Ermüdung im Cockpit
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BFU-Voruntersuchung nach PAN-Notfall im Anflug auf München

Air Berlin
Airbus Berlin Airbus A330-200, © Air Berlin

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BRAUNSCHWEIG - Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) wird in ihrem nächsten Monatsbericht Erkenntnisse zu einem Vorfall mit einem Airbus A330-200 der Fluggesellschaft Air Berlin veröffentlichen. Die Piloten des Flugs AB-9721 aus Palma de Mallorca hatten im Anflug auf München einen PAN-Notfall erklärt und um Freigabe für eine bevorzugte, automatische Landung gebeten. Die Crew begründete die Erklärung eines Notfalls mit überschwelliger Müdigkeit.

Die Flugsicherung wies den Piloten daraufhin die Landebahn 26L für eine bevorzugte Landung zu, auf welcher der Airbus Minuten nach dem Notruf sicher aufsetzte. Bei der BFU wird der Vorfall vom 05. Mai nach aero.de-Informationen bislang als schwere Störung eingestuft.

Einen vergleichbaren Vorfall habe es bei Air Berlin bislang nicht gegeben, sagte eine Unternehmenssprecherin aero.de.

Die Voruntersuchung der BFU fällt zeitlich mit der Debatte um die geplante Neuregelung von Flugdienstzeiten durch die EASA zusammen. Pilotenverbände und Fliegerärzte übten in den vergangenen Monaten lautstark Kritik an dem Entwurf, der unter anderem eine Verlängerung der Flugdienstzeiten in Ausnahmefällen von derzeit 15 auf 16 Stunden vorsehe.

"Schon derzeit sind im europäischen Kurz- und Mittelstreckenbereich Einsatzzeiten von bis zu 14 Stunden normal und gesetzlich zulässig", kommentiert VC-Präsident und Flugkapitän Ilja Schulz. "Dies bedeutet, dass Piloten zum Zeitpunkt der letzten Landung im Schnitt bereits 16 bis 18 Stunden wach sind".

Bereits dies sei mit einem sicheren Flugbetrieb nicht vereinbar, so Schulz. Zudem würde regelmäßig von der eigentlich nur für Ausnahmefälle gedachten 15-Stunden-Regelung Gebrauch gemacht. Unter Piloten bestehe der Eindruck, "dass diese Ausnahmen bereits bei der Planung der betreffenden Flüge einkalkuliert wurden".

Cockpit und auch der Europäische Pilotenverband ECA werfen der EASA vor, in ihrem Regelungsentwurf wissenschaftliche Erkenntnisse zur körperlichen Leistungsfähigkeit von Piloten vernachlässigt zu haben. So würden auch die im Entwurf durchaus vorgesehenen Verbesserungen für Piloten - etwa die Reduzierung der Flugdienstzeit um je 30 Minuten nach dem dritten Start - die Empfehlungen aus flugmedizinischen Studien deutlich unterschreiten.


Dieser Beitrag wurde in der Überschrift und im dritten Absatz terminologisch berichtigt. Die BFU führt zu dem Zwischenfall bislang eine Voruntersuchung durch. Eine förmliche Untersuchung des Vorfalls, die mit einen ausführlichen Bericht abgeschlossen würde, wurde nach Angaben von Air Berlin bislang noch nicht eingeleitet.

© aero.de | Abb.: Ingo Lang | 26.06.2012 10:15


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