Flug 5X-1354
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NTSB: Müde Piloten wesentlicher Faktor bei UPS-Absturz

UPS Airbus A300-600F
Wrackteile des Airbus A306 N155UP, © NTSB

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WASHINGTON - Übernächtigten UPS-Piloten sind vermeidbare Fehler unterlaufen bevor ihr Airbus A300-600F an einem Hügel in Alabama verunfallte. Zu diesem Urteil kommt das NTSB nach einjähriger Ermittlungsarbeit zum Hergang des tödlichen Absturzes von Flug 5X-1354 am 14. August 2013.

Der Unfall, bei dem beide Piloten ums Leben kamen, sei auf einen ungenauen Anflug auf den Flughafen von Birmingham zuzurückzuführen, schloss das NTSB am Mittwoch bei einer öffentlichen Sitzung die Akten. Die 37jährige Copilotin habe zwischen Flügen Schlafmöglichkeiten ausgelassen.

Die Crew sei zu schnell gesunken, habe ihre Navigationshilfen nicht richtig eingestellt und eine Vielzahl von Verfahrensvorgaben ihres Arbeitsgebers UPS für Nachtflüge außer Acht gelassen, sagte NTSB-Ermittlerin Katherine Wilson. Die Piloten hätten ihren Landeanflug eigentlich abbrechen müssen.

"Bei einem derart missglückten Anflug erhöht sich das Risiko für einen schlechten Ausgang dramatisch", sagte NTSB-Direktor Christopher Hart.

Obwohl bei den Ermittlungen die Ermüdung der Piloten im Mittelpunkt gestanden habe - ein Thema, das viele Airlines betreffe - stelle der Unfall regulatorische und unternehmenseigene Ruhezeitregelung nicht in Frage, stellte das NTSB fest.

Die US Luftfahrtaufsicht FAA hatte Frachtpiloten im vergangenen Jahr von verschärften Ruhezeitregelungen ausgenommen - ein Vorgehen, das der amerikanische Pilotenverband IPA lautstark kritisiert.

Tiefer Anflug endete in Katastrophe

Kapitän Cerea Beal (58) habe vor dem Start des Unglücksflug am UPS-Hub in Louisville, Kentucky ausreichende Ruhezeit gehabt, befand das NTSB. Durch den frühen Morgen sei Beal, der den Anflug durchgeführt habe, möglicherweise dennoch in seiner Leistungsfähigkeit beeinträchtigt gewesen.

Der Airbus schlug um 4.47 Uhr Ortszeit an einem im Dunkel gelegenen Hügel etwa eine Meile vor der Landebahn auf und fing sofort Feuer. Beal habe die Navigationsinstrumente nicht korrekt eingestellt und neue Eingaben im Autopilot nicht im Cockpit angesagt, rekonstruierte das NTSB.

Copilotin Shanda Fanning habe den Kapitän unzureichend kontrolliert und auch nicht vor dem Unterschreiten der sicheren Mindestflughöhe im Anflug auf Birmingham gewarnt. Fanning hatte in den zwei Tagen vor dem Unfall nur neun Stunden Gelegenheit, Schlaf zu finden.

Laut NTSB lagen den Piloten ungenaue Wetterdaten vor, was ebenfalls zu dem Unfall beigetragen habe. Die Wolkendecke hing am Morgen des Unfalls tiefer als vorhergesagt. Dies habe die Piloten möglicherweise veranlasst, Birmingham in geringerer Höhe anzufliegen als eigentlich erlaubt.

Das NTSB hatte sowohl die IPA als auch UPS im August kurzerhand von der Untersuchung ausgeschlossen, nachdem sich beide Organisationen vorab öffentlich zu vertraulichen Erkenntnissen aus dem Verfahren geäußert hatten.

UPS widersprach am Mittwoch der Darstellung des NTSB, dass Übernächtigung ein Faktor bei dem Unfall gewesen sei. UPS unternehme "große Anstrengungen", um sicherzustellen, dass alle Piloten ausreichende Ruhegelegenheiten haben, teilte das Logistikunternehmen auf Anfrage mit.
© Bloomberg News | Abb.: NTSB | 11.09.2014 10:44


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