A400M schürt Unsicherheit
Älter als 7 Tage

EADS im dritten Quartal mit Gewinneinbruch erwartet

Gallois
EADS Vorstandschef Louis Gallois, © EADS

Verwandte Themen

MÜNCHEN - Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS hat die Wirtschaftskrise im dritten Quartal nach Einschätzung von Experten deutlich zu spüren bekommen. Unter dem Strich dürfte der Konzern nur noch ein Zehntel so viel verdient haben wie ein Jahr zuvor, als das Unternehmen wegen eines Buchungseffekts einen Sonderertrag erzielt hatte. Der Umsatz dürfte hingegen nahezu stabil geblieben sein. Sorgen bereitet dem Unternehmen die kritische Lage vieler Fluggesellschaften.

Aber auch die Hängepartie um den verspäteten Militärtransporter A400M sorgt vor dessen herbeigesehntem Erstflug weiterhin für Unsicherheit. EADS will die Quartalszahlen am Montag, (18. November) vorlegen.

Die acht von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Analysten rechnen für das dritte Quartal unter dem Strich im Schnitt mit einem Quartalsgewinn von 65 Millionen Euro - 90 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Allerdings liegen die Prognosen weit auseinander: Während ein Experte rund 400 Millionen Euro Gewinn vorhersagt, erwartet ein anderer einen Verlust in dieser Höhe.

Umsatz fast stabil

Auch der operative Gewinn dürfte kräftig geschrumpft sein. Im Schnitt rechnen die Experten mit einem Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Einmaleffekten, bei EADS als EBIT definiert, von 229 Millionen Euro. Dies entspräche einem Rückgang um fast drei Viertel.

Der Umsatz dürfte hingegen mit 9,565 Milliarden Euro (minus 1,4 Prozent) fast stabil geblieben sein, nachdem die Experten für die größte Konzerntochter Airbus sogar ein Umsatzplus von fast fünf Prozent auf 6,1 Milliarden Euro voraussagen. Der Flugzeugbauer dürfte im operativen Geschäft allerdings nur ein EBIT von 23 Millionen Euro eingefahren haben, gerade einmal drei Prozent des Vorjahresgewinns.

Damit hätte EADS von Januar bis September ein Umsatzplus von 1,1 Prozent auf 29,8 Milliarden Euro erzielt. Das Konzern-EBIT dürfte mit 1,1 Milliarden Euro dabei nur noch gut die Hälfte des Vorjahreswerts erreichen. Unter dem Strich hätte EADS mit 443 Millionen Euro sogar 59 Prozent weniger verdient als im gleichen Zeitraum 2008.

Experte skeptisch

Commerzbank-Analyst Frank Skodzik sieht denn bei EADS auch eine Reihe von Gefahren. Zwar verfüge das Unternehmen über eine solide Liquidität und ein dickes Auftragsbuch - schließlich könnte die Konzerntochter Airbus theoretisch auch ohne Neubestellungen noch jahrelang bereits georderte Flieger produzieren. Skodzik erwartet allerdings schlechte Nachrichten wegen der nachlassenden Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen und der Risiken aus dem A400M-Projekt.

Bis Ende Oktober hat Airbus lediglich Aufträge für gut 150 neue Flugzeuge erhalten - gerade einmal die Hälfte der anvisierten 300 Stück. Bei der Produktion ist Airbus auf Kurs. Bis Ende Oktober hatte der Hersteller 399 Flugzeuge ausgeliefert und könnte damit den Rekordwert von 483 Flugzeugen aus dem Jahr 2008 bis Jahresende wiederholen.

Auch die Hubschrauber-Sparte Eurocopter hat mit einer schwachen Nachfrage zu kämpfen und sich ein Sparprogramm verordnet. Airbus und die Konzernmutter selbst arbeiten ebenfalls an der Senkung ihrer Kosten.

Keine Entwarnung bei A400M

Die Unsicherheit um den Militärtransporter A400M wird nach Einschätzung der Deutsche-Bank-Analysten Benjamin Fidler und Sebastien Gruter auch am Montag nicht enden. Das vor allem von europäischen Nationen bestellte Flugzeug ist gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan bereits mehr als drei Jahre im Verzug. Der Erstflug ist inzwischen für den bevorstehenden Jahreswechsel angekündigt. Der erste Käufer ist bereits ausgestiegen: Südafrika stornierte Anfang November eine Bestellung für acht Maschinen.

EADS hat wegen der Mehrkosten für den A400M bereits 2,3 Milliarden Euro zurückgestellt. Wenn die Partnerstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, die Türkei, Belgien und Luxemburg das Projekt kippen, müsste EADS 5,7 Milliarden Euro Anzahlungen zurückzahlen. Doch damit rechnet niemand. Die beteiligten NATO-Länder hatten sich jüngst hinter das Projekt gestellt.
© dpa-AFX | Abb.: EADS | 13.11.2009 15:48


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 05/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden