Menschliches Versagen
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Ermittler legen ersten Bericht zu Absturz bei Smolensk vor

Smolensk
Absturz vor Smolensk am 10.04.2010, © Interstate Aviation Committee (MAK)
MOSKAU - Ermittler des russischen Interstate Aviation Committee haben ihre ersten Erkenntnisse zum Absturz einer polnischen Regierungsmaschine im Anflug auf Smolensk am 10. April veröffentlicht. Als wahrscheinliche Ursache des Unglücks nennt der vorläufige Bericht ein Zusammenspiel schlechter Sichtbedingungen und menschlichen Versagens. Bei dem Unfall kamen alle 96 Menschen an Bord der Tu-154M ums Leben.

Unter den Getöteten waren neben weiteren hochrangigen Politikern auch der polnische Präsident Lech Kaczynski und seine Ehefrau Maria.

Die bisherigen Ermittlungen konzentrierten sich auf die Auswertung der Flugschreiber und Stimmenrekorder. Am Morgen des 10. April war die Sicht um den Flughafen Smolensk durch Nebel stark beeinträchtigt. Die Besatzung der Tu-154M wurde nach Auswertung des Funkverkehrs von Fluglotsen in Minsk auf die ungünstigen Witterungsverhältnisse in Smolensk hingewiesen.

Auch die Besatzung einer vorausgeflogenen Yak-40 der polnischen Luftwaffe, die etwa 90 Minuten vor dem Unglück in Smolensk eintraf, hatte die Präsidentenmaschine über die Bedingungen am Flughafen informiert.

An die Tu-154M gemeldete Sichtweiten um 400 Meter bei einer vertikalen Sicht von 50 bis 100 Meter lagen unterhalb der vorab festgelegten Minimalbedingungen für einen sicheren Anflug. Andere Maschine, die an dem Morgen in Smolensk landen sollten, steuerten Ausweichflughäfen an.

Im Anflug auf Smolensk waren Autopilot und automatische Triebwerksteuerung der Tu-154M aktiviert, schreiben die Ermittler. Der Flight Director der Maschine konnte hingegen nicht genutzt werden, da der Flughafen Smolensk diese Anflughilfe nicht unterstützt. Im Funkverkehr mit den Lotsen stimmten sich die Piloten noch über ein mögliches Durchstarten in einer Entscheidungshöhe von 100 Metern ab.

Anflug in Senke

Wenige Sekunden vor dem Unglück gaben die Systeme der Tupolev eine Warnmeldung "Terrain Ahead" aus und forderten die Piloten zur Einleitung eines Steigmanövers auf. Die Maschine befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Senke vor dem Flughafen. Laut Bericht hielten sich neben den Piloten weitere Personen im Cockpit auf. 

Zwischen 900 und 1.100 Meter vor Smolensk Airport flog die Maschine bereits 15 Meter unterhalb der Höhe der Landebahn und nur noch 10 bis 11 Meter über dem Boden. In einer Entfernung von 860 Metern zur Landebahn kollidierte das Flugzeug schließlich an der linken Tragfläche mit einem Baum. Die Maschine kippte innerhalb weiterer 340 Meter um 180 Grad und wurde gegen 10.41 Uhr Ortszeit vollständig zerstört.

Smolensk
Wrackteile der Tu-154M, © Interstate Aviation Committee (MAK)


© aero.de | Abb.: Interstate Aviation Committee (MAK) | 25.05.2010 09:31


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