Kerosin und Gehälter
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Lufthansa steuert auf weniger Gewinn zu

MÜNCHEN - Die Lufthansa muss sich nach dem Schlichterspruch im Streit mit den Piloten 2017 auf einen herben Gewinnrückgang einstellen. Nachdem der heftige Streik der Flugzeugführer den Dax-Konzern im Herbst rund 100 Millionen Euro gekostet hatte, dürften die erhöhten Gehälter 2017 auf den Gewinn drücken.

Hinzu kommt eine steigende Kerosinrechnung. Die Integration von Brussels Airlines und der von Air Berlin gemieteten Mittelstreckenjets dürften den Vorstand um Konzernchef Carsten Spohr ebenso in Atem halten wie weitere Streitigkeiten mit den Piloten. Lufthansa will ihre Jahresbilanz am Donnerstag (16. März) in München vorstellen.

Lufthansa Airbus A320neo
Lufthansa Airbus A320neo, © Lufthansa

Vom Unternehmen selbst befragte Analysten erwarten, dass der Verfall der Ticketpreise den Umsatz der Lufthansa 2016 um 1,5 Prozent auf 31,6 Milliarden Euro nach unten gedrückt hat. Ein vergrößertes Flugangebot konnte den Preisdruck nur teilweise auffangen.

Für den um Sonderposten bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) hatte der Lufthansa-Vorstand bis zuletzt etwa 1,8 Milliarden Euro im Auge. Das entspricht etwa dem Wert aus dem Vorjahr. Allerdings sind die Kosten der Streiks in der Prognose nicht enthalten. Analysten gehen einschließlich der Streikkosten im Schnitt von gut 1,7 Milliarden Euro aus.

Unter dem Strich erwarten die Experten einen Gewinn von knapp 1,8 Milliarden Euro und damit knapp fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Dividende dürfte von 50 Cent auf 54 Cent steigen.

Dass der Nettogewinn höher ausfällt als das operative Ergebnis, ist auf Sondereffekte zurückzuführen. Während 2015 die Trennung von der Beteiligung an der US-Fluglinie JetBlue positiv zu Buche schlug, profitierte die Lufthansa 2016 von der Umstellung der Betriebsrenten für die Flugbegleiter.

Diesen sagt der Konzern nun keine feste Rentenhöhe mehr zu, sondern garantiert ihnen nur noch die Einzahlungen in das betriebliche Altersversorgungssystem.

2017 dürfte der operative Gewinn der Lufthansa auch ohne neue Streiks sinken. Im Schnitt gehen die Analysten von knapp 1,5 Milliarden Euro aus. Dazu dürfte die geplante Gehaltserhöhung für die Piloten im Konzerntarifvertrag beitragen.

Die Flugzeugführer der Kerngesellschaft Lufthansa, von Lufthansa Cargo und dem in Eurowings integrierten Billigflieger Germanwings sollen nach der Schlichtung vom Februar neben einer Einmalzahlung Erhöhungen von 8,7 Prozent in vier Stufen erhalten. Personalchefin Bettina Volkens bezifferte die Mehrkosten auf 85 Millionen Euro pro Jahr, die aber durch den Einsatz kostengünstigerer Piloten kompensiert werden sollen. Die Urabstimmung läuft noch bis Ende März.

Derweil arbeitet die Lufthansa daran, sich den Titel der größten europäischen Fluggesellschaft wieder zurückzuholen. Gemessen an der Zahl der Fluggäste, hatte der irische Billigflieger Ryanair die Lufthansa 2016 überholt. 117 Millionen Passagieren bei Ryanair standen knapp 110 Millionen beim Lufthansa-Konzern gegenüber.

Während Vorstandschef Spohr die Kernmarke Lufthansa wegen der hohen Kosten seit längerem nicht mehr wachsen lässt, setzt er auf den Ausbau der konzerneigenen Billigmarke Eurowings. Deren Flotte soll vor allem durch die Anfang 2017 vollzogene Komplettübernahme von Brussels Airlines und die Integration von 33 Airbus-Jets samt Besatzung der kriselnden Air Berlin von zuvor gut 90 auf rund 180 Maschinen wachsen.

Eurowings soll so zum drittgrößten Billigflieger Europas aufsteigen und auch an den Lufthansa-Drehkreuzen München und Frankfurt antreten.

Der Streit mit den Piloten ist unterdessen noch nicht beigelegt. Analysten wie Dirk Schlamp von der DZ Bank werten die Einigung als Pyrrhussieg. Die Kosten für den Konzern stiegen deutlich stärker als erwartet. Zudem bleibt die Frage der Altersversorgung ungeklärt. Noch aus einem weiteren Grund geht der Zoff mit Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit weiter.

So will der Vorstand 40 weitere Flugzeuge der Kernmarke Lufthansa nicht mehr mit Piloten besetzen, die nach den Regeln des Konzerntarifvertrags bezahlt werden. Genaue Pläne sind aber noch nicht bekannt.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 14.03.2017 14:23

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Beitrag vom 16.03.2017 - 10:39 Uhr
Modhinweis
2 Beiträge gelöscht.
Eine erneute, zum x.mal wiederholte Neiddebatte halte ich für nicht zielführend.
Fly-away
Moderator
Beitrag vom 14.03.2017 - 21:54 Uhr

Wahrscheinlich weil sie viele neue Flugzeuge gekauft haben, die sie jetzt allerdings nicht füllen können und 130 Mio Verlust machen.
Ist das Ihrer Meinung nach erstrebenswert?

Im Betriebsergebnis Jahresabschluss stehen ca.15 Millionen Euro Verlust.
Wenn Sie Mal schauen um wieviele neu Flugzeuge es sich im Bilanzjahr handelt könnten Sie selbst einsehen das der Verlust selbst die 130 aus dem operativen Ergebnis nicht der Rede Wert sind. Die 130 decken gerade Mal die Werbeausgaben der EM.



15 Millionen Verlust nach 1 Milliarde Gewinn im Vorjahr ist ein herber Schlag ins Gesicht. Das muss man innerhalb eines Jahres erstmal hinkriegen.

Neue Flugzeuge sind nicht automatisch ein Garant für ein florierendes Geschäftsergebnis, da sie nicht automatisch günstiger sind als gebrauchte, ältere Flieger. Air Berlin hat eine vergleichsweise jüngere Flotte mit einem Durchschnittsalter von 8.4 Jahren und ist kurz vor der Insolvenz. Turkish's Flugzeuge sind im Schnitt nur halb so alt wie die von LH und man hat eine kräftige Bauchlandung hingelegt. Emirates' Flotte ist gar nur 5,5 Jahre alt und sie mussten 75% Gewinneinbruch hinnehmen.
Beitrag vom 14.03.2017 - 21:23 Uhr
CS wollte auch mehr Geld haben (d. h. mehr Kosten verursachen dürfen) und keiner hat sich über den Gewinn Gedanken gemacht.
Jetzt, wo andere eine geringe Entgelderhöhung bekommen, ist der Gewinn in Gefahr? Weil eine solche einseitige Darstellung überhaupt nicht gut ankommt, werden noch weitere Kostensteigerungen und Zusatzkosten beigelegt.
Gibt es dea Wehklagen jetzt nach jeder Personalkostenerhöhung (einschlisslich der Vorstandsentgelte)?


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