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Verwaltungsgerichtshof schlägt vorläufigen Verzicht auf Startbahnbau vor

Dritte Landebahn am Flughafen München
Computeranimation der dritten Landebahn am Flughafen München, © Werner Hennies, Flughafen München GmbH

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MÜNCHEN - Im Rechtsstreit um die geplante dritte Startbahn am Münchner Flughafen hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) der Flughafengesellschaft einen vorläufigen Verzicht auf den Baubeginn vorgeschlagen. In diesem Fall würde der VGH zwei von Startbahngegnern in die Wege geleitete Eilverfahren aussetzen, sagte eine VGH-Sprecherin am Dienstag in München der Nachrichtenagentur dpa. Es handele sich um eine übliche Praxis des Senats bei solchen technischen Großverfahren.

Der Flughafen München GmbH (FMG) wurde vom Gericht eine Frist bis Anfang Februar gesetzt, um sich zu dem Vorschlag zu äußern. Zunächst müsste der Sachverhalt von den Anwälten geprüft werden, erklärte ein FMG-Sprecher. Sollte die Gesellschaft zustimmen, könnte der Bau erst starten, wenn der VGH-Senat im Hauptverfahren über die mehr als 20 Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern für die neue Startbahn entschieden hat. Bislang würde es der sogenannte Sofortvollzug der FMG ermöglichen, vor Ende des Rechtsstreits mit den Bauarbeiten zu beginnen. Dagegen richten sich die zwei eingereichten Eilverfahren.

Der Bund Naturschutz (BN) als einer der beiden Kläger wertete den Vorschlag des Gerichts als ersten Erfolg. Die nächsten zwei Jahre würden am Flughafen keine Bagger rollen, meinte BN-Landesbeauftrager Richard Mergner. Das Projekt bezeichnete Mergner als "Anschlag" auf den Klimaschutz. "Das ist der größte geplante Landraub in Bayern." Der BN sehe sich auch als Vertreter der Anwohner des Flughafens, die sich keine Klage leisten könnten. Daher investiere der Umweltverband rund 100 000 Euro in den Rechtsstreit, sagte Mergner. "Wir sind quasi zur Notwehr gezwungen, aber wir sehen sehr gute Aussichten."

Der BN wirft dem Flughafen vor, dass er beim Genehmigungsverfahren mit fragwürdigen und hochgerechneten Prognosen zu künftigen Passagierzahlen gearbeitet habe. Die Zahlen seien 10 bis 20 Prozent zu hoch angesetzt. Zudem sei nicht beachtet worden, dass die Airlines immer größere Maschinen einsetzten. Dadurch könnten mehr Fluggäste befördert werden, ohne dass zusätzliche Starts und Landungen nötig werden.
© dpa/lby | Abb.: Flughafen München GmbH | 20.12.2011 14:15

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Beitrag vom 23.12.2011 - 09:00 Uhr
Wenn ich diesen Bericht lese, wundere ich mich einfach nur noch darüber, was in diesem Land inzwischen möglich ist. Die scheinbar unendlichen Einspruchsmöglichkeiten führen letztlich nur zu einer Mehrbelastung der Steuerzahler und schaden dem Gemeinwohl. Ein gut nachvollziehbares Beispiel ist der Bau der Flughaftentangente München Ost. Dieses Projekt wurde über Jahre sinnlos und kostenintensiv verzögert. Letztlich wurde die Straße doch gebaut. Dank der vielen Einsprüche ist aber nun eine Todesstrecke daraus geworden. Die Straße ist extrem unübersichtlich und sehr kurvenreich. Viele Menschen werden dort in den nächsten Jahren zu Schaden kommen oder sogar ihr Leben verlieren. Dies ist letztlich der Preis dafür, jeden Einspruch zuzulassen. Aus meiner Sicht muss der Staat unsere Steuergelder bewahren und im Hinblick auf den Flughafenbau einfach unter Beachtung angemessener Kompensation für Mensch und Natur entscheiden.
Beitrag vom 21.12.2011 - 09:44 Uhr
Das sich auf jeden Fall der Baubeginn verzögert ist nicht weiter tragisch. Die Zunahmen der Flugbewegungen ist derzeit nur gering. Das ändert aber nichts daran das MUC mittelfristig erweitert werden muss. Da der Fluglärm in einigen betroffenen Gemeinden unzumutbar steigt muss großzügig entschädigt und umgesiedelt werden. Die Großmutter die schon so lange da wohnt und unmöglich umziehen kann ist gegenr ein solches Großprojekt kein Argument.

Was die Sache so schlimm macht ist das hier nicht der Weg nach Recht gesucht wird sondern der Rechtsweg. Gemeint ist damit das mit Zeit verzögernden Winkelzügen das Recht ad absurdum geführt wird. In Deutschland ist kaum noch etwas vernünftig planbar. Hier müsste ein Riegel vorgeschoben werden. Was nicht akzeptabel ist muss verhindert werden aber was vernünftig ist muss ohne irre Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen realisierbar bleiben.

Ich bin auch nicht dafür das alles und jedes realisiert wird. Manches wird zu Recht verhindert. Aber hier geht die Entwicklung in Richtung Öko-Terrorismus und wir sind gegen alles. In der Entwicklung der Erde sind Millionen von Tierarten verschwunden ohne Einwirkung des Menschen. Wenn es an einem Bauplatz wirklich ein schützenswertes Tier gibt wird es vernünftig betrachtet auch Wege geben diese Tierart um zu siedeln. Aber das ist ja nicht im eigentlichen Sinn der selbsternannten Weltretter. Die benutzen das nur als Mittel zum Zweck.
Beitrag vom 21.12.2011 - 09:06 Uhr
In einem Aviatik-Forum ist natürlich die Mehrheit klar. In einem Umweltforum sieht es wahrscheinlich anders aus. ;-) Verstehe ich es richtig, dass es bei der Entscheidung eher darum geht nachfolgende Entscheidungen abzuwarten bevor gebaut wird? Dann wäre es ja keine Bewertung des Sachverhaltes.
Meint ihr, die dritte Bahn ist tatsächlich nötig, oder sind die Prognosen geschönt? (als Frage gemeint - nicht als Meinung)


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