Vereinigung Cockpit
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Gehaltsverhandlungen für Lufthansa-Piloten gescheitert

Lufthansa Airbus A320neo
Lufthansa Airbus A320neo, © Airbus

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FRANKFURT - Bei der Lufthansa wird ein erneuter Streik der Piloten immer wahrscheinlicher. Verhandlungen zum Einzelthema der Vergütung von rund 5.400 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochter Germanwings sind dem Vernehmen nach gescheitert.

Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat für diesen Montag zu einer Pressekonferenz am Frankfurter Flughafen eingeladen, um über das weitere Vorgehen zu informieren.

Die Lufthansa will einen erneuten Arbeitskampf der Piloten mit einer Schlichtung abwenden. Die VC hatte seit April 2014 insgesamt in 13 Runden streiken lassen. Man habe der Gewerkschaft am Montagmorgen schriftlich zwei konkrete Schlichter vorgeschlagen, erklärte ein Unternehmenssprecher, ohne Namen zu nennen.

Er verwies auf die erfolgreiche Schlichtung für das Kabinenpersonal unter dem SPD-Politiker Matthias Platzeck. Eine Antwort der VC war Lufthansa zufolge zunächst nicht eingetroffen. Die Gewerkschaft verwies auf ihre Pressekonferenz.

Die Furcht vor einem erneuten Pilotenstreik belastete die Aktien der Lufthansa. Sie drehten nach einem freundlichen Start kurz ins Minus. Zuletzt notierten sie wieder 0,16 Prozent im Plus bei 12,775 Euro, während der Dax <DAX.ETR> um deutliche 1,19 Prozent stieg. Die Lufthansa-Papiere hatten sich allerdings jüngst kräftig erholt und waren auf den höchsten Stand seit Anfang Mai gestiegen, nachdem sie im Oktober fast bis auf 9 Euro abgerutscht waren.

Sachlage komplizierter denn je

Nach bislang 13 Streikwellen ist die Sachlage in dem festgefahrenen Tarifkonflikt komplizierter denn je. Mit der Altersversorgung und den Übergangsrenten sind weitere zentrale Tarifthemen ungeklärt. Auch hatte die VC vergeblich in Sondierungen versucht, die Arbeitsbedingungen für Piloten bei der Billigtochter Eurowings in ihrem Sinne zu regeln.

Lufthansa lehnt es ab, die dortigen Piloten nach dem teuren Lufthansa-Regelwerk zu beschäftigen. Ein isolierter Tarifabschluss allein zu den Gehältern wurde wegen der Gemengelage schon im Vorfeld als unwahrscheinlich angesehen.

Der alte Vergütungstarifvertrag für die Konzern-Piloten ist im Frühjahr 2012 ausgelaufen. Die VC hatte für die zwei darauffolgenden Jahre Forderungen von 5,2 Prozent sowie 4,6 Prozent aufgestellt, die weiter bestehen, und wollte auch über die Folgejahre sprechen. Lufthansa hatte zuletzt im Rahmen einer Gesamtlösung 4,4 Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern angeboten.

Zuletzt hatten die Lufthansa-Piloten im September 2015 die Arbeit niedergelegt. Das Landesarbeitsgericht Hessen hatte ihren Streik als unrechtmäßig gestoppt, weil mit der Eurowings-Frage tariffremde Streikziele verfolgt worden seien. Die VC hat sich seitdem öffentlich mit Forderungen zum Eurowings-Thema zurückgehalten und die formalen Tarifverhandlungen wieder vorangetrieben.

Ein erneutes Scheitern der Gespräche könnte als Ausgangspunkt neuer Streiks genutzt werden.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 14.11.2016 09:23

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Beitrag vom 16.11.2016 - 08:58 Uhr
Fakt ist, das besonders der aeltere Senior Pilot im KTV extrem gut verdient.

Das ist eben kein "Fakt", sondern, etwas was man im Allgemeinen hier so glaubt und wiederholt behauptet! Ich bin gute 17 Jahre dabei (und zähle mich damit schon zu den "älteren";-)) und habe auf dem Gehaltszettel nicht mehr, als was mir z.B. von EasyJet bekannt ist.

Ebenso sind KTV Piloten im Durchschnitt sehr gut bezahlt.

Auch das ist so nicht richtig!
Wenn Sie die Grenze bei Lowcostern ziehen, mag es richtig sein, aber schon bei anderen "etablierten" großen Airlines ist der Durchschnitt im KTV nicht besser.

Zusaetzlich bietet der KTV extrem grosszuegige und heute in keiner Weise mehr begruendete Vorruhestandsregelungen an. (Wobei hier die Frage ist, ob die LH die eigentlich los werden moechte, teure alte Piloten durch junge billige zu ersetzen ist nicht dumm)

Auch das ist eine Frage, der Betrachtungsweise.
Unser EW Vorstand geht mit 60, weil das ja so üblich sei bei LH?!? Aber Piloten, sollen bis 65 fliegen? Die Vorruhestandsregelung bedeutet schon jetzt und ohne die propagierten Anpassungen, dass der Durchschnitt der Piloten mit 60(!) geht. Man könnte mit 55 gehen, das würde aber große Einschnitte in die Bezahlung bedeuten, sodass es schon heute nur jemand macht, der wirklich nicht mehr kann...


Insgesamt muessen die Piloten einsehen, das sie im Vergleich zu anderen Berufsgruppen a) sehr gut verdienen b) sehr hohe Lohnsteigerungen herausgeschlagen haben in Zeiten in denen viele Lohnzurueckhaltung gezeigt haben c) ihr Beruf nicht mehr so speziell ist wie er einst war.
Punkt a) gebe ich Ihnen Recht mit der Einschränkung, dass die Vergleichbarkeit ja immer wieder von allen Seiten bestritten wird.
Punkt b) frage ich mich, wann das gewesen sein soll?
Punkt c) das ist im Vergleich zu 1950 richtig, es gibt aber immer noch "nur" ca. 15.000 Berufpiloten, davon ca. 10.000 ATPLer, also (Achtung unzulässiger Vergleich;-)) deutlich weniger, als zugelassene Ärzte in D (ca. 370.000)


FLiegen ist halt inzwischen rein garnicht mehr elitaer sondern genauso etabliert wie Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad. Keiner der jeweiligen Lenker verdient annaehernd in der Gehaltsklasse wie Piloten im KTV.
Man kann einfach nicht so tun als wuerde es die LCC nicht geben.

Das tut auch keiner, dafür ist der Zug schon viel zu weit aus der Halle. Es geht doch auch darum, ob wir die Arbeitsbedingungen in diesem Fall im Cockpit denen bei den Lowcoastern anpassen oder ob man daran arbeitet, dass diese sich den etablierten anpassen.

Ich sehe v.a.die Produkitivtaet als Hauptkriterium.

Auch dieses Argument wurde schon vielfach gebracht. Es gibt mit Sicherheit Regelungen, die aus historischen Gründen gewachsen sind und heute absolut unsinnig sind. Um da aber ran zu gehen, braucht man gegenseitiges Vertrauen, dass neue Regelungen nicht gleich wieder für Dinge "ausgenutzt" werden, für dies sie nicht gedacht waren.
Die größten Einschränkungen ergeben sich aber in D und EU durch gesetzliche Regelungen und nicht durch die Tarifverträge (MTV).

Fuer VC ist es natuerlich ein Machtkampf- ohne Wachstumschancen im KTV verliert man seinen Einfluss. Wobei EW Piloten ja auch bei VC sind.

Das ist richtig! Um zu Verhindern, dass man eiskalt ersetzt wird, streitet man sich um die Konditionen. Wenn diese bei EW ähnlich wären, bräuchte man diese Angst nicht zu haben.


Am Ende verstehe ich halt nicht, weshalb die Streiks fortlaufend bei der LH auftreten, waehrend andere wie Norwegian & FR, die doch fuer die Entwicklung verantwortlicht sind, die diese Problematik erst auf den Tisch bringt, unbestreikt davon kommen.

Zum Einen gab es gerade bei Norwegian dieses Jahr einen großen Streik. Der kam hier kaum in die Medien, weil es niemanden in D wirklich betroffen hat;-)
Zum Anderen haben diese Fluggesellschaften durch ihre Gesellschaftskonstruktion es geschafft, betriebliche oder gewerkschaftliche Mitbestimmung zu verhindern oder zu minimieren. (Norwegian mit Kabinenpersonal aus BKK(!) von OSL nach JFK!) Das ist ja gerade etwas, was man so ankreidet.
Unternemen in Konzerngöße nutzen Regelungen aus, die für mittelständisches Unternehemertum gedacht sind.


Eine VC bekaempft damit die Symptome, loest aber nicht die Problematik, naemlich das der Wettbewerbsdruck in der europ. Luftfahrt aufgrund von LCC, ME3 und den konsolidierten US Airlines enorm ist.

Da wäre die VC bestimmt für Vorschläge dankbar, wie man das als Gewerkschaft macht! Durch die rechtlichen Beschränkungen, die ja gerade (z.B. Tarifeinheitsgesetz) nicht weniger geworden sind, bleibt der VC und auch anderen Gewerkschaften eigentlich nichts anderes, als Symptome zu bekämpfen...

Die fortlaufenden Streiks machen die Sache nicht besser, sie liefern LH nur mehr Argumente fuer EW, und die Kunden ueberlegen sich das ganz genau, ob man eine LH buchen soll.

EW hat sich ja letztes Jahr auch nicht gerade mit Ruhm durch Zuverlässigkeit bekleckert. Und das ganz ohne Streiks;-)

Die VC saegt am eigenen Ast- oder eher Fluegel, und ob die LH dabei abstuerzt und zerschellt, scheint egal zu sein.Ich hab damit kein Problem, nur sinnvoll ist es nicht.

Den Lufthansa-Piloten bleibt doch gar nichts anderes mehr übrig, wenn seitens der Firmenleitung der Eindruck erweckt wird, dass sie tun können was sie wollen, aber der Zug fährt jetzt ohne Euch!
Mit diesem Aussichten ist die LH für die Piloten doch schon abgestürzt!
Und wenn das Lowcost-Geschäft für die KTVler gelaufen ist, dann gibt es gar keinen Grund mehr, sich gehaltstechnisch mit diesen zu messen;-( Ich glaube nicht, dass es dann wirklich billiger für die LH wird...

Was wäre denn Ihrer Meinung nach ein aktuell sinnvolles Verhalten der VC?!?

Dieser Beitrag wurde am 16.11.2016 09:04 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 16.11.2016 - 08:30 Uhr
Fakt ist, das besonders der aeltere Senior Pilot im KTV extrem gut verdient.

Richtig ist: im Durchschnitt verdient. Wenn man sich, wie hier immer fleißig propagiert, im weltweiten Wettbewerb messen lassen soll, dann auch diese Vergleiche ziehen
Die
(Wobei hier die Frage ist, ob die LH die eigentlich los werden moechte, teure alte Piloten durch junge billige zu ersetzen ist nicht dumm)

Sie haben nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung... Wie in vielen Berufen ist gerade hier Erfahrung einer der Faktoren, die Sicherheit ausmacht. Sogar das LBA verbietet, zwei komplett neue Piloten auf einem Muster einzusetzen. Mit den Alten geht das Know How und die neuen müssen die gleichen Fehler machen, die die Alten früher auch erst mal machen mussten.

Insgesamt muessen die Piloten einsehen, das sie im Vergleich zu anderen Berufsgruppen a) sehr gut verdienen b) sehr hohe Lohnsteigerungen herausgeschlagen haben in Zeiten in denen viele Lohnzurueckhaltung gezeigt haben c) ihr Beruf nicht mehr so speziell ist wie er einst war.

Was viele der großen Marktfundamentalisten hier komplett ignorieren, ist die Tatsache, dass Gehälter nur in zweiter Linie direkt mit der Leistung zusammen hängen. In erster Linie geht es auch bei Gehältern um Angebot und Nachfrage. Wenn Herr Spohr so einfach qualifizierte "Busfahrer" bekommen könnte, lägen die Frankfurter Verkehrsbetriebe still und die EW würde brummen. Tut sie aber nicht. Warum wohl? Kleiner Tip: an fehlenden Flugzeugen liegt es nicht. Das ist der von vielen hier beschrieene "Markt", dem sich die Piloten stellen sollen. Und genau das tun sie!

FLiegen ist halt inzwischen rein garnicht mehr elitaer sondern genauso etabliert wie Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad. Keiner der jeweiligen Lenker verdient annaehernd in der Gehaltsklasse wie Piloten im KTV.

Sie haben vom Beruf des Piloten üüüüüberhaupt keine Ahnung. Fragen Sie doch mal, meinetwegen gerne einen Ryanair Piloten, die das wohlgemerkt genauso gut machen, wie ein LH Pilot, die aber von ihrer Firma nicht Handlungsspielräume, z.B. beim Tanken bekommen, ob er sich als Busfahrer sieht.
Beitrag vom 16.11.2016 - 06:57 Uhr
Fakt ist, das besonders der aeltere Senior Pilot im KTV extrem gut verdient.
Ebenso sind KTV Piloten im Durchschnitt sehr gut bezahlt.
Zusaetzlich bietet der KTV extrem grosszuegige und heute in keiner Weise mehr begruendete Vorruhestandsregelungen an. (Wobei hier die Frage ist, ob die LH die eigentlich los werden moechte, teure alte Piloten durch junge billige zu ersetzen ist nicht dumm)

Insgesamt muessen die Piloten einsehen, das sie im Vergleich zu anderen Berufsgruppen a) sehr gut verdienen b) sehr hohe Lohnsteigerungen herausgeschlagen haben in Zeiten in denen viele Lohnzurueckhaltung gezeigt haben c) ihr Beruf nicht mehr so speziell ist wie er einst war.

FLiegen ist halt inzwischen rein garnicht mehr elitaer sondern genauso etabliert wie Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad. Keiner der jeweiligen Lenker verdient annaehernd in der Gehaltsklasse wie Piloten im KTV.
Man kann einfach nicht so tun als wuerde es die LCC nicht geben.

Ich sehe v.a.die Produkitivtaet als Hauptkriterium.
Fuer VC ist es natuerlich ein Machtkampf- ohne Wachstumschancen im KTV verliert man seinen Einfluss. Wobei EW Piloten ja auch bei VC sind.

Am Ende verstehe ich halt nicht, weshalb die Streiks fortlaufend bei der LH auftreten, waehrend andere wie Norwegian & FR, die doch fuer die Entwicklung verantwortlicht sind, die diese Problematik erst auf den Tisch bringt, unbestreikt davon kommen.

Eine VC bekaempft damit die Symptome, loest aber nicht die Problematik, naemlich das der Wettbewerbsdruck in der europ. Luftfahrt aufgrund von LCC, ME3 und den konsolidierten US Airlines enorm ist.
Die fortlaufenden Streiks machen die Sache nicht besser, sie liefern LH nur mehr Argumente fuer EW, und die Kunden ueberlegen sich das ganz genau, ob man eine LH buchen soll.
Die VC saegt am eigenen Ast- oder eher Fluegel, und ob die LH dabei abstuerzt und zerschellt, scheint egal zu sein.Ich hab damit kein Problem, nur sinnvoll ist es nicht.


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