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Ryanair startet neuen Versuch zur Übernahme von Aer Lingus

Aer Lingus A321
Aer Lingus A321, © Ingo Lang

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DUBLIN - Der irische LCC Ryanair startet einen neuen Versuch zur Übernahme seines heimischen Konkurrenten Aer Lingus. Mehr als fünf Jahre nach dem gescheiterten ersten Anlauf sieht das Management um Michael O'Leary bessere Chancen, an sein Ziel zu kommen: Der klamme irische Staat brauche das Geld aus dem Anteilsverkauf, und die EU-Kommission werde die Übernahme diesmal schon genehmigen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in Dublin mit.

Schließlich hätten die Wettbewerbshüter inzwischen auch Zukäufen von Lufthansa und British Airways zugestimmt.

Dabei hofft Europas größter Billigflieger, sein Ziel deutlich günstiger zu erreichen als noch vor einigen Jahren. Je Aer-Lingus-Aktie will Ryanair 1,30 Euro je Aktie bieten - weniger als halb so viel wie Ende 2006 und zehn Cent weniger als beim zweiten Anlauf im Jahr 2008.

Dennoch kämen die Anteilseigner weitaus besser weg als zurzeit an der Börse: Die neue Offerte liegt den Angaben zufolge 38,3 Prozent über dem Schlusskurs vom Dienstag - und bewertet Aer Lingus mit insgesamt knapp 700 Millionen Euro.

Knapp 30 Prozent in Ryanair-Hand

Weil Ryanair bereits knapp 30 Prozent der Anteile an der einstigen Staatsfluglinie besitzt, müsste das Unternehmen höchstens nur rund 70 Prozent der Summe aufbringen. Zuschlagen will der Vorstand allerdings nur, wenn ihm mindestens die Hälfte aller ausgegebenen Aer-Lingus-Aktien angedient werden.

Ryanair rechnet damit, dass die irische Regierung den verbliebenen Staatsanteil von 25 Prozent angesichts der Staatsschuldenkrise verkaufen muss. Dieser Schritt werde für Anfang 2013 erwartet. Ryanair dürfte nicht der einzige Interessent sein. Die arabische Fluggesellschaft Etihad hatte zuletzt rund drei Prozent der Aer-Lingus-Aktien erworben.

Pokern mit den Arabern

O'Leary forderte die Staatsfluglinie aus dem Emirat Abu Dhabi auf, bei Interesse nun selbst ein Gebot für Aer Lingus abzugeben. Die Araber knüpfen derzeit ein Kooperationsnetz in Europa. Anfang des Jahres waren sie auch bei Air Berlin zum größten Aktionär aufgestiegen.

Die irische Regierung müsse sich die Frage stellen, "ob Aer Lingus an ein anderes irisches Unternehmen verkauft werden soll, das Aer Lingus beim Wachstum unterstützt, Stückkosten senkt und neue Arbeitsplätze schafft, oder eben an einen nicht-irischen Investor", spielt O`Leary den Ball in die Politik. Die Wahl der Alternative werde nach Einschätzung Ryanairs dabei "unvermeidlich zur Aufspaltung von Aer Lingus führen".

Ryanairs ersten Anlauf bei Aer Lingus hatte die EU-Kommission im Jahr 2007 gestoppt: Sie sah den Wettbewerb auf den Strecken von und nach Dublin gefährdet. Diese Sichtweise dürfte sich angesichts der Entwicklung in der Branche inzwischen geändert haben, hofft die Ryanair-Spitze. Schließlich habe die Kommission sogar dem Verkauf der britischen Lufthansa-Tochter BMI an die British-Airways-Mutter IAG zugestimmt - obwohl damit die Nummer eins am Londoner Flughafen Heathrow die Nummer zwei schluckte. Auch die Zukäufe der Lufthansa - Swiss, Austrian Airlines und eine Beteiligung an Brussels Airlines - hätten die Wettbewerbshüter durchgehen lassen.

Vision: Nur fünf Konzerne bleiben übrig

Ryanair erwartet, dass in Europas Luftfahrtbranche auf lange Sicht nur fünf große Gesellschaften und Konzerne übrigbleiben: Neben sich selbst sehen die Iren lediglich für Lufthansa, Air France-KLM, Easyjet und die aus British Airways und Iberia entstandene IAG eine Zukunft. Aer Lingus, so wirbt Ryanair-Chef O'Leary, habe nur im Bündnis mit dem Billigflieger eine Chance. Zusammen kämen beide Gesellschaften auf fast 90 Millionen Passagiere.

Update 13.00 Uhr: EU erwartet Kontaktaufnahme von Ryanair

Die EU-Kommission erwartet von Ryanair jetzt Informationen über die geplante Übernahme. "Wenn diese Übernahme bestätigt und bei uns angemeldet wird, dann wird die EU-Kommission den Fall untersuchen", sagte der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia am Mittwoch in Brüssel. "Ich bin sicher, dass Ryanair auch bereits im Vorfeld mit uns Kontakt aufnehmen wird."

Ob die EU-Kommission wie bereits früher Vorbehalte gegen die Fusion hat, ließ der Sprecher offen: "Wir werden den Fall im Licht der aktuellen Umstände prüfen."
© dpa-AFX | 19.06.2012 22:40


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