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Die Ermittler führen den Unfall auf eine "Verkettung von Umständen" zurück. Die 737-800 war zu einem ILS-Anflug auf Landebahn 18R freigegeben. Der Erste Offizier führte den Anflug mit dem rechten Autopilot und Autothrottle durch. Der Standardanflug auf 18R sieht einen Einflug in den Gleitweg in mindestens 8 NM Abstand zur Landebahn und einer Höhe von 2.000 Fuß vor. Die Flugsicherung kann den Eintritt aber variabel zwischen 5 und 8 NM freigeben.
TK1951 sollte den Anflug auf 18R in 6 NM Abstand bei einer Flughöhe von 2.000 Fuß einleiten. Das Flugzeug sank auf die vorgegebene Höhe und richtete sich auf den Localiser aus. Das Fahrwerk wurde ausgefahren. Während des gesamten Anflugs funktionierte das Radio Altimeter des Ersten Offiziers fehlerfrei, während das Alitmeter des Kapitäns eine fehlerhafte Höhe von -8 Fuß registrierte.
Mit Anpeilung des Localiser wählten die Piloten eine Sinkrate von 1.400 Fuß pro Minute. Der korrekte Gleitweg zum Anflug auf 18R wurde in einer Höhe von 1.330 Fuß abgefangen. Auf einer Resthöhe von 770 Fuß setzten die Piloten die Fluggeschwindigkeit auf 144 Knoten zurück. Die automatische Triebwerksteuerung hätte diese Geschwindigkeit beibehalten sollen.
In Folge der fehlerhaften Informationen des linken Radio Altimeter setzte das Autothrottle den Schub aber auf Leerlauf, so dass die Maschine weiter an Geschwindigkeit verlor. Weil der Autopilot das Flugzeug zugleich auf dem eingestellten Gleitweg halten wollte, zog der Bug steil nach oben.
Die Maschine befand sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits im Stall; die verbliebene Resthöhe reichte nicht mehr aus, um das Flugzeug abzufangen und eine wieder stabile Fluglage herzustellen. Gegen 10.26 Uhr schlug die 737-800 1,5 Kilometer nördlich vor der Landebahn auf einem Feld auf.
"In Folge der fehlerhaften Höhenanzeige schaltete das Autothrottle in den retard flare-Modus", fasst der Bericht zusammen. Der Wechsel in diesen Modus ist aber erst für die letzte Phase des Anflugs unterhalb von 27 Fuß vorgesehen. Allerdings sei das Umschalten in retard flare nur deshalb möglich gewesen, weil auch die anderen Voraussetzungen - einschließlich der Position der Flaps auf Minimalstellung 15 - gegeben waren, schreibt das Board.
Ermittler sehen Mitverantwortung des Herstellers
Die Behörde weist in ihrem Abschlussbericht auch Boeing eine Mitverantwortung für den Unfall zu. Boeing wertet jedes Jahr 13.000 Fehlerberichte zur 737 aus. Die Ermittler gestehen zu, dass sich nur ein sehr kleiner Teil dieser Berichte auf das Autothrottle und den retard flare-Modus bezieht.
Gleichwohl hätte Boeing darauf schließen können, dass die Auswirkungen eines Fehlers auf die automatische Triebwerksteuerung Implikationen für die Sicherheit nach sich ziehen könnten. Es wäre daher "nicht unnötig gewesen, Fluggesellschaften und damit die Piloten über das Problem und mögliche Konsequenzen in Kenntnis zu setzen".
© aero.de | Abb.: Dutch Safety Board | 07.05.2010 09:36
Kommentare (7) Zur Startseite
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Es stimmt wohl das es ziemlich mühsam ist darüber zu diskutieren aber ich finde es interessant mir über so etwas gedanken zu machen.
Mich würde es in dem Bericht sehr Interessieren ob der AT ausgeschaltet wurde als die Stickshaker angegangen sind. Laut Bericht hat der FO Schub nachgegeben, jedoch hat der Kapitän (oder der Automaten?)nach übernahme das Gas wieder rausgezogen auf Idle. Die dadurch verschlechterde Situation war nicht mehr zu retten, auch als der Kapitän wieder vollen Schub gab.