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Bei dem Unglück am 6. November 2002 war die Fokker 50 mit der Kennung LX-LGB auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg kurz vor dem Ziel abgestürzt. Unter den Toten waren 15 Deutsche. Nur zwei Menschen hatten den Absturz überlebt: Der Pilot und ein französischer Passagier.
Zwei ehemalige Flugzeugmechaniker bekamen Strafen von jeweils zwei Jahren, ein früherer Technikleiter eineinhalb Jahre, die ebenfalls allesamt auf Bewährung ausgesetzt werden. Drei Ex-Generaldirektoren wurden freigesprochen. Seit Oktober mussten sich sieben Mitarbeiter der luxemburgischen Fluggesellschaft Luxair vor Gericht verantworten.
Der heute 36-jährige Pilot hatte schwere Pilotenfehler begangen. Er hatte kurz vor dem Absturz die Schubhebel der Fokker 50 nach hinten gezogen, um rasch an Tempo und Höhe zu verlieren. Die gewählte anormale Propellerstellung - eine Art Schubumkehr - darf aber nur am Boden zum starken Abbremsen benutzt werden.
Die Folge: Die Maschine war nicht mehr kontrollierbar und stürzte aus 200 Metern Höhe bei Niederanven in die Tiefe. Warum er das tat? Wegen dichten Nebels hatte die Maschine an jenem Tag zunächst keine Landeerlaubnis bekommen. Als dann endlich das OK kam, lief alles überhastet ab - auch, weil der Pilot schnell nach Hause wollte.
"Ich bin froh, dass es endlich ein Urteil gibt", sagte Tatjana Kuhn aus dem nordrhein-westfälischen Olfen, die ihren Sohn im Alter von 36 Jahren bei dem Absturz verloren hat. Jahrelang habe sie dafür gekämpft. Sie kritisiert, dass die Verantwortlichen mit Bewährungsstrafen davon kommen: "Es gibt keine Gerechtigkeit." Der Bruder des Getöteten, André Kuhn aus Haltern am See, fügt hinzu: "Damit kann man nicht zufrieden sein."
Der Luxair-Prozess war mit 33 Verhandlungstagen der bisher längste im Großherzogtum. Dass er erst nach fast neun Jahren begann, war ungewöhnlich. Dies lag an den zahlreichen Dokumenten, Gutachten und Einsprüchen, die immer wieder Anwälte beschäftigten. Die Kosten beliefen sich dabei auf rund 200 000 Euro.
Tatjana Kuhn kann nach dem Urteil einen Schlussstrich ziehen. Das Unglück wird sie aber ihr Leben lang begleiten. "Ich kann das nicht verkraften." Genauso wenig wie Jean-Marie Bock (55), der damals als einer der ersten am Unglücksort war. "Ich habe noch Menschen wimmern gehört", sagte er. Die Bilder der zertrümmerten Maschine und der Leichen bekomme er nicht mehr aus dem Kopf.
© Birgit Reichert, dpa | Abb.: Ralf Manteufel, GFDL, Archiv | 28.03.2012 07:07
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