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Dritte Startbahn am Flughafen München genehmigt

Dritte Landebahn am Flughafen München
Computeranimation der dritten Landebahn am Flughafen München, © Werner Hennies, Flughafen München GmbH

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MÜNCHEN - Der umstrittene Ausbau des Münchner Flughafens hat eine entscheidende Hürde genommen. Die Regierung von Oberbayern genehmigte die dritte Start- und Landebahn. Gutachten hätten den Bedarf bestätigt, teilte die Behörde am Dienstag mit. Der Ausbau gewährleiste langfristig die Funktion des zweitgrößten deutschen Flughafens als Drehkreuz. Mit der neuen, 4.000 Meter langen Piste sollen künftig 120 Flugzeuge - statt bisher 90 - stündlich starten und landen können.

Anwohner, Naturschützer und Kommungen bereiten Klagen gegen den gut 2.800 Seiten starken Planfeststellungsbeschluss vor. Bis Anfang November haben sie dafür Zeit. Das Bündnis "AufgeMUCkt" hat Proteste angekündigt. "Ein heißer Herbst steht bevor."

Die Kosten für den Ausbau, der zu den größten Infrastrukturprojekten in Deutschland zählt, werden auf bis zu eine Milliarde Euro geschätzt. Mit der Fertigstellung wird nicht vor 2015 gerechnet. Am Flughafen, schon jetzt mit rund 30.000 Arbeitsplätzen eine der größten Arbeitsstätten in Deutschland, sollen mit dem Ausbau weitere 10.000 Jobs entstehen.

Wirtschaft begrüßt den Ausbau

Die Wirtschaft von der Tourismus- über die Luftverkehrsbranche bis zu den Spediteuren - begrüßte die Entscheidung für die dritte Startbahn. "Der Beschluss zum Ausbau des Münchner Flughafens ist ein wichtiges Signal für das Industrieland Deutschland", erklärte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, sagte in Berlin, die dritte Startbahn werde dafür sorgen, "dass Zehntausende am Drehkreuz München zusätzlich Arbeit finden". Auch der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, nannte den Bau "dringend erforderlich".

Der Wirtschaftsexperte der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Erwin Huber, erklärte, die Startbahn verbessere die Qualität des Wirtschaftsstandortes Bayern. "Das Exportland Bayern ist auf schnelle Verkehrsverbindungen in alle Welt dringend angewiesen." Die Regierung von Oberbayern habe in einem aufwendigen Verfahren alle Belange umfassend geprüft. Das müssten Gegner und Skeptiker anerkennen.

Gegner fühlen sich übergangen

Die Gegner hingegen sehen ihre Argumente fast durchweg nicht berücksichtigt. Sie warnen vor Lärm, Abgas und Naturzerstörung. Die neue Startbahn liegt in einem Vogelschutzgebiet. Angesichts des Klimawandels sei der Flughafenausbau ein Schritt in die falsche Richtung. "Wider besseres Wissen hat die Regierung von Oberbayern ein Milliarden Euro teures Projekt gebilligt, für das es keinerlei Bedarf gibt und das den Menschen im Flughafenumland weitere massive Nachteile bringen wird", sagte der Freisinger Grünen-Abgeordnete im Landtag, Christian Magerl.

Das Aktionsbündnis "AufgeMUCkt" rief zum Protest auf. Eine erste Demonstration soll es am Freitag geben. Der Ausbau sei unnötig, denn die Zahl der Starts und Landungen liege mit rund 400.000 auf dem Niveau des Jahres 2005 oder maximal 2006.

Flughafengesellschaft unterstreicht Wachstum

Die Flughafen München GmbH (FMG), an der Bayern mit 51 Prozent beteiligt ist, verweist hingegen auf ein Plus im ersten Halbjahr von rund 9 Prozent. Bei den Passagieren werde dieses Jahr die Rekordzahl von 37 Millionen erwartet, nach knapp 35 Millionen im vergangenen Jahr. Die Krise sei überwunden. "Es geht rasant wieder nach oben", sagte Flughafensprecher Edgar Engert. Bis 2025 wird laut neuen Prognosen ein Anstieg der Flugbewegungen auf 590.000 erwartet. Rund 58 Millionen Passagiere sollen dann auf dem Airport abfliegen und ankommen.

Die Nummer eins in Deutschland, der Flughafen Frankfurt, hat derzeit bereits mehr als 50 Millionen Passagiere. Dort soll die umstrittene Landebahn Nordwest im Oktober in Betrieb gehen. Durch verschiedene Ausbaumaßnahmen, darunter ein neues Terminal, wird die Kapazität in Frankfurt bis zum Ende des Jahrzehnts in Richtung 88 Millionen Passagiere aufgestockt.

Nachtflugverbot

Die Entscheidung zum Ausbau in München erfolgte mit Auflagen: So soll auf der dritten Bahn ein Nachtflugverbot von 22.00 bis 6.00 Uhr herrschen. In dem besonders betroffenen Freisinger Ortsteil Attaching legte die Regierung von Oberbayern ein Entschädigungsgebiet fest. Rund 100 Grundstückseigentümer können dort statt Schallschutzmaßnahmen oder Entschädigungen auch verlangen, dass ihr Grundstück von der FMG zum Verkehrswert aus dem Jahr 2007 übernommen wird. Das gehe weit über die Grundsätze der Rechtsprechung hinaus, betonte die Behörde.

Die FMG hatte vor vier Jahren die Planfeststellung beantragt. In dem langwierigen Anhörungsverfahren hatte es fast 85.000 Einwendungen gegeben. Auch Kommunen und andere öffentliche Stellen brachten Einwände vor. Um den Gegnern ausreichend Zeit für Klagen zu geben, veröffentlichte die Regierung am Dienstag den Beschluss, verschob aber die förmliche Bekanntgabe gegenüber Bürgern, Kommunen und Naturschutzverbänden auf September. Anfang November läuft dann die Frist für Klagen aus.
© dpa-AFX | Abb.: Werner Hennies, Flughafen München GmbH | 26.07.2011 09:32

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Beitrag vom 26.07.2011 - 12:57 Uhr
MUC bekommt wie 4. Bahn auf jeden Fall, BEVOR VIE die 3. Bahn bekommt.... :-(
Beitrag vom 26.07.2011 - 11:52 Uhr
geht doch. Wenn schon ein Flughafen fernab der dazugehörigen Stadt ins Moor gebaut wird, sollte es doch dort am wenigsten schwierig sein, diesen auch auszubauen. In Frankfurt gibt es Stimmen, die der Meinung sind dass nur weil die Nordvariante umgesetzt worden sei, die Südbahn(en) noch länge nicht vom Tisch wären. Sicher etwas schwieriger. Schaun mer mal. Wann kommt den die 4. Bahn in MUC. :-)
Beitrag vom 26.07.2011 - 10:04 Uhr
Die Beschränkung auf die Zeit von 6:00 bis 22:00 ist hinnehmbar und richtig. Soweit man das heute überblicken kann ist die 3. Startbahn hauptsächlich zur Entlastung in den Stoßzeiten wichtig. Für die paar Flieger nach 22:00 sind die vorhandenen 2 Bahnen ausreichend.

Was die 84000 Einwendungen betrifft kann man das auf 20 Hauptpunkte zusammenfassen. Der Rest ist Schwachsinn und nur darauf ausgerichtet das Verfahren zu verzögern. Das ist ja in Deutschland inzwischen typisch. Nicht das Recht wird gesucht sondern der Rechtsweg auch wenn das der Allgemeinheit Milliarden kostet.


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