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Zurück im Überschall? – Airbus steigt bei zivilem Projekt ein

Aerion AS2
Computergrafik der Aerion AS2, © Aerion Supersonic

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TOULOUSE - Als "Königin der Lüfte" gilt sie manchen Luftfahrtfans, andere nennen das Flugzeug schlicht teuer, laut, verlustreich. Die in Entwicklung und Betrieb über Jahrzehnte umstrittene Concorde ist auch elf Jahre nach ihrem letzten Einsatzin der Geschichte des Flugzeugbaus unvergessen.

Nun steigt die Airbus Group, über ihren französischen Vorläufer Aérospatiale Mitentwickler der Concorde, wieder bei einem zivilen Überschallprojekt ein. Zielgruppe sind diesmal allerdings nicht Linienpassagiere wie bei der Concorde, sondern Geschäftsreisende.

Die Airbus Group beteiligt sich an der Entwicklung eines Überschall-Flugzeugs für diese zahlungskräftige Klientel. Dafür will der Konzern mit der US-amerikanischen Aerion Corporation zusammenarbeiten. Die Amerikaner arbeiten schon seit Jahren an dem anspruchsvollen Projekt des Fliegers, der den Aerion AS2 trägt. Bis 2021 soll das Flugzeug zertifiziert werden. Als Ziel für einen Erstflug geben die neuen Partner noch vorsichtig "einen Zeitraum bis 2019" an.

Aerion nennt die Zusammenarbeit einen "gewaltigen Schritt nach vorn". Die Airbus Group, die den Deal über ihre Rüstung- und Raumfahrtsparte Defense and Space abwickeln will, formuliert etwas vorsichtiger. Technische Führungskräfte sollen zu Aerion nach Reno im US-Bundesstaat Nevada gesendet werden.

Im Gegenzug will Aerion der Airbus Group eigene Technologien für die Entwicklung von Hochleistungsflugzeugen bereitstellen. In der gemeinsamen Mitteilung der neuen Partner liest sich das noch eher bürokratisch: umfangreiche Forschungsarbeiten, unternehmenseigene Designtools, patentierte aerodynamische Konzepte.

Aerion-Vorstandschef Robert Bass träumt Dank der Kooperation vom "weltweit ersten Überschall-Geschäftsreiseflugzeug". Allerdings schläft die Konkurrenz nicht. In den USA arbeitet Spike Aerospace ebenfalls an einem Überschall-Passagierjet, der Supersonic Spike S-512. Das Flugzeug für 12 bis 18 Passagiere könnte 2018 erstmals abheben.

Beide Flugzeuge sollen das sparen, was viele hoch bezahlte Geschäftsreisende kaum haben: Zeit. Die Flugdauer zwischen der US-Ostküste und Europa könnte sich mit einem Überschalljet auf drei bis vier Stunden verkürzen. Bisher müssen dafür sechs bis sieben Stunden eingeplant werden.

Auch die Concorde wurde überwiegend für diese Verbindung eingesetzt. London - New York - London mit British Airways, Paris - New York - Paris per Air France. Genau auf dieser Strecke begann auch der Anfang des beschleunigten Endes der Concorde: Bei einem Unfall direkt nach dem Start in Paris am 25. Juli 2000 starben 113 Menschen, darunter 97 Deutsche.
© Gerd Roth, dpa | 24.09.2014 06:44

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Beitrag vom 25.09.2014 - 07:23 Uhr
Das frag ich mich auch fwblaie.
Erst gründen sie ne Firma, die Elektroflugzeuge für den GA-Markt bauen soll (Zweimots!!!), dann steigen sie bei nem Höhensegelflugzeugprojekt ein und jetzt auch noch Überschallbusinessjets. Was noch? Frachtluftschiffe? Touristenraumstationen?
Kann mir den Einstieg nur dadurch erklären, dass sie jahrelang die eigenen Innovationsabteilungen vernachlässigt haben und jetzt durch Einstieg in so freakige Läden nach aussen wieder als Technologieleader dastehen wollen. Vor 5-10 Jahren gabs das Green-Washing ("einen auf Öko machen"), kommt jetzt das Clever-Washing?
Sinn ergibt das alles jedenfalls nicht. Soll nicht heissen, dass ichs nicht auch toll finde, dass jemand den Idealismus ;-) aufbringt, wieder ein ziviles Überschallflugzeug zu entwickeln.
Beitrag vom 24.09.2014 - 22:40 Uhr
Mit dem Knall hat man Hoffnungen, ihn zu mindest reduzieren zu können. Die "Sache mit dem Widerstand" - die Wirtschaftlichkeit - dürfte gravierender sein.
Boeing hatte das Thema Flug im hohen Unterschallbereich bekanntlich begraben müssen.
Wieviel Geld, aber auch Zeit und Personal, will Airbus in dieses Projekt investieren, um den "Ball nicht aus dem Auge zu verlieren"?



Beitrag vom 24.09.2014 - 21:59 Uhr
Die Concorde hatte den Knall in der Regel über unbewohnten Gebieten. Oft auch das "Meer" genannt. Was spricht dagegen auf der Strecke über Wasser die Hebel auf den Tisch zu legen?
Natürlich ist es bei der aktuellen Technologie noch unwirtschaftlich im Überschall zu operieren. Aber es geht ja auch nicht um die Masse.
Aber im Bereich Überschall weiter am Ball zu bleiben finde ich richtig. Gerade die Wurzeln von Airbus sind bis heute noch ungeschlagen darin, eine Summe von Passagieren auf Überschall zu beschleunigen. Das Wissen und die Kompetenz zu nutzen, völlig legitim.


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