visier. Nonstop-Flüge von Sekundärflughäfen wie Stuttgart ans Etihad-Drehkreuz Abu Dhabi missfallen den Wettbewerbern. Air Berlin wurde 2014 zu einem Politikum, das neue Jahr soll endlich die Wende bringen.
Dafür sicherte sich Air Berlin die Dienste von Stefan Pichler. Der global erfahrene Airlinesanierer wird im Februar neuer Chef der Air Berlin Group und hat bereits angekündigt, einiges anders zu machen als seine Vorgänger.
In der Flotte beschloss Air Berlin, auf Boeing-Gerät zu verzichten. Die Gruppe löschte ihre verbliebenen Auftragspositionen in Seattle, einschließlich 15 787-8. Die gesamte 737-Teilflotte soll in den nächsten zwei Jahren durch A320 ersetzt werden.
#BER
Selbst Hartmut Mehdorn hat inzwischen die Lust am neuen Hauptstadtairport verloren. Mehr braucht man zum BER eigentlich gar nicht zu sagen. Aktueller Korridor für die Inbetriebnahme: 2017/2018.
#VirginGalactic
Im ersten Quartal 2015 sollte es soweit sein - Virgin Galactic rechnete fest mit dem Beginn kommerzieller Weltraum(aus)flüge für gutbetuchte Erdenbürger mit einem ählichen Hang zum Abenteuer wie ihr Coinitiator Sir Richard Branson.
Am 31. Oktober twitterte die Firma den Verlust ihres für die Suborbitalmissionen entwickelten Trägerflugzeugs SpaceShipTwo. Bei einem Testflug wurde der Träger in der Luft zerissen, seine Wrackteile gingen in der Mojavewüste zu Boden. Ein Pilot überlebte den Unfall nicht.
#QZ8501
Schreckliche Gewissheit: 2014 endet mit einer weiteren Tragödie. Am 30. Dezember finden Suchmannschaften Wrackteile und Tote des AirAsia Indonesia-Flugs QZ8501. Der Airbus A320 verschwand am Sonntag vom Radar, stürzte vor Borneo mit 162 Seelen an Bord ins Meer.
© aero.de | Abb.: Airbus | 31.12.2014 08:54
Kommentare (6) Zur Startseite
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Dem aero-Team, allen Usern und Lesern wünsche ich ein gutes, neues Jahr 2015!
MfG Nok
Dieser Beitrag wurde am 01.01.2015 22:22 Uhr bearbeitet.
Ihr habt 2014 immer alles gegeben um uns Luftfahrtinteressierten die aktuellsten Informationen mitzuteilen - großes Lob, setzt das Bitte so fort.
Im Jahresrückblick ist mir nur aufgefallen das da der Absturz der MD83 von air Algerie über Mali fehlt. Aber ich will nicht motzen wenn ich es übersehen hab oder es aus einem bestimmten Grund nicht im Rückblick ist schreibt es bitte. Ansonsten sehr gut.
Glückwunsch zu diesem knappen, aber übersichtlichen Jahresrückblick. Ich finde ihn gelungen.
Ich danke Ihnen für die gute und sachliche Berichterstattung in 2014. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese auch in 2015 fortsetzen. Für das Neue Jahr wünsche ich Ihnen allen alles Gute.